Kaufprämie: Stimmen nach Verlängerung des Förderinstruments werden lauter


Das teilte das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn mit. „Von den verfügbaren Mitteln sind rund 100 Mio. € verbraucht. Das entspricht einem Sechstel der Fördersumme“, sagte BAFA-Präsident Andreas Obersteller.


Das Programm, das bis Ende Juni 2019 läuft, reicht für mehr als 300.000 Fahrzeuge. Der Bund stellt 600 Mio. € zur Verfügung. Die Hersteller beteiligen sich, indem sie Käufern einen Nachlass geben. Insgesamt ist der Fördertopf so mit 1,2 Mrd. € gefüllt. Käufer eines vollelektrischen Autos erhalten 4.000 € Umweltbonus. 3.000 € sind es bei Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben.


38.146 Anträge für reine Elektrofahrzeuge – 27.866 für Plug-in-Hybride


Seit der Einführung der Prämie Anfang Juli 2016 wurden dem BAFA zufolge 38.146 Anträge für reine Elektrofahrzeuge gestellt, 27.866 für Plug-in-Hybride. Hinzu kamen 17 Autos mit einer Brennstoffzelle. Positiv: Im zweiten Jahr verdoppelte sich die Zahl der Anträge gegenüber dem ersten Jahr nahezu auf 43.005. Besonders beliebt sind emissionsarme Modelle von BMW und Volkswagen. Die beiden Hersteller führen das Ranking der Top 10 bei den Anträgen an.


Vor allem Unternehmen nutzen Kaufprämie bei E-Auto-Erwerb


Vor allem Unternehmen haben die Kaufprämie bislang wahrgenommen. Von ihnen gingen laut Bafa 34.447 Anträge ein – im Vergleich zu 30.350 Anträgen von Privatpersonen. Der Rest entfällt unter anderem auf kommunale Betriebe, Vereine und Stiftungen.


Zwar sind in Deutschland immer mehr Elektroautos unterwegs, die Zahl der Neuzulassungen stieg zuletzt deutlich. Ihr Marktanteil ist aber immer noch sehr gering. Am 1. Januar 2018 waren nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes 46,5 Mio. Autos bundesweit zugelassen, davon waren gerade einmal 53.861 Elektroautos und 236.710 Hybrid-Pkw.


Automobilwirtschaft sieht Defizite bei Ladeinfrastruktur …


Von dem Ziel, im Jahr 2020 in Deutschland eine Million Elektroautos auf den Straßen zu haben, hat sich die Bundesregierung intern schon vor einer Weile verabschiedet. Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, forderte jüngst, Deutschland müsse beim Ausbau der Ladeinfrastruktur aufholen. Zugleich sprach er sich für eine Verlängerung der Elektroauto-Kaufprämie aus: Der „Umweltbonus“ solle über den Juni 2019 hinaus fortgeführt werden. Die Autoindustrie investiert inzwischen Milliarden in die Technologie.


… Energiewirtschaft fordert ehrgeizige CO2-Grenzwerte


Die Energiewirtschaft verweist dagegen auf rund 12.500 öffentlich zugängliche Ladestellen. Bei der Ladeinfrastruktur sei die Branche in den letzten Jahren massiv in Vorleistung gegangen, erklärte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Notwendig seien ehrgeizige CO2-Grenzwerte für Autoflotten und Nutzfahrzeuge, um den Umstieg auf klimaschonende Fahrzeuge zu beschleunigen.


Verlängerung der Kaufprämie: Özdemir rechnet mit fraktionsübergreifender Mehrheit


Die SPD zeigt sich angesichts der noch schleppenden Nachfrage offen für eine Verlängerung der Kaufprämie. Es spreche viel dafür, die Laufzeit zur weiteren Unterstützung des Markthochlaufs über das Jahr 2019 hinaus zu verlängern, sagte SPD-Fraktionsvize Sören Bartol. Sinnvoll sei zudem, die Prämie für E-Taxen und leichte Elektro-Nutzfahrzeuge zu verdoppeln. So solle es für mittelständische Taxiunternehmen und Lieferdienste lukrativer werden, Flotten umzurüsten. Dafür könnten Haushaltsmittel verwendet werden, die bisher nicht abgeflossen sind.


Auch der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Cem Özdemir (Grüne), begrüßt die Idee einer Verlängerung des Programms grundsätzlich. „Ich denke auch, dass es für eine solche Verlängerung eine fraktionsübergreifende Mehrheit im Ausschuss geben wird“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.    (dpa / MBI / eigener Bericht)