Weltenergierat: Deutschland braucht erhebliche Importe synthetischer Kraftstoffe


Diese lassen sich in vielen Regionen der Welt aufgrund der besseren Standortbedingungen für erneuerbare Energien deutlich günstiger produzieren als hierzulande und anschließend exportieren. Das geht aus der Studie „Internationale Aspekte einer Power-to-X-Roadmap“ hervor, die Frontier Economics im Auftrag des Weltenergierats erstellt hat.


Erneuerbare Energien dürften nicht nur als Strom, sondern müssten auch als Gas oder flüssiger Brennstoff speicherbar sein, damit Deutschland seine ambitionierten Klimaziele erreichen könne. „Deshalb müssen wir uns viel systematischer mit der Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen beschäftigen“, sagte Rolle. „Sie werden die zweite Säule der Nutzung erneuerbarer Energien.“


Deutsche Pläne müssen international kommuniziert werden


Um internationale Zusammenarbeit anzustoßen, müsse Deutschland mit geeigneten Ländern in den Dialog treten. „Bislang sind unsere Erwartungen an die Rolle von PtX im Ausland zu wenig bekannt“, sagte Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierats-Deutschland. „Power-to-X wird nicht plötzlich da sein, seine Entwicklung braucht eine langfristige politische Strategie und eine schrittweise Skalierung. Dazu sollen die vom Weltenergierat entwickelten Elemente einer Power-to-X-Roadmap beitragen“, so Carsten Rolle.


Weltweite Power-to-X-Kapazitäten müssen massiv ausgebaut werden


Die Entwicklung eines globalen Marktes für Power-to-X aus Deutschland heraus sei eine industriepolitische Chance und klimapolitisch ein Schlüsselfaktor für ein CO2-freies Energiesystem. Der Bedarf an synthetischen Kraftstoffen könne langfristig sehr groß werden. Schätzungen zeigen, dass ein globaler Markt für grüne synthetische Brenn- und Kraftstoffe langfristig (2050 und darüber hinaus) eine Größenordnung von 10.000 bis 20.000 TWh im Jahr erreichen kann, was ungefähr der Hälfte der heutigen weltweiten Nachfrage nach Rohöl entspricht. Die dafür erforderliche Erzeugungskapazität, wie z.B. durch Elektrolyseure zur Herstellung von Wasserstoff, allein könne leicht zwischen insgesamt 3.000 und 6.000 GW liegen, heißt es in der Studie. Bisher seien nur Elektrolyseanlagen mit einer Kapazität von rund 20 GW installiert.


Norwegen, Chile, Australien, Marokko und Saudi-Arabien sind als Partner vielversprechend


Vielversprechende Partnerländer hat der Weltenergierat auf allen Kontinenten identifiziert. „Vorreiter wie Norwegen haben die technologische Umsetzung frühzeitig vollzogen und bereits erste Handelsbeziehungen aufgebaut“, nennt Rolle als Beispiel. „Mittelfristig stehen sogenannte ´Hidden Champions` wie Chile bereit, die über passende wirtschaftliche und regulatorische Rahmenbedingungen verfügen, um PtX-Projekte schnell zu entwickeln. Auch Länder wie Australien, Marokko und Saudi-Arabien verfügen über ausreichend Ressourcen, um zur Diversifizierung des Marktes beitragen.“


Voraussetzung für einen internationalen PtX-Markt sei die Weiterentwicklung der Technologie und eine schrittweise Skalierung, wodurch sich eine erhebliche Kostenreduktion realisieren ließe. Das schließt der Studie zufolge auch größere Demonstrationsvorhaben und Erprobungen in Reallaboren und Modellregionen mit ein. Darüber hinaus sei die Schaffung von gleichen Wettbewerbsbedingungen für synthetische Kraftstoffe gegenüber konventionellen Brennstoffen aus Öl und Gas erforderlich.