Umfrage: Die Deutschen schätzen Ladezeiten von E-Autos höher ein als sie tatsächlich sind


„Zuhause oder am Arbeitsplatz, wo 80 Prozent aller Ladevorgänge stattfinden, ist das also kein Problem“, so Andreas Pfeiffer, Spezialist für Elektromobilität und verantwortlich für den bereich E.ON Drive bei E.ON. Die Schnellladezeiten mit Gleichstrom (DC) schätzen 63 Prozent der Umfrageteilnehmer auf über eine Stunde. Tatsächlich reichten je nach Akkukapazität aber 30 bis 60 Minuten für eine Vollladung. Für 37 Prozent der Befragten wäre das auch eine akzeptable Ladezeit für das Laden unterwegs auf längeren Strecken. Weitere 42 Prozent wäre mit 10 bis 30 Minuten zufrieden – also genau der Ladezeit, die die neueste Generation von Ultraschnellladern für kompatible Fahrzeuge braucht.


Mehr Ladestationen als angenommen

Gefragt danach, wie viele Ladestationen es ihrer Meinung nach in Deutschland gibt, zeigt sich laut E.ON, dass der Mythos „zu wenig Ladestationen“ tatsächlich weit verbreitet ist. 70 Prozent der Autofahrer glauben, dass bundesweit weniger als 3.000 Ladestationen zur Verfügung stehen.


Weitere 20 Prozent tippen auf unter 6.000 Ladestationen. „Betrachtet man öffentliche Ladestationsplattformen, die E-Auto-Fahrer täglich nutzen, um Ladestationen im Umkreis zu finden, sprechen wir derzeit von mehr als 13.000 Ladestationen“, ergänzt Pfeiffer.


Reichweiten deutlich unterschätzt

Knapp 50 Prozent der befragten Autofahrer schätzen die Reichweite von Elektroautos auf deutlich unter 200 km. Tatsächlich verfügen die aktuellen Modelle über eine realistische Reichweite zwischen 200 und 300 km, heißt es. Das wüssten immerhin 31 Prozent der Umfrageteilnehmer. Für die meisten Befragten sei das aber noch zu wenig.


Über 40 Prozent der Befragten geben an, dass ein E-Auto mit einer Vollladung mindestens 450 km weit kommen muss. Je älter die Befragten sind, desto häufiger sind hohe Reichweiten für sie ein Muss und auch Diesel-Fahrer wünschen sich vermehrt Reichweiten von über 450 km. Am extremsten sind die E-Auto-Gegner: Hier fordert knapp ein Drittel sogar Reichweiten von mehr als 500 km – und das, obwohl fast alle Befragten am Tag durchschnittlich weniger als 100 km mit dem Auto zurücklegen.


Verkaufszahlen von E-Autos bleiben auch in Österreich weiter unter den Erwartungen

Eine neue Studie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ist unterdessen zu dem Ergebnis gekommen, dass Individualismus die Verkaufzahlen von Elektroautos bremst. Denn obwohl Elektroautos günstiger und deren Reichweiten größer werden und die Ladestationen sich allerorten mehren, bleiben die Verkaufszahlen weiter unter den Erwartungen von Industrie und Politik.


„Die Politik setzt zahlreiche Anreize zum Umstieg, wie monetäre Förderungen beim Elektroautokauf, kostenlose Ladestationen oder eigene Parkflächen“, so Alfons Priessner, der die Daten aus der Studie „Erneuerbare Energien in Österreich“ zur so genannten „adoption“ von Elektroautos analysiert hat. Die Befragung wurde im Oktober 2016 in Kooperation mit der WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie durchgeführt. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, weiter mit einem konventionell betriebenen Fahrzeug unterwegs sein zu wollen und kein Kaufinteresse an einem Elektrofahrzeug zu haben (non-adopters).