Anfang Dezember haben der Stadtwerkeverbund Thüga und der Braunschweiger Energiedienstleister BS Energy einen zweijährigen Feldtest gestartet. Im Rahmen des Vorhabens sollen bis zu 40 private Testhaushalte in zwei Gebieten in Waggum und Dibbesdorf helfen, die direkten Auswirkungen des Ladeverhaltens von Elektrofahrzeugen auf das Stromnetz zu untersuchen. Der Feldtest ist Teil der Zusammenarbeit der beiden Partner mit weiteren Unternehmen unter Führung des Fraunhofer Instituts für Energiewirtschaft und Energiesysteme im Forschungsprojekt „Ladeinfrastruktur 2.0“.
Das Laden stelle bei einer wachsenden Zahl von Elektroautos hohe Ansprüche an die Netzstabilität. „Durch intelligente Systeme wollen wir den Ausbau der Ladeinfrastruktur schneller ermöglichen“, sagt Volker Lang, Vorstandsmitglied bei BS Energy. „Von dem Forschungsprojekt versprechen wir uns Erkenntnisse, wie wir klimafreundliche Elektromobilität ausbauen können und dabei das Stromnetz flexibel nutzen“, ergänzt Evamaria Zauner, Innovationsmanagerin bei Thüga. „So schützen wir es vor Engpässen, optimieren die vorhandenen Kapazitäten und vermeiden dadurch einen teuren Netzausbau.”
Je mehr Fahrzeuge gleichzeitig laden, desto mehr Leistung muss das Netz zur Verfügung stellen. Um allen Verbrauchern gerecht zu werden, beginne das Laden eines Fahrzeuges daher nicht unbedingt sofort nach Anschluss an die Ladestation, sondern erst, wenn im Netz ausreichend Kapazität vorhanden ist. Zu einem festgelegten Abfahrtszeitpunkt hat das Elektrofahrzeug wieder ausreichend Energie geladen. Ein Heim-Energiemanagementsystem (HEMS) steuert dabei den Ladevorgang.
Welche Anreizsysteme fördern das netzdienliche Laden am besten?
Mit den Nutzern werden während der Projektlaufzeit verschiedene Anreize für das netzdienliche Laden erprobt, um die Akzeptanz einer solchen Lösung sicherzustellen. Die Testhaushalte in den beiden Gebieten profitieren von Zuschüssen für die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs und einer Wallbox, also einer privaten Ladestation für zu Hause. Das HEMS stellen die Forschungspartner zur Verfügung.
Die Entwicklung des Projekts verfolgen beide Unternehmen regelmäßig in engem Austausch mit den Probanden. Eine erste Zwischenbilanz ist für Ende des Jahres 2021 vorgesehen. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundeswirtschaftsministerium. Weitere Beteiligte an dem Forschungsprojekt sind der Netzbetreiber BS Netz, die Digitalisierungsagentur KOM DIA, die Universität Kassel sowie das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE.