Umfrage: Erneuerbaren-Unternehmen setzen auf Entwicklung der Wasserstofftechnologie


Wie EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens erklärte, gab es eine besonders starke Resonanz auf diese Umfrage bei den Unternehmen. Die Zahlen sprächen eine deutliche Sprache hinsichtlich der Erwartungen der Branche an die Technologie.


Die Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur befragte im September die Experten aus rund 200 Mitgliedsunternehmen über das „Potenzial von Wasserstoff in der Erneuerbaren-Energien-Branche“. Die Branchenmitglieder halten verschiedene Anwendungsfelder der Wasserstoffnutzung für relevant: Etwa je drei Viertel der Befragten befürworten den Einsatz von grünem Wasserstoff als reinen Brennstoff sowie beigemischt im regulären Erdgassystem. 60 Prozent halten eine Umwandlung in Biomethan (synthetisches Erdgas) für sinnvoll.


In Hinsicht auf die konkreten Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff sieht die Mehrheit Zukunftspotenzial in der mittel- bis langfristigen Energiespeicherung und in der Mobilität (je etwa 85 Prozent). Über 60 Prozent halten die zeitversetzte Rückverstromung von Wasserstoff für eine wichtige Anwendung. Auch die Wärmeversorgung könnte laut der Hälfte der Befragten ein wichtiger Anwendungsbereich für Wasserstoff sein, die Industrie, etwa die energieintensive Chemie- und Stahlproduktion, ebenfalls, meinen 40 Prozent der Befragten.


Etwa die Hälfte der Branchenexperten treibt bereits eigene H2-Projekte voran


Wie wichtig generell die Perspektive von Wasserstoff im Bereich der Mobilität ist, sieht man dem EEHH zufolge daran, dass 85 Prozent der Befragten eine gleichwertige Förderung von Brennstoffzellenfahrzeugen und E-Autos fordern, um eine planbare Nachfrage für grün produzierten Wasserstoff zu erzeugen. Knapp zwei Drittel finden, dass eine Subventionierung des Wasserstoff-Tankstellenausbaus sowie eine Beimisch-Quote für Wasserstoff am Erdgas eine kontinuierliche und planbare Grundabnahme wirtschaftlich sinnvoll garantieren können.


Der Wasserstoffeinsatz sei dabei keine ferne Zukunftsmusik: Etwa die Hälfte der Branchenexperten gibt an, bereits eigene H2-Projekte voranzutreiben. Darunter befinden sich Projekte wie eigene wasserstoffbetriebene Fuhrparke, Forschung und Pilotprojekte zur Sektorkoppelung (darunter Wärmeerzeugung) und die Teilnahme an Reallaboren.


Verbesserung der Wirtschaftlichkeit


Bei der Integration von Wasserstoff in die Energie- und Verkehrssysteme dulden die Unternehmen keinen Aufschub: Über 80 Prozent sehen es als dringliche Angelegenheit an, dass die Wasserstofftechnologie weiter erforscht und zur Marktreife gebracht wird, auch wenn Wasserstoff heute noch nicht 100 Prozent nachhaltig mit grünem Strom produziert werden kann, heißt es.


Die größten Hürden bei der Entwicklung einer großflächigen Wasserstoffwirtschaft sehen die Experten in der derzeitigen Energiemarkt-Regulierung, die (damit einhergehende) unzureichenden Wirtschaftlichkeit und den mangelnden Fördermitteln zum Aufbau einer Infrastruktur (je über 60 Prozent). Die Minderheit lässt sich von bisher fehlenden Abnehmern (22 Prozent), technischen Problemen oder schwieriger Skalierbarkeit der Technik (je weniger als ein Fünftel) entmutigen.


Mehr als 85 Prozent der Befragten sehen die Wind- und die Wasserstoffbranche mittelfristig eng miteinander verbunden. 28 Prozent sind sogar der Überzeugung, dass die Wasserstoffproduktion neben der Netzeinspeisung das zweite Standbein der Windbranche werden muss. Weniger als vier Prozent sehen hier auf absehbare Zeit keine Integration der Branchen.


Übergreifende Strategie gewünscht


Sehr deutlich geht aus der Umfrage hervor, dass eine übergreifende Strategie gewünscht wird: Nicht nur die Wasserstoffstrategie der fünf Küstenbundesländer finden mehr als zwei Drittel der Befragten sehr wichtig; mit sogar annährend 90 Prozent halten die Experten eine bundesweite Wasserstoffstrategie für noch wichtiger. Am stärksten ist der Wunsch an die Bundesregierung, dass sie diese Pilotprojekte fördere. Das wünschten sich drei Viertel der Befragten.


Die Mehrheit der Unternehmen zeigte sich grundsätzlich zufrieden mit den bisher auf Bundesebene eingeleiteten Schritten: In den „Reallaboren der Energiewende“, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ausgerufen hat, sehen zwei Drittel der Befragten ein hohes oder sehr hohes Potenzial für Zukunftsfähigkeit. Besonders die nördlichen Bundesländer sehen sich in Deutschland für das Vorantreiben der Wasserstofftechnologie mit ihren Projekten gut aufgestellt. International gelten Japan und andere ostasiatische Länder für die Weiterentwicklung von Wasserstoff als Zukunftstechnologie als Vorbilder.