„Damit liegen die Preise einiger Modultypen heute bis zu 20 Prozent über denen zu Beginn des vierten Quartals 2020, als die Modulpreise ihren historischen Tiefpunkt erreicht hatten“, berichtet Martin Schachinger, Geschäftsführer bei pvXchange. Eine kurzfristige Entspannung sieht Schachinger nicht kommen.
Bei aktuell weiter steigenden Rohstoff- und Transportpreisen würden zwar alle Energieerzeugungsformen teurer, „insbesondere aber auch die Windkraft und die Photovoltaik“. Während die Beschaffungskosten für Wechselrichter- und Energiespeicher noch weitestgehend stagnierten, explodierten die Preise für Solarmodule förmlich, aber auch für Unterkonstruktion und Installationsmaterial. „Dies ist unter anderem auf eine Vervielfachung der Siliziumpreise zurückzuführen“, führt Schachinger aus. Seit Anfang des Jahres verdreifachten sich die Kosten für Polysilizium, was auf eine kontinuierliche Unterversorgung aufgrund des Kapazitätsmangels zuzurückzuführen sei. Nach einer kürzlich aufgetretenen Havarie in einer Polysiliziumfabrik in Xinjang, der chinesischen Provinz, in der etwa 40 Prozent des Weltbedarfs produziert werden, sei sogar eine Verschärfung des Engpasses und damit eine weitere Preissteigerung zu erwarten.
Anstieg der Kupfer- und Stahlpreise macht der Branche zu schaffen
Aber auch der Anstieg der Kupfer- und Stahlpreise mache der Branche zu schaffen. „Die Einkaufskonditionen für Solarkabel werden aufgrund des großen Kupferanteils auch beinahe monatlich nach oben angepasst, Ähnliches passiert bei Montagesystemen.“ Nicht zuletzt wirkten sich die mittlerweile „horrenden Kosten“ für Warenlieferungen in einem globalisierten Markt negativ auf die Komponentenpreise aus – internationale Frachtpreise hätten sich innerhalb des letzten Jahres Corona-bedingt vervielfacht, „auf mittlerweile das Sieben- oder Achtfache des ursprünglichen Wertes“, so Schachinger weiter. Es sei nicht zu erwarten, dass sich daran in naher Zukunft viel ändere. „Dazu müsste erst die Wirtschaft außerhalb Chinas wieder ordentlich in Gang kommen und der Containerstau in asiatischen Häfen aufgelöst werden.“
Einige Analysten korrigierten bereits ihre Prognosen für den weltweiten Photovoltaik-Ausbau für dieses Jahr, da viele geplante Projekte nicht wirtschaftlich realisiert werden könnten. „Manche sehen aufgrund der anhaltend hohen Kosten für Reinsilizium und damit insbesondere für Mono-PERC-Zellen schon ein Revival der polykristallinen Module auf uns zukommen.“ Da aber die Zelle nicht mehr der ausschlaggebende Faktor im Modul ist und alle anderen Produktionskosten gleich bleiben, würden sich hier keine entscheidenden Preisvorteile darstellen lassen. Der einzige größere Modulhersteller, der momentan noch konsequent auch auf polykristalline Technologie setzt, sei Canadian Solar. Ansonsten werde man höchstens bei schon vor längerer Zeit produzierten Restkontingenten fündig, meistens mit Modulen niedriger Leistungsklassen unterhalb 300 Watt.
„Manches Großprojekt wird für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt werden müssen“
Aktuell seien Solarmodule über den internationalen Spotmarkt preiswerter zu bekommen als direkt beim Hersteller, da der Spotmarkt vorwiegend aus Überhängen und Rückläufern von nicht realisierbaren Projekten gespeist werde. „Die Produktpreise wurden teilweise weit vor dem Preisanstieg der letzten Monate ausgehandelt.“ So könnten zumindest kleine bis mittlere Anlagengrößen noch erwartungsgemäß realisiert werden. „So manches Großprojekt wird wohl für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt werden müssen, bis sich die Situation wieder entspannt hat“, meint Schachinger.
Ob sich der chinesische Markt angesichts der hohen Preise so entwickelt wie prognostiziert und in der zweiten Jahreshälfte einen Großteil der dort produzierten Module aufnimmt, bleibe abzuwarten. „Immerhin sind die chinesischen Projektentwickler nicht so abhängig von bezahlbaren Überseetransporten wie wir Europäer.“ Sollten die Erwartungen nicht erfüllt werden, könne man allerdings auf eine Entspannung bereits im vierten Quartal dieses Jahres hoffen. „Zu den historisch niedrigen Modulpreisen aus 2020 werden wir dennoch so schnell nicht zurückkehren.“
Modulpreise am Spotmarkt zwischen 0,18 €/Wp (Low Cost) und 0,37 €/Wp (Bifacial)
Das Preisbarometer von pvXchange zeigt die durchschnittlichen Angebotspreise von kristallinen Modulen auf dem europäischen Spotmarkt für verzollte Ware. Low Cost-Ware ist im Juni 2021 für 0,18 €/Wp zu haben, das sind 12,5 Prozent mehr als zum Jahresstart. Auch alle anderen Kategorien verbuchen Preisaufschläge zwischen 6 und 9 Prozent seit Jahresstart. Bifacial-Module werden aktuelle mit 0,37 €/Wp am Markt angeboten, dahinter folgen All-Black-Module (0,35 €/Wp) und High Efficiency-Produkte (0,34 €/Wp). Mainstream-Ware ist am Spotmarkt für 0,25 €/Wp zu haben.