Dem Geschäftsbericht für 2019 zufolge prognostiziert RWE für 2020 ein bereinigtes Ebitda zwischen 2,7 bis 3,0 Mrd. €, im Jahr 2019 lag das bereinigte Ebitda bei rund 2,5 Mio. €.
Zu dem erwarteten Wachstum des Konzernergebnisses wird RWE zufolge auch der fortschreitende Ausbau der Windkraft- und Solarkapazitäten beitragen, die von 8,7 GW Ende 2019 auf 13 GW Ende 2022 zunehmen sollen. Dafür plant RWE jährliche Investitionen von 1,5 bis 2,0 Mrd. €. Durch die Reinvestition von Erlösen aus dem Verkauf von Projektbeteiligungen könnten die Bruttoausgaben sogar wesentlich höher ausfallen.
RWE setzt auf Photovoltaik und Windkraft
In technologischer Hinsicht liegt das Augenmerk von RWE auf Windkraft und Photovoltaik. Geografisch wird sich der Konzern auf Märkte in Europa, in Amerika und im asiatisch-pazifischen Raum konzentrieren. Das derzeit größte Bauprojekt von RWE ist der Offshore-Windpark Triton Knoll vor der Ostküste Englands mit einer Leistung von 860 MW, für den sich innogy eine garantierte Vergütung von 74,75 Pfund je MWh gesichert hat. Auch an Land errichtet RWE zurzeit große Windparks, z. B. Big Raymond und Cranell im US-Bundesstaat Texas mit 440 bzw. 220 MW. Und im australischen New South Wales will RWE im Jahr 2020 das Solarkraftwerk Limondale in Betrieb nehmen, das mit 349 MWp das leistungsstärkste des Landes sein wird.
Um das Potenzial der Windkraft noch besser zu nutzen, könnten zukünftig schwimmende Windturbinen (Floating Wind) zum Einsatz kommen, die auch in tieferen Gewässern in Frage kommen. Gemeinsam mit dem Mineralölkonzern Shell und dem danischen Unternehmen Stiesdal Offshore Technologies (SOT) testet innogy derzeit ein modulares Konzept namens TetraSpar, von dem sich die Projektpartner erhebliche Kosteneinsparpotenziale versprechen. SOT hat eine Stahlrohr-Tragstruktur entwickelt, die im Wasser durch einen darunter hangenden Kiel stabil gehalten wird. Dank des modularen Ansatzes können die Einzelteile der Tragstruktur an verschiedenen Standorten vorgefertigt werden. Ein Vorteil gegenüber anderen Floating-Konzepten liege auch darin, dass das Schwimmfundament direkt im Hafen zusammengebaut und mit der Turbine bestückt werden kann.
Bau einer schwimmenden Test-Windkraftanlage hat bereits begonnen
Das Projektteam hat die Tests einer schwimmenden Windkraftanlage im Modellmaßstab im Wind- und Wellenkanal weitgehend abgeschlossen; mit der Fertigung der Einzelkomponenten für die Testanlage wurde bereits begonnen. 2020 soll das erste TetraSpar-Fundament im dänischen Hafen Grenaa montiert und zu Wasser gelassen werden. Im nächsten Schritt wird eine 3,6-MW-Windturbine darauf befestigt. Schlepper bringen die Anlage dann zum Teststandort zehn Kilometer vor der norwegischen Küste nahe Stavanger. Dort wird sie mit drei Ankerketten am Meeresboden in 200 Metern Tiefe befestigt und über ein Kabel mit dem Stromnetz verbunden.
Speichertechnologien rücken zunehmend in den Mittelpunkt
Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien rücken für RWE die Speichertechnologien immer mehr in den Mittelpunkt. „Noch erfüllen sie nicht die technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen, um in großem Maßstab für die Absicherung der Stromversorgung eingesetzt zu werden – aber wir arbeiten daran, dass sich das ändert“, heißt es im Geschäftsbericht. In mehreren Forschungs- und Entwicklungsprojekten widmet sich RWE derzeit den Power-to-Gas-Technologien. Beispielsweise hat sich RWE im Rahmen der Initiative „Get H2“ mit Gasnetzbetreibern und Industrieunternehmen zusammengetan, um die Erzeugung, die Speicherung, den Transport und die Nutzung des Wasserstoffs in industriellem Maßstab zu testen.
Neben Power-to-Gas-Technologien und thermischen oder mechanischen Speicherkonzepten kann auch der Einsatz von Batterien zur Abfederung der Schwankungen bei den erneuerbaren Energien beitragen. RWE ist bereits in der Entwicklung und im Bau von Batteriespeichern aktiv. Diese Aktivitäten will der Konzern ausbauen.
2019 profitierte RWE vor allem vom Energiehandel
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat RWE vor allem vom Energiehandel mit 702 Mio. € Anteil am bereinigtem Ebitda profitiert. Im Energiehandel wird RWE jedoch eigenen Erwartungen zufolge nicht an das außergewöhnlich gute Ergebnis von 2019 anknüpfen können, heißt es im Geschäftsbericht weiter. Außerdem profitierte RWE bereits von der Übernahme des Erneuerbare-Energien-Geschäfts von E.ON und der Wiederaufnahme der Kapazitätsvergütungen für die britischen RWE-Kraftwerke.