Offshore-Photovoltaik zur Verringerung von Flächenkonkurrenzen an Land


Seit November habe das System bereits die ersten Winterstürme überlebt, berichtet das Technologie-Startup. „Das erste Offshore-Solarsystem für die offene See der Welt ist nunmehr eine Tatsache und macht uns zu einem Pionier in der Offshore-Solarstromerzeugung“, sagt Allard van Hoeken, Gründer und CEO von Oceans of Energy.


Eine saubere Energieerzeugung ohne Landnutzung sei jetzt und in Zukunft notwendig, heißt es bei Oceans of Energy – und mitnichten nur dort. Das Unternehmen adressiert ein Thema, das im Zuge der europäischen Energiewende immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wie kann der Umstieg auf Erneuerbare bei einer wachsenden Flächenkonkurrenz gelingen? Gerade in dicht besiedelten Küstenregionen wie den Niederlanden ist der Platz an Land begrenzt und wird für Wohnen, Erholung, Industrie, Straßen oder Landwirtschaft benötigt, führt das Unternehmen aus. Aber auch in Deutschland spitzt sich der Kampf um die Flächen immer mehr zu, der Streit um die Windkraft-Abstandsregelungen macht dies beispielhaft deutlich.


Die möglichen Lösungen auf die Herausforderungen gewinnen erst langsam an Kontur. In Deutschland etwa setzt das junge Unternehmen Next2Sun auf vertikale bifaciale Solarmodule. Durch die senkrechte Montage der rahmenlosen Glas-Glas Module liegt die überbaute Fläche bei unter einem Prozent, heißt es beim Unternehmen. Die Lösung erlaubt die gleichzeitige landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Fläche.


Vertikale PV, künstliche Inseln: Ideen zur Senkung von Flächenkonkurrenz


In Dänemark plant die Regierung nach einem Bericht des „World News Monitor“ den Bau einer künstlichen Insel, die von Offshore-Windparks umgeben ist. Die Rede ist von einer Leistung von bis zu 10 GW, die Stromertrag wäre ausreichend, um 10 Mio. europäische Haushalte zu versorgen, heißt es. Auch ein solches Konzept wäre geeignet, die Flächenkonkurrenz an Land zu reduzieren.


Für die Offshore-Solarparks würde zudem sprechen, dass sie anders als viele Windparks auf dem Meer in den meisten Fällen vom Ufer aus nicht sichtbar wären, heißt es bei Oceans of Energy. Ohne Offshore-Solaranlagen werde es beispielsweise aus Mangel an Land nicht möglich sein, den gesamten Energiebedarf in den Niederlanden mit erneuerbaren Energien zu decken. Selbst in den günstigsten Szenarien werde die Summe aus landgestützter Solar- und Windenergie zusammen mit einem maximalen Beitrag der Offshore-Windenergie nicht die Hälfte des gesamten Energiebedarfs erreichen. Offshore-Solaranlagen dagegen könnten die Hälfte des gesamten niederländischen Energiebedarfs decken und gleichzeitig weniger als 5 Prozent der niederländischen Nordsee nutzen. Und diese 5 Prozent befänden sich innerhalb der Flächen bestehender und geplanter Offshore-Windparks.


Offshore-PV zwischen Offshore-Windkraftanlagen: Verfünffachung der Energieerzeugung


Offshore-Solaranlagen böten große Vorteile bei der Nutzung der gleichen Meeresfläche wie Offshore-Windparks. Wenn Solarmodule im Seeraum zwischen den Turbinenfundamenten schwimmen, werde auf der gleichen Fläche die fünffache Energie erzeugt. Außerdem böten Sonne und Wind zusammen eine stabilere und kontinuierlichere Stromversorgung, da es im Winter windiger und im Sommer sonniger ist. Weitere Synergien ergeben sich laut Oceans of Energy durch die gemeinsame Nutzung von Komponenten wie dem Netzanschluss an Grundstücke, Wartungs- und Montagearbeiten. Es werde erwartet, dass die Offshore-Solaranlagen das gleiche Kostenniveau erreichen wie die Offshore-Windenergie, heißt es beim Unternehmen.


Die Technologie soll auch der Umwelt zum Vorteil gereichen. Hierzu erforsche man gemeinsam mit Universitäten und Forschungseinrichtungen weitere Ansatzpunkte zur Unterstützung des Ökosystems. Offshore-PV-Anlagen böten Chancen für die Fischereiindustrie, da die schwimmenden Plattformen als schützender Lebensraum für Jungfische dienten. Außerdem könnten die Plattformen das Wachstum von Muscheln und Algen auf See erleichtern. Oceans of Energy arbeite bei entsprechenden Forschungsprojekten aktiv mit der Aquakultur-Industrie zusammen.


„Unser nächstes Ziel ist die Erweiterung auf ein MW, das modulare System ist so konzipiert, dass wir die Anlagen auf 100 MW und mehr ausbauen können“, sagt van Hoeken. „Derzeit befinden wir uns auf dem Weg zur nächsten Phase, der Upscaling-Phase. Wir erhöhen jetzt die erforderlichen Investitionen.“


Im Jahr 2017 haben sechs niederländische Unternehmen und Forschungseinrichtungen, darunter TNO, Marin, ONE-Dyas und Oceans of Energy, mit der Entwicklung, dem Bau, der Erprobung und dem Betrieb der weltweit ersten schwimmenden Offshore-Solaranlage auf offener See begonnen. Die ersten 8,5 kW des modularen Systems sind nun in der Nordsee installiert, in den kommenden Monaten soll die Anlage auf 50 kW erweitert werden und dann ein Jahr im Betrieb getestet werden.