„Mit der Verabschiedung des EEG 2021 durch den Bundestag kurz vor Weihnachten ist ein wichtiger Schritt gemacht für die Zukunft der Biogaserzeugung in Deutschland“, sagt Olaf von Lehmden, Vorstandsvorsitzender der EnviTec Biogas AG. Das neue EEG gäbe vor allem Planungssicherheit, was ein deutlicher Fortschritt zum bis dato geltenden EEG 2017 sei. „Mit der Anhebung des Gebotshöchstwertes auf 18,4 ct/kWh ist eine wirtschaftliche Fortführungsperspektive gegeben“, so von Lehmden.
„Für nachhaltig entwickelte Standorte mit sinnvoller Wärmeabgabe ist endlich eine wirtschaftlich auskömmliche Regelung geschaffen“, erklärt von Lehmden. Und auch die Grundlastfähigkeit von Biogasanlagen rücke angesichts der Reduktion von Kraftwerkskapazitäten stärker in den politischen Vordergrund. Die Anpassung von Ausschreibungsvolumina, die Anhebung des Flexibilitätszuschlags sowie die Aufhebung des Flexprämiendeckels seien ebenfalls positiv zu bewerten, so EnviTec.
„Dennoch weist das neue EEG einige Webfehler auf“, moniert EnviTec-CFO Jörg Fischer. Er setzt darauf, dass der Gesetzgeber, wie bereits angekündigt, schon im kommenden Frühjahr nachbessern wird. Denn der aktuelle Plan des Gesetzes, Bestandsanlagen, die bereits die Flexprämie erhalten haben, den Flexzuschlag im zweiten Vergütungszeitraum auf die Leistung zu beschränken, die nicht bereits über die Flexprämie gefördert wird, sei widersinnig. „Kunden mit Wärmekonzept sollten daher die Chance der Flexibilisierung jetzt nutzen – weitere Potenziale ergeben sich dann aus der bis um 30. Juni in nationales Recht umgewandelten RED II-Richtlinie zur CO2-Kompensation“, so Fischer weiter.
Wachstum vor allem in Frankreich, Dänemark und China
Die RED II-Richtlinie wird in der gesamten EU umgesetzt und kann dadurch auch in den europäischen Märkten EnviTecs Impulse setzen, meint von Lehmden. Mögliche weitere Wachstumschancen auf den internationalen Biogasmärkten sieht die Unternehmensführung von EnviTec vor allem in Frankreich und Dänemark aber auch in China stünden die Zeichen weiterhin auf Wachstum. Zwar wurden hier die Ziele der jährlichen Biogasproduktion verringert, bleiben aber dennoch mit über 10 Milliarden Kubikmeter bis 2025 und 20 Milliarden bis 2030 vielversprechend. Weitere dynamische Märkte seien Italien, sowie aktuell süd- und osteuropäische Staaten wie Griechenland und Estland.
In Deutschland bietet mit Stichtag zum 1. November 2020 außerdem das Gesetz zur Vereinheitlichung des Energieeinsparrechts für Gebäude – kurz GEG – vielversprechende Chancen für Bioenergie parat. „Das neue GEG ist vor allem für den Wärmesektor interessant“, so der Vorstandsvorsitzende.
Wasserstoff aus Biogas von Quotenanrechnung ausgeschlossen
Einen Wehrmutstropfen stelle derzeit aber der Wasserstoffbereich dar. Obwohl Biogas unter den Erneuerbaren über die Dampfreformierung die kostengünstigste Energiequelle zur Produktion von erneuerbarem Wasserstoff sei, habe das Bundesumweltministerium (BMU) eine Verordnung in Umlauf gebracht, die Biogas aus der Quotenanrechnung und damit aus diesem Markt ausschließt. Dies sei zum Einen eine Diskriminierung und widerspreche zum Anderen der europäischen Richtlinie, die Biogas explizit einschließt.
Weltweit sieht EnviTec Biogas einen Boom für Bio-LNG: „Flüssigerdgas und erneuerbares Methan sind vor allem im Schwerlastbereich auf dem Vormarsch“, sagt von Lehmden. In Nordamerika, Teilen von Europa und China werde LNG bereits erfolgreich als Kraftstoff genutzt. Derzeit seien mehr als 50.000 Lkws und 1.300 Tankstellen in Betrieb. „In diesen Ländern bildet LNG einen strategischen Grundpfeiler für die umweltfreundliche und wettbewerbsfähige Logistik von morgen und schafft zukunftsfähige Arbeitsplätze“, so die aktuelle Studie der Deutschen Energieagentur (dena).
Wachstum in allen Geschäftsbereichen spürbar
„In Summe gehen wir daher durchaus optimistisch ins neue Jahr und sind uns sicher, dass wir künftig eine Vielzahl von neuen Märkten erschließen können“, resümiert von Lehmden. Insgesamt sei ein gesundes, nachhaltiges Wachstum in allen Geschäftsbereichen spürbar – vor allem auch im Gründungssegment der Unternehmensgruppe, dem Anlagenbau: „Schon jetzt haben wir mehr als 50 Prozent der Abwicklung von 2021 im Bau.“