Aber nicht nur die heranrückende Post-EEG-Phase könnte dem Thema zusätzlichen Schub verleihen: Anfang des Jahres hat das Umweltbundesamt sein neues Regionalnachweisregister gestartet. Die RheinEnergie und die Stadtwerke Soest haben vor diesem Hintergrund nun eine webbasierte Plattform entwickelt. Sie soll ab diesem Jahr als White-Label-Lösung für Stadtwerke in Deutschland angeboten werden.
Stromkunden sollen in Zukunft die Möglichkeit haben, Strom direkt von einer Erzeugungsanlage in ihrer Region zu beziehen, heißt es seitens der beiden Versorger. Als regional gilt dabei eine Erzeugungsanlage, wenn diese in einem Umkreis von 50 km für den Kunden erreichbar ist. Der Stadtwerkekunde könne mithilfe der neuen Plattform seinen individuellen Strommix aus Erzeugungsanlagen in der Region zusammenstellen. Zudem habe er die Möglichkeit, den Einspeiseverlauf und die Abdeckung seines Strommixes aus den gewählten Anlagen nachzuvollziehen.
„Bis auf die steigende EEG-Umlage auf der Stromrechnung ist die Energiewende an den meisten Stromkunden bislang vorbeigegangen. Mit unserer neuen Regionalstromplattform ‚stromodul – die lokalstrombörse‘ wollen wir die Energiewende für die Kunden greifbar machen. Indem sie ihren individuellen Strommix aus ihren Wunschanlagen in der Region zusammenstellen, schafft die Plattform zudem Akzeptanz für diese Anlagen“, sagt Andreas Schmitt, Leiter Portfoliomanagement bei der RheinEnergie Trading GmbH. Die RheinEnergie und die Stadtwerke Soest administrieren die Plattform und vermarkten die Erzeugungsanlagen. Das Stadtwerk bleibt dabei der Vertragspartner seines Kunden.
Regionalstrom: „Integrationsaufwand für White-Label-Kunden gering halten“
„Bei der Konzeption von stromodul war uns sehr wichtig, den Integrationsaufwand für den White-Label-Kunden möglichst gering zu halten“, betont Mirko Paul, Leiter Portfoliomanagement bei den Stadtwerken Soest GmbH. „Mit der Plattform liefern wir unseren Kunden eine einfach umsetzbare Lösung für ein regionales und nachhaltiges Stromprodukt.“ Mit ausgewählten Pilotkunden soll der Live-Betrieb Mitte 2019 starten. Unmittelbar danach soll die Plattform allen Interessierten angeboten werden.
Teil der Kooperation ist auch die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung im VKU (ASEW). Diese werde die Plattform in ihren Produktkatalog mitaufnehmen. Außerdem hat das Stadtwerk die Möglichkeit, über die ASEW Marketing- und Zertifizierungsdienstleistungen zur Produktabwicklung zu beziehen.
ASEW übernimmt Verwaltung der Konten im Herkunftsnachweisregister
Das neue ASEW-Angebot umfasst nach Angaben des Effizienznetzwerks neben Beratungsleistungen zur Einführung und Umsetzung eines Regionalstrom-Produktes unter anderem die Dienstleistung der Beschaffung der Herkunftsnachweise (HKN) und der Verwaltung der Konten im Herkunftsnachweisregister (HkNR) beim UBA. Hinzu komme die Abwicklung aller mit den neuen Regionalnachweisen verbundenen Pflichten. Auch die Auswahl geeigneter Direktvermarkter fällt in das Servicespektrum, mit dem die ASEW potenzielle Interessenten am Thema Regionalstrom adressiert. Die Entwicklungsarbeit für ein neues Stromprodukt werde durch die Unterstützung der ASEW deutlich reduziert und ein regelkonformes Angebot sichergestellt, heißt es.
Ziel der Kooperation von ASEW, RheinEnergie und den Stadtwerken Soest sei es, dem Thema Regionalstrom Schwung zu geben. „Das eigene Alleinstellungsmerkmal deutlich zu machen, ist heute mehr denn je zentral für den eigenen Erfolg“, betont Torsten Brose, Leiter Vertriebslösungen bei der ASEW. Prädestiniert hierfür seien gerade regionale Stromangebote, die auch tatsächlich von identifizierbaren Anlagen vor Ort gespeist werden. „Unser Ansatz bietet regionalen Energieversorgern die Möglichkeit, unkompliziert und doch umfassend entsprechende Angebote auszurollen.“
Regionalstrommodelle mit oder ohne Blockchain
Eine Reihe von Regionalstrommodellen gibt es bereits. Im Falle des Tal.Markt.Modells der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) kommt die Blockchain-Technologie zum Einsatz. Technologisch basiert das Angebot der WSW auf „Elblox“, einer von Axpo betriebenen Blockchain-basierten Peer-to-Peer Plattform. In der Plattform laufen dabei sämtliche Daten in Bezug auf Produktion, Verbrauch und vertragliche Beziehungen zwischen den Teilnehmern der Plattform zusammen. Die Blockchain stellt sicher, dass die Informationen zur Produktion und deren Vermarktung für jede Anlage dokumentiert sind. So lässt sich jede produzierte kWh eindeutig einem Verbraucher zuordnen – der Herkunftsnachweis ist damit gewährleistet. Andere Projekte wie „BiberEnergie“ greifen nicht auf die Blockchain-Technologie zurück.