„Beim ambitionierten Ausbau der Recyclinginfrastruktur für Lithium-Ionen-Batterien können im Jahr 2030 rund zehn Prozent und im Jahr 2050 sogar 40 Prozent des weltweiten Bedarfs dieser Rohstoffe für die Elektromobilität durch Batterierecycling gewonnen werden“, erklärte Matthias Buchert vom Öko-Institut vergangene Woche anlässlich der Vorstellung aktueller Prognosen des Forschungsprojektes „Fab4LiB“ zur Entwicklung der Elektromobilität und dem damit verbundenen Rohstoffbedarf.
Fast die Hälfte des weltweit verbrauchten Lithiums wird aktuell für die Produktion von Batterien genutzt. Davon entfielen auf Akkus für die Elektromobilität rund 10.000 Tonnen, heißt es in einer aktuellen Kurzstudie des Öko-Instituts. Im Jahr 2030 könnten dann schon fast 240.000 Tonnen Lithium für die globale Elektromobilität benötigt werden. Etwa zehn Prozent des Bedarfs könnten dann bereits durch Sekundärmaterial aus Altbatterien abgedeckt werden, erwarten die Experten. Im Jahr 2050 könnte der Lithiumbedarf der Elektromobilität bis auf 1,1 Mio Tonnen steigen. Durch konsequente Sammlung und das Recycling von Altbatterien könnten dann bis zu 40 Prozent des Bedarfs durch Recyclingmaterial abgedeckt werden – also etwa 440.000 Tonnen.
Kobalt-Bedarf der Elektromobilität könnte von 20.000 Tonnen auf 400.000 Tonnen bis 2030 steigen
Bei Kobalt lag der weltweite Bedarf der Elektromobilität laut Öko-Institut im Jahr 2016 bei rund 20.000 Tonnen. Bis 2030 dürfte sich der Bedarf für die Batterieproduktion von Elektrofahrzeugen auf rund 400.000 Tonnen deutlich erhöhen. Für 2050 rechnen die Experten dann mit einer weiteren Verdopplung der benötigten Kobaltmenge auf 800.000 Tonnen. Durch das Recycling alter Lithium-Ionen-Batterien aus Elektrofahrzeugen könnten bei „sehr hohen Sammel- und Rückgewinnungsquoten“ 2030 rund zehn Prozent also etwa 40.000 Tonnen zum Gesamtbedarf von Kobalt in der Elektromobilität beitragen. Im Jahr 2050 soll die Menge laut Schätzungen der Wissenschaftler dann sogar bei rund 320.000 Tonnen liegen, was einem Anteil von rund 40 Prozent des Kobaltbedarfs abdecken würde.
Insbesondere in Europa könne möglichen temporären Verknappungen von Lithium, Kobalt und Nickel durch die Bereitstellung von Schlüsselrohstoffen aus dem Batterierecycling entgegengewirkt werden, so das Öko-Institut. Mit Hilfe der Sekundärmaterialien könnte die derzeit sehr starke Abhängigkeit der europäischen Industrie von außereuropäischen Rohstofflieferanten für diese Schlüsselmaterialien stark reduziert werden.
Gerade für den vorgesehenen Aufbau einer eigenen deutschen bzw. europäischen Herstellung von Lithium-Ionen-Zellen in größeren Dimensionen in Form sogenannter Gigafactories sei ein europäisches Standbein für die Rohstoffversorgung strategisch wichtig, sind die Experten überzeugt. Da Europa einer der Hauptabsatzmärkte für Elektrofahrzeuge werden soll, müsse mit zunehmend großen potentiellen Sekundärrohstoffquellen für Lithium, Kobalt, Nickel etc. auf den europäischen Straßen gerechnet werden.
Aus Sicht des Öko-Instituts ist für den Ausbau des Batterierecyclings im Bereich der Elektromobilität auch eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen in Europa notwendig. Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Elektromobilität müssten die Anforderungen in der EU-Batterierichtlinie dringend angepasst und optimiert werden, heißt es in der Studie weiter.
Weltweite Kapazität zur Produktion von Lithium-Batterien aktuell bei rund 300 GWh im Jahr
Gegenwärtig liegt die Kapazität zur Produktion von Lithium-Batterien weltweit bei rund 300 Gigawattstunden im Jahr. Je nach Szenario steigt der Bedarf an Batterien für die Elektromobilität bis 2030 auf 1.000 bis 1.500 Gigawattstunden an, so die Prognose des Öko-Instituts. Bis 2050 müsse sogar mit notwendigen Jahreskapazitäten von bis zu 6.600 Gigawattstunden gerechnet. Um diese Menge an Batterien herzustellen, seien insgesamt 220 Gigafabriken notwendig. Allein für Europa rechnen die Experten mit einem Bedarf von mehreren Dutzend solcher Fabriken.