Die DBU fördert die beiden Projekte fachlich und finanziell mit insgesamt rund 656.000 €. „Biogasanlagen können nachhaltiger betrieben werden, wenn vorhandene Rest- und Abfallstoffe aus der Landschaftspflege, der Landwirtschaft oder der Nahrungsmittelindustrie zum Einsatz kommen“, sagt Projektleiterin Prof. Sandra Rosenberger von der HS Osnabrück. Bisher häufig genutzte Energiepflanzen wie Mais müssten dagegen extra angebaut werden. Die mit dem Anbau verbundenen Emissionen schmälerten die Klimabilanz des Biogases.
Suche nach neuen Biogas-Geschäftsmodellen in der Region Osnabrück
Im Rahmen des neuen Projektes soll untersucht werden, unter welchen Bedingungen und mit welchen Geschäftsmodellen der nachhaltige Betrieb mit Rest- und Abfallstoffen möglich sei. Der Fokus liege dabei jedoch nicht auf der einzelnen Biogasanlage, sondern auf einer Region. „Als Beispielregion arbeiten wir mit dem Landkreis Osnabrück. Hier produzieren 85 Biogasanlagen rund ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Quellen“, erläutert Rosenberger. Der Betrieb der Anlagen spiele eine wichtige Rolle beim Erreichen der Klimaschutzziele der Kommune.
Zusammen mit der Abfall-, der Energie- und der Landwirtschaft im Landkreis analysiere man die vorhandenen Strukturen und Stoffströme und entwickele Modelle, aus denen sich neue Geschäftsmodelle für die Biogasanlagen ableiten lassen. Läuft das Projekt erfolgreich, könnten landwirtschaftlich geprägten Landkreisen Optionen aufgezeigt werden, wie sie künftig die Rolle der Biogasanlagen im regionalen Energiesystem aktiv mitgestalten können. Die DBU fördert das Projekt mit 386.000 €.
Lecks an Biogasanlagen: Je älter die Anlage, desto höher das Risiko
Die Firma Awite Bioenergie nimmt in ihrem neuen Projekt die einzelne Biogasanlage in den Blick. Neben Kohlendioxid wird als Hauptprodukt in Biogasanlagen das energiereiche Treibhausgas Methan erzeugt. „Trotz immer besserer Technik steigt bei den Anlagen mit zunehmendem Alter die Gefahr von Lecks, über die Methan austritt“, sagt Geschäftsführer Ernst Murnleitner. Fast jede Anlage sei betroffen. So gelange nicht nur das klimaschädliche Methan in die Umwelt, es fehle gleichzeitig zum Erzeugen von Strom.
Bisher würden die Anlagen nur durch Inaugenscheinnahme oder bei Bedarf mithilfe mobiler Geräte auf mögliche Lecks geprüft. „Ziel unseres Projektes ist es, einen Gassensor zu entwickeln, der empfindlicher als bisherige Instrumente auf Methan reagiert und an besonders anfälligen Teilen der Anlagen angebracht werden kann, um so ein dauerhaftes Überwachen zu ermöglichen“, sagt Murnleitner. Die DBU unterstützt Awite dabei mit 270.000 €.
Biogas als „wichtigste erneuerbare Energiequelle, die direkt speicherbar ist“
Projekte wie die beiden geförderten zeigten, dass in der Biogasbranche aktuell viele neue Innovationen entwickelt würden, die Grundlage eines „Erneuerungsprozesses“ seien. Das sei nicht nur für die Branche, sondern auch für den Klimaschutz und die Energiewende von großer Bedeutung, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Biogas sei die „wichtigste erneuerbare Energiequelle, die direkt speicherbar ist“. Damit könne sie wesentlich zur Deckung des Strombedarfs beitragen, wenn weder Wind noch Sonne Energie lieferten.
Um ihrer Rolle gerecht werden zu können, müssten Biogasanlagen jedoch langfristig nachhaltiger und flexibler werden, indem beispielsweise vorrangig Rest- und Abfallstoffe genutzt werden. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde richtete einen entsprechenden Appell an die Teilnehmer des 12. Biogas-Innovationskongresses in Osnabrück. Bei dem Treffen wurden von einer hochkarätigen Jury ausgewählte Biogas-Innovationen mit direktem Bezug zur Praxis vorgestellt und diskutiert. Es ist Treffpunkt der führenden Entwickler und Forscher der Biogasbranche sowie der Anlagenbetreiber und Investoren.