Unter dem Motto „Entspannt ins Netz“ gelinge in der Eifel im Projekt Smart Country das Zusammenspiel der erneuerbaren Energien ohne aufwändigen Netzausbau, so die AEE. Wie sich eine Deponie als Brennstofflager nutzen lässt, mache die kommunale Abfallwirtschaft im hessischen Flörsheim-Wicker vor. „Die Projekte in der Eifel und im Rheingau zeigen beispielhaft: Durch Kooperation in der Region spielen die erneuerbaren Energien ihre Stärken für eine zunehmend dezentrale Energieversorgung aus“, sagte AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer.
Im Projekt Smart Country gelingt es in der Eifel durch die intelligente Kopplung verschiedener Erneuerbare-Energien-Anlagen, die Stromversorgung dezentral und stabil zu organisieren. Dank der zeitlichen Verschiebung der Stromerzeugung aus Biogas und durch technische Verbesserungen können Wind- und Solarstromanlagen vor Ort ins Netz einspeisen, ohne dass dafür neue Stromleitungen errichtet werden mussten.
Regler glätten Spannung an den Knotenpunkten wie „Ampeln“
Im 180 Quadratkilometer großen Netzgebiet wurden mehrere Sensoren verbaut, die die Stromspannung messen. Werden hier Limits überschritten, bekommt die Leitwarte ein Signal. Moderne Mittelspannungsregler können dann die Spannung an den Knotenpunkten glätten, vergleichbar mit Ampeln im Straßenverkehr.
Die verbesserte Nutzung der vorhandenen Netzinfrastruktur ist möglich, weil Biogas als steuerbarer und speicherbarer Energieträger für „Smart Country“ bereitsteht. Eine solche Flexibilität könnten prinzipiell bundesweit die rund 9.000 Biogas-Blockheizkraftwerke (BHKW) beisteuern.
Finanzielle Anreize für netzdienliches Verhalten auf Verteilnetzebene fehlen
Allerdings fehle es bisher an einem Markt, der eine flexible regenerative Stromerzeugung in Abstimmung zwischen lokalen Stromerzeugern, ihren jeweiligen Verteilnetzbetreibern und Stromhändlern nach dem Vorbild der Eifel entsprechend vergütet. Da auf der Ebene des Verteilnetzes auch die finanziellen Anreize für ein netzdienliches Verhalten der Erneuerbare-Energien-Anlagen fehlen, dürfte es vorerst bei Pilot- und Forschungsprojekten bleiben. „Das Modellprojekt in der Eifel zeigt, dass sich schon auf den unteren Netzebenen ein technisch sinnvoller lokaler Ausgleich verschiedener erneuerbarer Energien organisieren lässt“, erklärt AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer.
Deponie Flöcker-Wicker liefert bedarfsgerecht Strom und Wärme
Wie sich Biogas aus Reststoffen und Deponiegas für die flexible Stromerzeugung eignen, ohne gleichzeitig den Bedarf eines Wärmenetzes zu vernachlässigen, zeigt die kommunale Abfallwirtschaft in Flörsheim-Wicker in Südhessen. Der dortige Deponiepark ist ein erneuerbares Brennstofflager, das bedarfsgerecht Strom und Wärme liefert. Um die schwankenden Mengen und Zusammensetzungen des Deponiegases auszugleichen, können die Deponiebetreiber in Flörsheim-Wicker Deponiegas und Biogas auch vermischt in einem BHKW verbrennen.
Während der Strom in das örtliche Stromnetz eingespeist wird, gelangt die Wärme aus den BHKW seit 2013 über ein 2,2 Kilometer langes Wärmenetz zu einer Heizzentrale im benachbarten Hochheim. Mit Investitionen in zusätzliche BHKW-Kapazitäten verfolgt die Rhein-Main-Deponienachsorge das Ziel, ihre flexibel einzusetzende Leistung zur Stromproduktion weiter zu steigern.
Eine ausführliche Darstellung der beiden Projekte steht unter energie-update.de in der Rubrik Portraits bereit.