Elektromobilität: Wie sich Energieversorger einen Vorsprung am Markt sichern


Bis 2025 sei mit mehr als einer Million E-Autos auf deutschen Straßen zu rechnen, heißt es in dem Report „Utilities: Lead the Charge in eMobility“. Der Verkauf von Kilowattstunden allein berge bis 2040 ein Potenzial von 150 Mrd. €. Aufgrund der geringen Gewinnmarge sollten Energieversorger den Verkauf von Strom jedoch nur als eine Komponente innerhalb eines umfassenden Servicepakets betrachten.


Weitere 30 Mrd. € könnten deutsche Energieversorger generieren, wenn es ihnen gelinge, Angebote wie Remote-Ladevorgänge, heimische Ladestationen, Bezahlungsabwicklung und die Finanzierung der E-Auto Anschaffung auf einer Plattform gesammelt anzubieten und so die gesamte Kundenerfahrung zu begleiten und zu verbessern.


Laut der Accenture-Studie, bei der 500 Verbraucher in Deutschland befragt wurden, stehen Umweltschutz und erhoffte Kostenersparnisse im Zentrum der Kaufentscheidung, wenn es um E-Autos geht. Die Hälfte (54 Prozent) der zukünftigen E-Auto Besitzer würde auf Elektromobilität umsteigen, um langfristig Geld zu sparen, heißt es. Obwohl es stetig zu Fortschritten in der Batterietechnik kommt und neue Leasingmöglichkeiten angeboten werden, bleiben sowohl die Anschaffungskosten als auch heimische und öffentliche Lademöglichkeiten ein Hemmnis für den Erwerb eines E-Autos. 86 Prozent der deutschen Verbraucher, die angaben, künftig ein E-Auto besitzen zu wollen, planen, dieses hauptsächlich von zuhause aus zu laden. Allerdings besitzt nur die Hälfte der Befragten (52 Prozent) eine eigene Garage.


„Unternehmen, denen es gelingt, E-Mobilität einfach und bezahlbar zu gestalten, werden nicht nur den Umstieg auf E-Autos beschleunigen, sondern können sich auch branchenübergreifende Vorteile sichern“, sagt Tobias Gehlhaar, Geschäftsführer des Bereichs Energiewirtschaft bei Accenture. Unter der Berücksichtigung, dass Kunden ihre Kaufentscheidungen zunehmend anhand von Unternehmenswerten wie etwa dem Umweltschutz treffen, sei das besonders wichtig, so Gehlhaar. „Unternehmen, die über ein tiefes Verständnis des Energiemarkts und dessen Regeln und Regulatorien verfügen, schlau investieren und gezielte Angebote entwickeln, können auf diesem Markt erfolgreich sein. Aber, das wird ein hohes Maß an Fokus, Investitionsorientierung und Konsequenz erfordern,“ meint Gehlhaar.


Voraussetzungen: Kundenbedürfnisse verstehen, am Mehrwert orientieren, Konkurrenz abhängen

Wenn es Versorgungsunternehmen gelingt, Kundenbedürfnisse zu verstehen, sich am Mehrwert zu orientieren und die Konkurrenz abzuhängen, werden sie Accenture zufolge im Elektromobilitätsmarkt wachsen können. Konkret bedeute dies, dass Energieversorger im Dialog mit den Kunden ein gutes Verständnis dafür entwickeln, was Kunden motiviert oder daran hindert, auf E-Mobilität umzusteigen. So können sie die Kundenwünsche mit Blick auf E-Mobilität analysieren sowie ihre Services entsprechend ausrichten und verbessern.


Am Mehrwert orientieren bedeute, dass die führenden Energieversorger einen Plattform-Ansatz nutzen und auf Partner setzen werden, die ihren Kunden Mehrwert bieten können. Dazu zählen dem Beratungsunternehmen zufolge u.a. Automobilhersteller und -händler, Flottenbetreiber, Betreiber von Ladestationen und Parkflächenbetreiber. Energieversorger sollten Anreize für ihre Ökosystem-Partner schaffen und dafür sorgen, dass die Besitzer von E-Autos profitieren und so die Wertschöpfung für alle beteiligten Ökosystem-Partner steige.


Wenn es darum gehe, die Konkurrenz abzuhängen, sollten zukunftsorientierte Versorgungsunternehmen nach Ansicht von Accenture strategisch in ein Service-Portfolio investieren, um den Besitz und die Nutzung von Elektroautos zu vereinfachen und so Hindernisse für ihre Akzeptanz zu beseitigen. Dabei dürften Elektrofahrzeuge nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines breiteren Spektrums neu entstehender Wachstumsmöglichkeiten wie dezentraler Energieversorgung und Connected Home verstanden werden – mit einem Fokus auf der weiteren Integration von Services. Das Rennen um Elektromobilität werde letztlich durch eine Kombination aus Geschwindigkeit und Wertschöpfung gewonnen, so die Studienautoren.


Das Accenture Research-Programm „Utilities: Lead the Charge in eMobility” basiert auf einer Wert-Szenario-Modellierung auf geografischer Ebene und einer Umfrage von 6.000 Verbrauchern in Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Schweden, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Die Umfrage wurde zwischen August und Oktober 2018 durchgeführt.