Der Ausbau der Windenergie an Land stockt – das heutige Krisentreffen mit Peter Altmaier (CDU) im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) soll und muss Klarheit für die Branche bringen.
Doch wie ist die Lage auf See? Laut dem aktuellen wind:research Halbjahresreport 2019: „The Global Market For Offshore Wind Energy“ ist sie vielversprechend. Mit geeigneten Rahmenbedingungen könnte Deutschland von der positiven Entwicklung profitieren.
Die weltweite Offshore Windenergiekapazität wuchs im 1. Halbjahr 2019 um knapp 10 Prozent. Für das gesamte Jahr wird ein Anstieg von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum erwartet. Dem Report zufolge werden die sich aktuell in Planung befindenden Offshore Windenergieprojekte die weltweite Gesamtkapazität bis 2030 um weitere mindestens 46 GW – ein Anstieg von 180 Prozent – erhöhen.
Wachstumsrate in der deutschen Ostsee bei 145 Prozent
Der weltweite Ausbau der Offshore Windenergie, insbesondere in Europa, aber auch in Märkten wie Asien und Nordamerika, führt zu einem weiterhin starken Anstieg der globalen Offshore Windkapazität. Auch in Deutschland, das seine Kapazitäten in den letzten Jahren stark ausgebaut hat, konnte im ersten Halbjahr 2019 die Energieerzeugung durch Offshore Windenergieanlagen erneut gesteigert werden: So lag die Wachstumsrate in der deutschen Nordsee im ersten Halbjahr bei 16 Prozent, in der deutschen Ostsee sogar bei 145 Prozent.
Weltweit hat sich nach Angaben von wind:research die positive Entwicklung der letzten Jahre fortgesetzt: lag die globale Offshore Windkapazität im Jahr 2010 noch bei 3 GW, hatte sie sich bis 2018 auf 23,3 GW beinahe verachtfacht, während für 2019 mit einer Zunahme der Kapazität von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gerechnet wird. Dass sich an dieser rasanten weltweiten Marktentwicklung in der Zukunft nichts ändern wird, zeigt – wie eingangs erwähnt – ein Blick auf die geplanten Offshore Windenergieprojekte: durch die sich im ersten Halbjahr 2019 offiziell in Planung befindenden Windanlagen wird sich die Gesamtkapazität bis 2030 um weltweit mindestens 46 GW – ein Anstieg von über 180 Prozent – erhöhen.
Großteil der in Planung befindlichen Projekte in Europa
Der Großteil dieser geplanten Projekte liegt mit knapp 36 GW in Europa; weitere 6 GW sind in Nordamerika geplant sowie mindestens 4 GW in Asien. Unter den europäischen Ausbauzielen fällt insbesondere Großbritannien ins Auge, welches mit einer angestrebten Offshore-Windkapazität von über 30 GW im Jahr 2030 seine Kapazität in knapp zehn Jahren verdreifachen möchte und die Messlatte für andere Länder entsprechend hoch setzt. Deutschland mit seinem Ausbauziel von 15 GW, die Niederlande mit 11,5 GW sowie Frankreich mit bis zu 10,4 GW bleiben mit ihren Plänen bis 2030 weit hinter diesen ehrgeizigen Zielen zurück. Auch außerhalb Europas und insbesondere im asiatischen Raum wird die Offshore-Windenergie immer gefragter: so sind in ganz Asien im ersten Halbjahr 2019 Offshore-Windanlagen mit einer Kapazität von fast 5 GW im Betrieb und in den Ländern China, Südkorea, Taiwan und Vietnam weitere ca. 3,9 GW in der Bau- bzw. Planungsphase.
Politik gefordert: Weiteres Marktwachstum bedarf unterstützender Rahmenbedingungen
Wie wichtig unterstützende politische Rahmenbedingungen für das weitere Marktwachstum sind, lässt sich derweil in Deutschland beobachten. Der politische Stillstand im Ausbau der (Offshore) Windenergie führte in den vergangenen Jahren zur Abnahme von Investitionen und Beschäftigung bis hin zu Insolvenzen und Marktaustritten, sowohl von großen als auch von kleinen Marktteilnehmern. Technologische Verbesserungen wie höhere Turbinenleistung, schwimmende Fundamente oder die Nutzung von Wasserstoff, politische Maßnahmen wie eine CO2-Bepreisung sowie der steigende Bedarf an (grüner) Energie für die Sektorkopplung, z.B. die E-Mobilität, böten jedoch unter dem Strich weiterhin positive Marktbedingungen, meint das Trend- und Marktforschungsinstitut wind:research.
Offshore-Branche fordert Realisierung des Sonderbeitrags von bis zu 2 GW
Die deutsche Offshore-Windenergiebranche scheint weniger optimistisch eingestellt. Die Lücke im Offshore-Ausbau, wie sie ab 2020 kommen werde, sei industriepolitisch nicht zu verantworten, heißt es in einer Mitteilung angesichts des Windgipfels im BMWi. Die Branche fordert die sofortige Realisierung des Sonderbeitrages Offshore-Windenergie. „Um die Wind-Wertschöpfung nicht weiter zu gefährden und die Erreichung der Klimaschutzziele bis 2030 sicherzustellen, benötigt die Branche jetzt verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen. Das beinhaltet die Anhebung der Ausbauziele insgesamt und die erforderlichen regulatorischen Anpassungen für die Realisierung des Sonderbeitrages Offshore-Windenergie noch in diesem Jahr“, erklärten die Branchenvertreter.