Auch ohne Formaldehydbonus verschärfen sich Grenzwerte für Biogas-BHKW-Betreiber


Doch auch Betreiber, die den Bonus nicht erhalten, müssen bis zum 5. Februar 2019 eventuell ihre Abgastechnik anpassen. Darauf weist der Anlagenhersteller Weltec Biopower GmbH aus Vechta hin. Die gängigste Lösung sei der Wechsel des Oxidationskatalysators. „Egal für welche Technik man sich entscheidet, aufgrund der niedrigeren Grenzwerte werden die Wechsel-Intervalle von Katalysatoren zukünftig noch kürzer sein“, schreibt Weltec Biopower in seinem Hinweis.


Derzeit ist ein Beschluss der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Immissionsschutz (LAI) in aller Munde, demzufolge Biogas-BHKW-Betreiber ab dem 1. Juli 2018 strengere Formaldehyd-Grenzwerte einhalten müssen. Ansonsten können sie den Emissionsminimierungsbonus, besser bekannt als Formaldehydbonus, verlieren. Dieser LAI-Beschluss Formaldehyd aus dem Herbst 2017 sollte jedoch nicht mit den Formaldehyd-Grenzwerten aus der LAI Vollzugsempfehlung Formaldehyd verwechselt werden, die bereits im Dezember 2015 herausgegeben wurde. Die dort beschriebenen Werte gelten für die allgemeine Betriebsgenehmigung von Verbrennungsmotoren, wie zum Beispiel Biogas-BHKW. Wichtig sind sie Weltec Biopower zufolge insbesondere für baurechtliche Biogasanlagen.


Was besagt die Vollzugsempfehlung Formaldehyd?


Die Vollzugsempfehlung Formaldehyd wurde von der LAI bereits im Dezember 2015 herausgegeben. Der Empfehlung zufolge mussten viele Bestands-BHKW bereits bis Februar dieses Jahres einen Emissionswert von 30 mg je Kubikmeter Abgas erreichen. Bestands-BHKW, die bislang schon unter 40 mg Formaldehyd je Kubikmeter lagen, haben noch bis zum 5. Februar 2019 Zeit diesen Wert einzuhalten. Wer bis zum Stichtag diesen Wert nicht erreicht, riskiert die Stilllegung seines BHKW, warnt Weltec Biopower. Neue BHKW müssen bereits ab sofort 30 mg Formaldehyd je Kubikmeter einhalten. Neue BKHW, die ab dem 1. Januar 2020 in Betrieb gehen, müssen dann sogar 20 mg Formaldehyd pro Kubikmeter erreichen.


Bei der Vollzugsempfehlung kommt es auf jedes einzelne BHKW an. Das bedeutet, dass alle BHKW, die zur installierten Leistung zählen, den Grenzwert einhalten müssen.


Und der LAI-Beschluss Formaldehyd?


Um weiterhin den Emissionsminimierungsbonus zu erhalten, gelten ab dem 1. Juli 2018 die Grenzwerte des neuen LAI-Beschlusses Formaldehyd. Dadurch wird der Emissionswert von Formaldehyd von 40 mg auf 20 mg je Kubikmeter abgesenkt. Die Werte für Stickoxid (NOx) bleiben weiterhin bei 500 mg je Kubikmeter und der Grenzwert für Kohlenstoffmonoxid (CO) sinkt von 500 auf 300 mg je Kubikmeter.


Folglich müssen die BHKW-Motoren zukünftig einen niedrigeren Formaldehydwert erreichen, um auch weiterhin die Voraussetzungen für den Bonus zu erfüllen. Gleichzeitig müssen aber auch die Werte für Stickoxid und die Kohlenstoffmonoxid eingehalten werden. Einmal im Jahr muss der Betreiber messen und bestätigen lassen, dass das BHKW diese Werte im Dauerbetrieb einhält. Zudem müssen Messunsicherheiten in den Grenzwert von 20 mg je Kubikmeter mit eingerechnet werden. Dabei reicht es wie bei der Vollzugsempfehlung Formaldehyd nicht, wenn beispielsweise ein BHKW einer Biogasanlage den Grenzwert einhält, aber ein anderes BHKW nicht.


Welche Möglichkeiten bestehen bei höheren Formaldehyd-Werten?


Um einen geringeren Formaldehyd-Grenzwert einzuhalten, ist nach Angaben von Weltec Biopower oftmals ein größerer Oxidationskatalysator nötig. Je nach Bauweise könne es sein, dass man im Durchmesser beschränkt ist und dann die Tiefe verlängert werden muss, um eine Volumenvergrößerung zu erreichen. Daneben sei auch eine Investition in eine verbesserte Gasreinigung möglich. Zwar sorge die Entschwefelung nicht für bessere Formaldehydwerte, aber die Lebensdauer des neuen Katalysators werde verlängert. Mittlerweile gebe es auch einige schwefeltolerante Technologien, wofür aber wiederum noch mehr Volumen benötigt werde.


Sogenannte SCR Katalysatoren würden derzeit für eine Nachrüstung nicht empfohlen. Zum einen, weil oftmals der Bauraum dafür fehlt, aber auch, weil bei der SCR Technik vorrangig die Werte für Stickoxide (NOx) gesenkt werden. Dazu wird eine Harnstofflösung, zum Beispiel AdBlue als Reduktionsmittel benötigt. Bei der Neuanschaffung eines BHKW werde jedoch im Allgemeinen dazu geraten, zumindest den Bauraum für eine SCR Nachrüstung einzuplanen. Bislang seien die Einzelheiten einer neuen Technischen Anleitung Luft (TA Luft) aber noch nicht bekannt. Voraussichtlich werden die NOx-Grenzwerte dann aber niedriger als bisher sein und dann helfe ein SCR Katalysator, um die Richtlinien einzuhalten.


Eine dritte Möglichkeit gebe es, wenn mehrere BHKW in Betrieb seien und nur ein BHKW den neuen Formaldehyd-Wert nicht einhält. Je nach Anlagenkonzept könne man dieses BHKW entweder nachrüsten, verkaufen oder gegen ein neues BHKW ersetzen. Diese Möglichkeiten sollten aber genauestens monetär betrachtet werden, rät Weltec Biopower. Das gelte vor allem, wenn man in der Flexibilitätsprämie ist und diese bei einem BHKW-Verkauf geringer ausfallen würde und nur ein Teil durch den Formaldehydbonus kompensiert werden könne.