Auf diese Weise lasse sich bereits während der Abwasserbehandlung Phosphor aus Klärschlamm zurückgewinnen, teilte die EPFL mit. Derzeit werde eine große Pilotanlage errichtet. Das System soll 2022 in einer Kläranlage installiert werden.
Das Verfahren komme ohne vorherige Trocknung oder weitere Vorbehandlung des Schlamms aus, erklärte Treatech-Chef Frédéric Juillard. Der Schlamm werde in einen Hochdruck-Hochtemperaturabscheider geleitet, wo er in einen superkritischen Zustand, das heißt zwischen Flüssigkeit und Gas, übergeht. Die dort vorherrschenden Druckund Temperaturverhältnisse lägen bei über 22,1 Megapascal (MPa) beziehungsweise 400 Grad Celsius. Dadurch werde die Löslichkeit des Phosphors und der Mineralsalze so stark reduziert, dass sie zu Feststoffen kristallisieren, die sich leicht abtrennen lassen. „Über 90 Prozent des Phosphors können zurückgewonnen werden“, sagte Juillard.
Wie die Schweizer Hochschule weiter ausführte, verfügen einige Kläranlagen bereits über Systeme, um aus Klärschlamm Biogas zu gewinnen. Dabei können allerdings nur 40 bis 50 Prozent der organischen Substanz verwertet werden, sagte der Technik-Chef von Treatech, Gaël Peng. Der verbleibende Gärrest werde getrocknet und verbrannt, was erhebliche Kosten verursache und einen hohen Energieeinsatz erfordere. „Die Schlammaufbereitung und -entsorgung macht rund 40 Prozent der Gesamtbetriebskosten einer Kläranlage aus“, so Peng. Treatech wollte daher die Erzeugung von Biogas in sein System integrieren, um Anlagenbetreibern zu helfen, Kosten zu senken.
Neuartiger Reaktor nutzt Ruthenium als Katalysator
Das Unternehmen hat nach Angaben der EPFL im Schweizer Paul-Scherrer-Institut einen Projektpartner gefunden, der einen neuartigen Reaktor entwickelt habe. Dieser nutze Ruthenium als Katalysator und erreiche so eine fast vollständige Umwandlung des Klärschlamms in Biogas. Das dabei entstehende Wasser sei ungiftig und könne direkt in kommunale Wassersysteme zurückgepumpt werden. Darüber hinaus spare die Technologie Zeit, erklärte die Hochschule. Demnach könnten die Reaktoren den Schlamm in nur 20 Minuten in Biogas umwandeln, während bestehende Vergärungsanlagen etwa 30 Tage benötigten.
Die Forschung an dem System von Treatech wird vom Paul-Scherrer-Institut sowie vom Schweizer Bundesamt für Energie unterstützt. Erste Tests an einem Prototyp seien erfolgreich gewesen, hieß es. Die bis Jahresende in Betrieb gehende Pilotanlage soll hundert Mal größer werden und pro Stunde 100 Kilogramm Schlamm behandeln können. Bis 2022 soll diese Kapazität auf drei Tonnen Schlamm pro Stunde erhöht werden.