Der EEG-Technologiebereich Biomasse sei derzeit geprägt von „wirtschaftlichen Herausforderungen durch hohe Kosten und vergleichsweise niedrige Vergütungssätze“, heißt es bei enervis. So wird in der Studie davon ausgegangen, dass ein größerer Teil der Bestandsanlagen mit Ende ihrer laufenden Förderung stillgelegt werden. Neubau findet annahmegemäß nur noch in begrenztem Maße und vor allem bei Gülle-Kleinanlagen statt. Enervis hat die Mittelfristprognose im Auftrag der vier ÜNB erstellt.
Die Biomasse hatte der Studie zufolge Ende 2018 eine installierte Kapazität von rund 7.400 MW und erzeugte eine Strommenge von rund 40,5 TWh. Die jährliche Zubaurate lag 2017 bei 263 MW und 2018 bei rund 360 MW, „was jedoch vorrangig auf im Rahmen der sogenannten Flexibilitätsprämie geförderte Leistungserweiterungen bestehender Anlagen zurückgeht“.
Die Analyse geht davon aus, dass die kumulierte Leistungserhöhung durch die Flexibilitätsprämie nach Erreichen des 1.000-MW-Förderdeckels im August des laufenden Jahres bis zum Ablaufen der 15-monatigen Übergangsfrist noch auf 1.200 MW steigt. Ab 2019 finde zudem annahmegemäß ein Zubau der Anlagen statt, die in den Ausschreibungen einen Zuschlag erhalten haben, heißt es bei enervis weiter.
Post-EEG: 340 MW gehen 2021 in die Stilllegung, wenn keine Anschlussförderung möglich ist
Neuanlagen müssen spätestens 24 Monate nach Zuschlagserteilung in Betrieb genommen werden. Bestandsanlagen müssen 13 bis 36 Monate nach Erteilung des Zuschlages neu in Betrieb gehen. Für die Studie wird vor diesem Hintergrund angenommen, dass nur solche Bestandsanlagen an einer Auktion teilnehmen, deren Außerbetriebnahmezeitpunkt zum Auktionszeitpunkt mindestens ein Jahr und höchstens drei Jahre in der Zukunft liegt, sodass sich der neu dazu gewonnene Förderzeitraum direkt an den bisherigen Förderzeitraum anschließt. Neuanlagen gehen im ersten auf die Ausschreibung folgenden Kalenderjahr in Betrieb.
Für Anlagen, die bis einschließlich 2000 in Betrieb gegangen sind, läuft die EEG-Förderung zum Ende des Jahres 2020 aus. Da ein Weiterbetrieb ohne EEG-Vergütung im Allgemeinen nicht wirtschaftlich sei, bedeute dies, dass dann mit 340 MW ein signifikanter Anteil der Anlagen stillgelegt werde, sofern sie sich nicht um eine Anschlussförderung bemühen. Für eine Anschlussförderung müssten diese Anlagen an der Auktion im November 2019 teilnehmen.
Niedriges Wettbewerbsniveau führt zu Geboten nahe dem Höchstpreis
Die Studie geht vor diesem Hintergrund davon aus, dass der Wettbewerb in der Biomasse-Auktion im November 2019 höher ausfällt als in den folgenden Runden. Während die November-Ausschreibung 2019 im enervis-Trend-Szenario annahmegemäß zu 80 Prozent ausgeschöpft wird, werden die Auktionsvolumina in den Folgejahren jeweils nur zu 33 Prozent in Anspruch genommen. Nicht ausgeschöpfte Mengen werden in den Ausschreibungen der Folgejahre angerechnet. Die Zuschlagswerte liegen angesichts des geringen Wettbewerbs in der Nähe des jeweiligen Höchstpreises (10 bis 20 Prozent Abschlag zum Höchstpreis). 80 Prozent der Anlagen, die an den Ausschreibungen teilnehmen, entfallen auf Bestandsanlagen.
Szenarioübergreifend erfolge zudem ein Zubau von bereits genehmigten Anlagen, für die eine geplante Inbetriebnahme in 2019 und 2020 vorgesehen ist. Zusätzlich werden jährlich insgesamt 10 MW an Gülle-Kleinanlagen neu errichtet, die eine installierte Leistung von weniger als 100 kW haben.
Neben dem Rückbau zum Ende der EEG-Vergütung findet ein vorzeitiger Rückbau statt, der sich an historischen Daten orientiert. Je Szenario werden zwischen 12 MW und 28 MW pro Jahr vor Ende der EEG-Laufzeit stillgelegt.
Bis 2020 übersteigt der Zubau den Rückbau, dann wendet sich das Blatt
In der Kombination der verschiedenen Entwicklungslinien erwartet enervis einen Anstieg der installierten Biomasseleistung über 7.621 MW im laufenden Jahr auf 7.777 MW im Jahr 2020. Mit Beginn der Post-EEG-Phase übersteigt der Rückbau den Zubau dann deutlich: Schon 2021 sinkt die installierte Leistung auf 7.448 MW und sinkt dann bis 2024 auf 7.085 MW. Die Stromerzeugung der Biomasseanlagen steigt dem entsprechend zunächst von 40,5 TWh im Jahr 2018 auf 41,7 TWh im Jahr 2020, sinkt im Anschluss dann aber auf 37,9 TWh im Jahr 2024.
Die Mittelfristprognose bildet ab, wie sich installierte Leistung, Strommengen und Vermarktungswege von EEG-Anlagen in den kommenden Jahren voraussichtlich entwickeln werden. Sie wird zeitgleich mit der Bekanntgabe der EEG-Umlage von den ÜNB vorgelegt.