Bis spätestens Ende Oktober 2022 wird mit Walsum 10 im nordrhein-westfälischen Duisburg nur noch ein Steinkohlekraftwerk von Steag in Deutschland am Markt sein, teilte der Konzern mit. Zurzeit prüft Steag für Walsum 10 technische und wirtschaftliche Optionen für einen Brennstoffwechsel von Steinkohle auf Biomasse oder auch Erdgas. Am selben Standort ist ebenfalls eine Wasserelektrolyse von bis zu 500 Megawatt (MW) geplant, die einen relevanten Beitrag zur Dekarbonisierung von Europas größtem Stahlstandort Duisburg leisten soll.
Einige Kilometer weiter östlich, in Herne, wird 2022 eines der weltweit modernsten Gas- und Dampfturbinenkraftwerke (GuD) in Betrieb gehen. „Diese Anlage erzeugt nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung nicht nur Strom, sondern auch Wärme und sichert die Fernwärmeversorgung im mittleren Ruhrgebiet für die kommenden Jahrzehnte“, sagt Ralf Schiele. Zudem ist am Kraftwerksstandort Herne mit dem Umstieg vom bisher genutzten Energieträger Steinkohle auf Erdgas auch ein signifikanter Rückgang der CO2-Emissionen um mehr als die Hälfte verbunden.
Wasserstoffprojekte in Walsum, Herne und in der „Grande Region Hydrogen“ geplant
„Diese Emissionsreduzierung kann in Zukunft auch noch höher ausfallen, weil das neue GuD technisch bereits in der Lage ist, zu einem gewissen Anteil Wasserstoff mit zu verbrennen“, so Ralf Schiele. Langfristig sei auch eine technische Ertüchtigung der Anlage denkbar, um diese dann vollständig auf Wasserstoffbasis zu betreiben. Ferner rüstet Steag den 2022 außer Betrieb gehenden Steinkohleblock Herne 4 zu einem erdgasbefeuerten Heizkessel um, der künftig der Fernwärmebesicherung dienen wird.
Steag ist zudem einem internationalen Kooperationsverbund beigetreten, der sich um den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft in der „Grande Region Hydrogen“ im Saarland, in Luxemburg und in der angrenzenden französischen Region Lothringen bemüht. „Die Teilprojekte, die die Partner hier gemeinsam rund um das Thema Wasserstoff angehen, zielen darauf ab, bis 2030 umweltschädliche CO2-Emissionen von rund 980.000 Tonnen pro Jahr einzusparen“, erläutert Ralf Schiele, der als Geschäftsführer der Steag GmbH die Bereiche Markt und Technik verantwortet. Für Wasserstofferzeugung und dazugehörige Transportinfrastruktur werden die Kooperationspartner Investitionen von rund 600 Mio. € tätigen; darunter etwa 74 Mio. € für den Bau des „HydroHub Fenne“ im saarländischen Völklingen.
Strategiewechsel spiegelt sich bereits in Konzernzahlen wider
Neben Wasserstoff setzt Steag künftig vor allem auf Industriekundenlösungen bei der Planung, Umsetzung und dem Betrieb komplexer Anlagentechnik und Dekarbonisierung sowie auf erneuerbare Energien, Wasserstoff und digitale Energiedienstleistungen. Erste schnelle Erfolge aus der eingeschlagenen Strategie zeigen sich beim Konzernumsatz. Dieser liegt nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs mit 1,6 Mrd. € um 12,9 Prozent über dem Vorjahr. Auch das EBIT des Steag-Konzerns nach IFRS zeigt sich mit 137,9 Mio. € gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um sieben Prozent verbessert. Es liegt auch deutlich über den Erwartungen zu Beginn des laufenden Geschäftsjahres. Angesichts positiver Rahmenbedingungen dürfte sich die positive Ergebnisentwicklung im vierten Quartal 2021 fortsetzen.