Thyssenkrupp erzeugt erstmals Methanol aus Hüttengas


Die erste Methanolproduktion fand im Carbon2Chem Technikum statt, einer Pilotanlage, in der Laborergebnisse unter industriellen Praxisbedingungen mit Hüttengasen aus dem Regelbetrieb des Stahlwerks erprobt werden. Die Arbeiten sollen die Grundlage für eine mögliche Überführung in den großtechnischen Maßstab bilden. Die Arbeiten sind Teil des Projekts Carbon2Chem, das vom Bundesforschungsministerium mit rund 60 Mio. € gefördert wird.


20 Mio. Tonnen CO2-Emissionen wirtschaftlich nutzbar machen

Die Technologie könne, wenn sie großtechnisch umgesetzt wird, rund 20 Mio. Tonnen der jährlichen CO2 Emissionen der deutschen Stahlbranche wirtschaftlich verwertbar machen. Zudem sei sie auch in anderen CO2-intensiven Industrien einsetzbar, heißt es.


Carbon2Chem basiert darauf, dass Hüttengase wertvolle chemische Elemente enthalten, darunter Kohlenstoff in Form von Kohlenmonoxid und Kohlendioxid (CO2), Stickstoff und Wasserstoff. Damit eignen sie sich für die Produktion von kohlen- und wasserstoffhaltigem Synthesegas, einem Vorprodukt, aus dem unterschiedliche Chemikalien hergestellt werden. Beispiele sind Ammoniak, Methanol, Polymere oder höhere Alkohole. Bislang werden entsprechende Synthesegase in der Chemie aus fossilen Energieträgern wie Erdgas oder Kohle gewonnen. Carbon2Chem wandelt nicht nur das in den Stahlwerksemissionen enthaltene CO2 um, sondern spart auch das CO2 ein, das bisher beim Erzeugen von Synthesegas aus fossilen Kohlenstoffträgern entsteht.


Weltweit kommen 50 Stahlwerke für Carbon2Chem in Frage

Neben einer Gasreinigung und einer Wasserelektrolyse von thyssenkrupp umfasst das Technikum diverse Laborräume, die teilweise bereits von Projektpartnern genutzt werden: Die Covestro AG wird in einem Labor die Produktion von Isocyanaten erforschen. Clariant hat den Katalysator für die Methanolherstellung, Katalysatoren und Adsorbentien genannte Chemikalien für die Gasreinigung geliefert. Die Fraunhofer-Gesellschaft wird drei Labore betreiben. Auch das Max-Planck Institut wird im Technikum aktiv werden. thyssenkrupp hat nach eigenen Angaben 33,8 Mio. € in das Technikum investiert. Hinzu kommen 8,5 Mio. € aus der Fördersumme des BMBF für Ausstattung und Nutzung.


Weltweit gibt es etwa 50 Stahlwerke, die für Carbon2Chem in Frage kommen. Interesse gebe es auch daran, wie die Technologie auch auf andere CO2-intensive Branchen übertragen werden kann. Carbon2Chem ist ein von thyssenkrupp zusammen mit Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft koordiniertes Großprojekt mit 15 weiteren Partnern aus Forschung und Industrie.