Nach Auskunft der Stadtwerke soll von Mieterseite großes Interesse an dem neuen Angebot bestehen. „Bei den Vermietern als Gebäudeeigentümer müssen wir oft noch Überzeugungsarbeit leisten“, räumt Müller ein. Denn das Mieterstrommodell braucht drei Partner: Die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck errichten auf dem Dach des Mietshauses eine Photovoltaikanlage und schließen anschließend mit den dort lebenden Mietern Verträge zur Nutzung des erzeugten Sonnenstroms.
Mieterstrompreis muss zehn Prozent unter Grundversorgungs-Tarif liegen
Da dafür keine öffentlichen Stromleitungen genutzt werden, entfallen mit Ausnahme der EEG-Umlage alle weiteren Abgaben und Netznutzungsgebühren. „Dadurch lassen sich die Investitionen für die Anlagen decken und den Mietern obendrein ein interessantes Stromangebot machen, das sogar gesetzlich geregelt ist. Mindestens zehn Prozent unter den Tarifen der Grundversorgung muss der Strompreis liegen. Und das für die nächsten 20 Jahre“, so Müller. Scheint die Sonne nicht oder deckt der erzeugte Ökostrom den Bedarf nicht, stellen die Stadtwerke Strom aus dem öffentlichen Netz bereit. Um alles weitere kümmern sich allein die Stadtwerke. „Die Mieter sparen, der Eigentümer wertet seine Immobilie auf und bietet Wohnungsinteressenten einen attraktiven Zusatznutzen – eine runde Sache“, so Müller.
Erstes Mieterstromprojekt wird bereits umgesetzt
Das erste Mieterstromprojekt setzen die Stadtwerke zurzeit mit der Wohnungsgenossenschaft Hermsdorf/Thüringen in einem ehemaligen Jugendwohnheim um, das aktuell kernsaniert wird und ab 2019 barrierefreies Wohnen für Senioren ermöglichen soll. Auf dem Flachdach des Gebäudes installieren sie eine Solarstromanlage mit einer Leistung von 50 kWp. Sie soll jährlich rund 47.500 Kilowattstunden Sonnenstrom für die 70 Mieter produzieren.
Großes Mieterstrom-Potenzial in Thüringen
„Bei Neubauten oder einer Kernsanierung wie in Hermsdorf lohnt es sich in jedem Fall, die Option Mieterstrom zu prüfen“, so Müller weiter. Das Potenzial für Mieterstrom ist in Thüringen groß. Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz geht von 11.000 Wohngebäuden aus, die sich für dieses Modell eignen.