Die Stromerzeugung aus Klärgas auf Kläranlagen könnte zum Gelingen der Energiewende beitragen. Allerdings wurden die Potenziale der Klärgas-Verstromung bisher noch nicht voll ausgeschöpft, da der so erzeugte Strom vor allem für den Eigenbetrieb der Kläranlagen genutzt wird, berichtet das Umweltbundesamt (UBA).
Die Betreiber von Kläranlagen investieren viel, um ihre Anlagen zu erhalten und zu modernisieren. Um Gebührenerhöhungen zu vermeiden, versuchen Abwasserentsorger bereits jetzt, steigende Betriebskosten durch Maßnahmen im energetischen Bereich zu kompensieren, erklärte das UBA. Der Fokus liege dabei auf einer Steigerung der Energieeffizienz unterschiedlicher Geräte und der Erhöhung der Eigenstromerzeugung.
Klärgas könnte auch in anderen Bereichen genutzt werden
Durch die Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren – insbesondere die des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) und die strategischen Entwicklungen im Strommarktdesign – ist die inflexible Eigenstromerzeugung laut UBA perspektivisch aber nicht mehr das optimale betriebswirtschaftliche Verhalten auf dem Strommarkt. Klärgas könne prinzipiell eine flexibel einsetzbare erneuerbare Ressource sein, die in allen Anwendungsbereichen einen Beitrag zur Energiewende leisten kann.
Die Experten des UBA gehen davon aus, dass bei Kläranlagen im Elektrizitätssektor noch deutliche, ungenutzte Potenziale von ca. zwei TWh/a bestehen. Das gesamte energetische Potenzial falle mindestens doppelt so hoch aus. Die Erzeugung von weiteren zwei TWh/a Grundlaststrom scheint aus systemischer Sicht mittel- und langfristig kein sinnvoller Beitrag zur Energiewende zu sein, so das UBA. Jedoch könne das generierte Klärgas vielfältig eingesetzt werden, beispielsweise im Wärme- und Kältesektor sowie im Transportsektor.
Energieeffiziente Lösungen sollten mehr berücksichtigt werden
Eine Möglichkeit zur Nutzung von Klärgas sieht das UBA in Power to Gas (PtG)-Anlagen. Momentan lohne sich der Betrieb solcher Anlagen noch nicht, da die PtG-Anlagen noch nicht wettbewerbsfähig sind. Allerdings sollte diese Möglichkeit auf Grund der langen Planungshorizonte in der Abwasserentsorgung dem Umweltbundesamt zufolge frühzeitig als eine energieeffiziente Lösung berücksichtigt werden.
Denkbar sei auch, dass Abwasserbehandlungsanlagen zukünftig auch netz- und marktdienlich betrieben werden können und somit eine weitere Alternative zur Bereitstellung von Regelenergie bieten. Dies hänge aber auch davon ab, ob die benötigte Technik auf den Kläranlagen vorhanden ist und ob Abwasserentsorger als kommunale Unternehmen unternehmerisch agieren können und sollen.