Das operative Ergebnis (Ebit), die für EWE wesentliche Kennzahl für die operative Geschäftstätigkeit, erhöhte sich im selben Zeitraum allerdings um 3,7 Prozent auf 281,9 Mio. € (271,8 Mio. €) – ein Anstieg, der sich unter anderem mit höheren Winderträgen erklärt. Unter dem Strich stieg der Gewinn um 18 Prozent von 115,1 Mio. € auf 135,9 Mio. €, wie die Gruppe bekannt gab.
Positiv auf das Operative Ergebnis wirkten sich neben den höheren On- und Offshore-Winderträgen auch die Optimierung von Gasflexibilitäten im Geschäftsfeld Trading und das Telekommunikationsgeschäft aus, heißt es. Ergebniseinbußen ergaben sich dagegen aus der milden Witterung vor allem in den ersten drei Monaten des Jahres. Die Corona-Krise wiederum belaste unter anderem das Stromgeschäft und führe insbesondere im Vertriebsbereich zu Belastungen aus Mengenabverkäufen.
„Bisher haben wir die Corona-Krise durch frühzeitiges Erkennen und Handeln bewältigen können und konnten unser Ergebnis aufgrund von Einmaleffekten sogar steigern. Diese Effekte werden aber über das Jahr wieder ausgeglichen“, sagt EWE-Finanzvorstand Wolfgang Mücher. Zusätzlich bleibe die Ungewissheit, wie sich die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr zeigen werde. „Sollte es zu einer Verschärfung des Corona-Krisenszenarios mit entsprechenden Auswirkungen auf unsere Kunden kommen, sind für uns weitere Kompensationsmaßnahmen nur noch sehr begrenzt möglich.“
Mit Blick auf das Jahresende gehe das EWE-Management davon aus, „wohl nicht alle Ergebniseinbußen vollständig kompensieren zu können“. Zudem erwarte man, dass sich die Corona-Krise auch in den folgenden Jahren durch permanente oder temporär verschärfte Infektionsschutzmaßnahmen wirtschaftlich auswirken werde. „Gleichzeitig sehen wir Chancen, die sich aus den veränderten Bedürfnissen für den EWE-Konzern ergeben, zum Beispiel für unser Telekommunikationsgeschäft oder für Mobilitätsdienstleistungen.“
Kooperation mit Aloys-Wobben-Stiftung: „Könnten klimafreundliche Energieerzeugung massiv ausbauen“
„Wir setzen weiter auf den Ausbau erneuerbarer Energien und bereiten uns derzeit konsequent auf den Kohleausstieg in Bremen vor“, sagt EWE-Vorstandschef Stefan Dohler. Schon jetzt sei der Stromertrag aus Windenergie im Jahresvergleich stark angestiegen. „Die Verhandlungen und Gespräche für das geplante Gemeinschaftsunternehmen mit der Aloys Wobben Stiftung liegen voll im Zeitplan. Mit den gemeinsam betriebenen Windparks und dem zusätzlichen Entwicklungspotential könnten wir unsere klimafreundliche Energieerzeugung massiv ausbauen.“
Die Aloys Wobben Stiftung ist die Alleingesellschafterin des Auricher Windenergieanlagenherstellers Enercon. Das Gemeinschaftsunternehmen soll die von beiden Partnern eingebrachten Bestandswindparks und Projektpipelines bewirtschaften. Gemeinsam will man national sowie international weiteres Wachstum generieren und „die resultierenden energiewirtschaftlichen Chancen nutzen“, hieß es bei der Unterzeichnung einer entsprechenden Absichtserklärung im April.
EWE hat 2020 konzernweit eine veränderte Segment-Steuerung etabliert. Berichtet wird in der neuen Struktur nach den Segmenten Erneuerbare Energien, Infrastruktur, Markt, swb-Gruppe sowie Sonstiges und Konzern-Zentralbereich.
Segment Erneuerbare Energien: Noch überschaubar, aber profitabel
Das Segment Erneuerbare Energien setzte im Berichtszeitraum 76,8 Mio. € um, das waren 12,8 Prozent mehr als im 1. Halbjahr 2019 (68,1 Mio. €). Der Umsatzanstieg resultiert im Wesentlichen aus neu akquirierten Onshore-Windparks sowie höheren Winderträgen des Bestandsportfolios. Das Operative Ebit stieg im Vorjahresvergleich von 35,3 auf 48,9 Mio. €.
Im Segment Infrastruktur stieg der Umsatz um 2,5 Prozent auf 342,2 Mio. € (1. Halbjahr 2019: 333,7 Mio. €). Der Umsatzanstieg resultiert im Wesentlichen aus höheren vorgelagerten Netzkosten in den Verteilnetzen, die an die Kunden weiterberechnet wurden. Das Operative Ebit erhöht sich im Vorjahresvergleich von 168,7 Mio. € auf 171,1 Mio. €. Der Anstieg ist zum einen auf eine Ergebnissteigerung aus der Neuvermarktung der Erdgasspeicher und zum anderen auf höhere energiewirtschaftliche Rohmargen für Strom und Gas bei den Verteilnetzen zurückzuführen.
Stromgeschäft durch Covid-19 beeinträchtigt
Im Segment Markt, dem größten Segment gemessen am Umsatz, verzeichnet EWE einen externen Erlösrückgang in Höhe von 6,1 Prozent auf 1.768,1 Mio. € (1. Halbjahr 2019: 1.882,2 Mio. €). Die Umsatzerlöse werden im Wesentlichen im Stromgeschäft realisiert, deren Rückgang vor allem von Covid-19 geprägt sei. Das Operative Ebit beträgt 66,5 Mio. € (1. Halbjahr 2019: 65,8 Mio. €). Darin enthalten sind Beträge aus unterjähriger Optimierung von Gasflexibilitäten im Bereich Handel.
Im Segment swb liegt der externe Umsatz im Berichtszeitraum mit 555,7 Mio. € (1. Halbjahr 2019: 572,3 Mio. €) um 2,9 Prozent unter Vorjahresniveau. Das Operative Ebit betrug 18,4 Mio. € (1. Halbjahr 2019: 41,9 Mio. €). Die Reduzierung im Vergleich zum Vorjahr sei im Wesentlichen auf erhöhte Hochspannungsmengen und witterungs-, sowie preisbedingte Rückgänge in der Gas- und Wärmesparte zurückzuführen.