Eine einfache Antwort auf diese Fragen gibt es nicht, aber es gibt eine Reihe von interessanten Trends rund um den Service von Windkraftanlagen, die Experten der KfW-IPEX-Bank in einem „Blitz-Licht“-Papier zusammengetragen haben.
Betrieb und Wartung (O&M) von Windenergieanlagen haben sich zu einem dynamischen Markt entwickelt. Als Serviceanbieter sind neben den etablierten OEMs (z.B. Siemens/Gamesa, GE, Vestas) seit etwa zehn Jahren auch unabhängige Dienstleister aktiv geworden. Mit ihrem Markteintritt haben die unabhängigen Anbieter den Startschuss für mehr Wettbewerb gegeben – positiv für die Windparkbetreiber, die dadurch von transparenten und niedrigeren Preisen sowie größerer Auswahl profitieren. Mittlerweile werden nach den Analysen der KfW-IPEX-Experten im Marktdurchschnitt rund 40 Prozent der Windenergieanlagen durch ISPs gewartet, Tendenz steigend.
Trend geht klar zum Vollwartungsvertrag
Das Serviceangebot reicht dabei vom Basis- bis hin zum Vollwartungsvertrag. Letzterer liegt im Trend, denn er garantiert eine technische Verfügbarkeit von in der Regel 97 Prozent. Auch der Austausch von Großkomponenten wie Getriebe, Transformator, Generator und Hauptlager ist je nach Vertragsmodalität im Rundum-Sorglos-Paket enthalten.
Der Wert des globalen Onshore O&M-Marktes wird auf aktuell 14 Mrd. US-Dollar geschätzt. Infolge des kontinuierlichen Zubaus von Windkapazitäten (von aktuell knapp 500 GW weltweit auf schätzungsweise 700 GW im Jahr 2020) sowie des steigenden Flottenalters, erwarten Sektorexperten in den nächsten Jahren ein Marktwachstum von etwa 10 Prozent pro Jahr.
Servicegeschäft lockt Anbieter mit attraktiven Margen
Das Servicegeschäft lockt nicht nur mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten, sondern auch mit stabilen, planbaren Cashflows und attraktiven Margen – im Gegensatz zum reinen Verkauf von Windenergieanlagen. 2016 erwirtschafteten Vestas, Nordex und Senvion alle eine höhere EBIT-Marge im Servicebereich. Bei Nordex etwa lag sie bei 14,1 Prozent – verglichen mit 4,2 Prozent beim WEA-Verkauf. „Es ist daher kaum verwunderlich, dass OEMs ihre Marktanteile gegenüber der im vergangenen Jahrzehnt erstarkten Konkurrenz verteidigen müssen“, schreiben die KfW-Experten.
Wenn ein Windparkbetreiber zum Ende des 5- bis 20-jährigen Servicevertrags die Option auf Vertragsverlängerung hat, locken ISPs mit günstigen Konditionen, individuellen Lösungen und kurzen Kommunikationswegen. Doch auch während der Vertragslaufzeit kann ein Wechsel aus Sicht des Betreibers sinnvoll sein – zumindest nach Ablauf der zweijährigen Herstellergarantie Von den weltweit knapp 500 GW installierter Wind-Kapazität befinden sich schätzungsweise 300 GW außerhalb der Garantie („out of warranty“). Bis 2022 wird der out-of-warranty Markt nach Analystenmeinung etwa 500 GW umfassen.
Ein Wechsel während der Vertragslaufzeit setzt allerdings voraus, dass der Vertrag variable Kündigungsoptionen erlaubt, was nicht immer der Fall ist: OEMs sichern sich über ausgeklügelte Vertragspakete (mit Laufzeiten von bis zu 25 Jahren) und ohne Kündigungsmöglichkeit Exklusivität.
OEMs übernehmen unabhängige Dienstleister
Neben solchen „Knebelverträgen“ gingen OEMs zuletzt auch andere Wege, um ihr Servicegeschäft auszubauen: Die Zahl der M&A-Aktivitäten hat in den letzten Jahren beträchtliches Ausmaß erreicht. Durch die Übernahme der breit aufgestellten ISPs konnten sich einzelne OEMs zudem eine breite Marktabdeckung sichern. Vestas ist beispielsweise nach der Übernahme von Availon und UpWind faktisch in der Lage, über 50 Prozent der weltweit installierten Windenergieanlagen zu warten.
Fazit: Service als profitabler Markt – Margen werden aber unter Druck geraten
Der O&M-Markt ist profitabel und bietet Wachstumspotential für OEMs, ISPs und Betreiber. Die hohen Margen sorgen für ausreichend Wettbewerb. Dennoch: Die ausschreibungsbasierte Vergütung für Strom aus Erneuerbaren Energien mit zunehmend rückläufigen Preisen lässt den Kostendruck steigen. „Es ist davon auszugehen, dass dies auch das O&M-Geschäft mit rückläufi-gen Margen und möglichen Konsolidierungen trifft“, heißt es im Papier von KfW-IPEX.
Gleichzeitig steigen allerdings auch die Anforderungen von außen, z.B. hinsichtlich der Netzstabilität. „Wer diese Entwicklungen mitgeht, wird auch mittel- bis langfristig erfolgreich am O&M-Markt agieren können.“