Um Landwirte und Landschaftspflegeverbände, Bioenergiedörfer und sonstige Kommunen bei der Planung und Umsetzung von Halmgutheizwerken zu unterstützen, hat die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) ein Forschungsprojekt durchgeführt und die Ergebnisse in dem Leitfaden „Halmgutheizwerke – Wirtschaftlichkeit und Planungsrichtwerte“ veröffentlicht.
Stroh aus der Landwirtschaft, Halmgut aus der Landschaftspflege sowie von Flächen, die aus naturschutzfachlichen Gründen einmal jährlich gemäht werden, stehen nach Angaben der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) mit jährlichen Mengen von über 10 Mio. Tonnen für eine energetische Nutzung zur Verfügung. Das entspricht einem Energiegehalt von etwa 140 PJ und liegt damit immerhin in der Größenordnung der derzeitigen Energie-Erzeugung aus Photovoltaik in Deutschland.
Hohe Investitions- und Betriebskosten hemmen Neuinvestitionen
Die Nutzung von Stroh und Heu ist jedoch aufgrund der technisch aufwendigen Brennstoffeigenschaften mit hohen Investitions- und Betriebskosten verbunden. Dies und die derzeit niedrigen Gaspreise hemmen die Neuinstallation von Stroh- und Heuheizwerken.
Mit dem Ziel, Landwirten und Kommunen fundierte Informationen zum Heizen mit Halmgut geben zu können, untersuchte die LFA vier mit Stroh bzw. Heu zur Nahwärmeversorgung betriebene Heizwerke (500 bis 1.000 kW) und ein Stroh-Heizkraftwerk (49 MW), bestimmte die Wärme- bzw. Energiegestehungskosten in Abhängigkeit von der Anlagenauslastung sowie die Erfolgsfaktoren. Zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit wurden den Wärmegestehungskosten von Halmgutheizwerken die einer Wärmeversorgung für Haushalte und Industrie aus Erdgas-Heizwerken gegenübergestellt. Im Ergebnis der Berechnungen zeigen sich Halmgutheizungen bei günstigen Standortbedingungen und hinreichender Anlagenauslastung als wirtschaftlich vorzüglich.
Die Kostenstruktur von einem Halmgutheizwerk unterscheidet sich deutlich von der eines Gas-heizwerks. Die Wärmegestehungskosten eines Gasheizwerks werden maßgeblich von den verbrauchsgebundenen Kosten (Brennstoffpreis) beflusst, während diese beim Stroh- und Heuheizwerk sowohl von den verbrauchs- als auch von den kapitalgebundenen Kosten bestimmt werden. Aus diesem Grund hat bei einem Halmgutheizwerk die Auslastung einen höheren Effekt auf die Wärmegestehungskosten als bei einem Gasheizwerk. So sinken die Wärmegestehungskosten von einem Halmgutheizwerk um 38 Prozent bei einer Auslastung von 5.000 h/a im Vergleich zu einer Auslastung von 1.750 h/a. Bei einem Gasheizwerk beträgt die Differenz nur sieben Prozent.
Bei hoher Auslastung sind Halmgutheizwerke wirtschaftlicher als Gasheizkraftwerke
Daher ist ein Halmgutheizwerk bei einer Auslastung von 1.700 Stunden im Jahr in der Regel nicht wettbewerbsfähig mit einem Gasheizwerk. Bei der Auslastung von 5.000 Stunden im Jahr hat ein Halmgutheizwerk dagegen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber einem Gasheizwerk. Aus diesem Grund sollte ein Halmgutheizwerk zum Erzielen einer möglichst hohen Auslastung nur die Grundlast decken. Die Deckung der Spitzenlast kann über ein Gasheizwerk gewährleistet werden.
Die Auslastung und der Wärmepreis determinieren, welchen Preis die Betreiber von Halmgutheizwerken für Brennstoffe zahlen können. In der Praxis erhält ein Halmgutheizwerkbetreiber für die bereitgestellte Wärme ca. 50 bis 58 € je MWh. Der Brennstoffpreis darf bei diesem Wärmepreis und bei einer Auslastung des Halmgutheizwerkes von 50 Prozent bei maximal 60 bis 80 € je Tonne liegen. Mit Anstieg der Auslastung können auch höher Brennstoffpreise gezahlt werden. So kann der Brennstoffpreis bei einer Auslastung von 60 Prozent bereits zwischen 60 und 90 € je Tonne liegen.
Der durchschnittliche Marktpreis für Stroh liegt in Deutschland bei 80 und für Heu bei 110 € je Tonne, die Nutzung von Heu und Stroh ist damit nicht in jeder Region aus wirtschaftlicher Sicht lohnenswert.
Halmgutheizungen leisten positiven Klimabeitrag
Besondere Vorteile haben Halmgutheizwerke in Bezug auf die Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Bei Nutzung von Stroh und Heu werden in den untersuchten Heizwerken zwischen 9 und 15 g CO2 Äq/MJ Treibhausgasemissionen und damit um bis zu 89 Prozent weniger als bei einem Gasheizwerk emittiert. Stroh und Heu sind als Brennstoff klimaneutral, auch deren Vorketten zur Bereitstellung als Brennstoff weisen nur sehr geringe CO2-Emissionen aus. Mit modernen Halmgutheizwerken kann also eine weitgehend klimaneutrale Wärmebereitstellung erfolgen.
Auch Staubemissionen gelten bei Halmgutheizkesseln dank deutlichem technischen Fortschritt nicht mehr als Problem. Mit Gewebefiltern und elektrostatisch wirkenden Feinstaubabscheidern lassen sich die geltenden Staub-Grenzwerte von 20 mg/Nm³ deutlich unterschreiten, bei einem der untersuchten Heizwerke – vertraglich geregelt – gar auf unter 3 mg/Nm³.
Leitfaden zeigt Fördermöglichkeiten
Der Leitfaden zeigt auch Fördermöglichkeiten für Halmgutheizwerke auf. Aus Förderprogrammen des Bundeswirtschaftministeriums wird das Heizen mit Biomasse, und so auch mit Halmgut, über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) mit hohen Zuschüssen oder zinsgünstigen Darlehen unterstützt. So liegen die aktuellen Förderquoten bei der Installation von Biomasseanlagen (incl. Speicher, Pumpen, Heizkörper und Installationsaufwand) bei 35 Prozent, bei Austausch alter Ölheizkessel sogar bei bis zu 45 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten.
Der Leitfaden kann unter https://www.landwirtschaft-mv.de/serviceassistent/download?id=1622511 heruntergeladen werden.