Förderung von 3 bis 4 ct je kWh könnte Umrüstung von Steinkohle auf Biomasse möglich machen


Zu diesem Ergebnis kommt die energiewirtschaftliche Beratung enervis energy advisors GmbH in einer Studie, die im Auftrag von EnBW, Onyx-Power Germany und Enviva Management Germany erstellt wurde. Die Analyse zeige, dass eine moderate Förderung einen „effizienten Beitrag zum Ausbau erneuerbarer Energien“ leisten könne, heißt es bei enervis. Die hierfür notwendige Förderhöhe liege auf dem Niveau bereits erfolgreich umgesetzter Umrüstungsprojekte in Dänemark und Großbritannien.


Mit der Verabschiedung des Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes (KVBG) hat der Deutsche Bundestag die Bundesregierung beauftragt, bis zum Ende des Jahres 2020 Förderrichtlinien zur Umrüstung von Steinkohlekraftwerken auf klimaneutrale Brennstoffe/Biomasse auszuarbeiten. „Umstellungen dieser Art sind technisch vergleichsweise zügig und kostengünstig realisierbar und haben sich im europäischen Ausland bereits bewährt“, heißt es bei enervis.


Eine Umstellung auf Biomasse ist ohne Förderung unter heutigen Marktbedingungen allerdings unwirtschaftlich, da vor allem die Brennstoffkosten heute noch nicht durch die Erlöse am Strommarkt kompensiert werden können, heißt es in der Studie. Für eine Umstellung auf Biomassebetrieb bedürfe es demnach eines geeigneten Förderungsrahmens.

Die vollständige enervis-Studie kann hier abgerufen werden.


Einen solchen geeigneten Förderrahmen könnten der Studie zufolge Differenzverträge (Contracts for Difference – CfD) darstellen. „Diese Form der Förderung ist für Biomasseprojekte in anderen Ländern üblich (z.B. Großbritannien, Niederlande, Dänemark) und entspricht auch den Anforderungen des europäischen Beihilferechts.“


Kernelement ist dabei ein Referenzpreis für den Strom. Liegt der Börsenstrompreis unterhalb dieses Referenzpreises, wird die Differenz als Förderung gewährt. Liegt der Börsenstrompreis darüber, zahlt der Betreiber die Differenz zurück. „Der CFD bietet den Vorteil, dass die Erlöse im Grundsatz von Strompreisen abgekoppelt werden. Dadurch werden, gemäß der Symmetrie des Mechanismus, beidseitig Risiken reduziert.“ Für die Betreiber wirkten sich geringere Strommarktrisiken in Form von niedrigeren Finanzierungskosten und Risikoprämien aus, die sonst potentiell Förderbeträge erhöhen würden. Für die Verbraucher sinkt damit ebenfalls das Strompreisrisiko.


Darüber hinaus steige durch die Risikominimierung auch die Realisierungswahrscheinlichkeit der Projekte, wodurch aus politischer Sicht eine zielgerichtete Fördervergabe erfolgen könne. „Aus regulatorischer Sicht ist ein solcher Mechanismus auch deshalb vorteilhaft, da er in einer ähnlichen Form bereits besteht, z.B. im EEG-Ausgleichsmechanismus“, heißt es in der Studie. „Der Mechanismus bewegt sich damit in einem organisatorischen Rahmen, welcher bekannt und umsetzbar ist.“


Im Rahmen der Studie wurden die Kosten für vier Referenzkraftwerke bei Umstellung auf Biomasse im Jahr 2026 vor dem Hintergrund einer CfD-Förderung ermittelt. Die Stromgestehungskosten umgerüsteter Anlagen liegen den Ergebnissen zufolge bei 10,5 bis 12 ct/kWh, an denen sich die in einem CfD festzulegende Höhe des „Strike-Price“ orientieren würde. Der Mittelwert liegt bei 11,2 ct/kWh. Den höchsten Anteil daran haben die variablen Betriebskosten, die rund 75 Prozent der Gesamthöhe ausmachen und maßgeblich durch die Kosten der Biomasse (bzw. des Transports) des jeweiligen Referenzkraftwerks geprägt sind. „Nur ein Teil des Strike-Price, welcher auf den Stromgestehungskosten basiert, wird als Förderung auch ausgezahlt“, heißt es in der Analyse. „Unsere Berechnungen ergeben, dass in dem hier angenommenen Stromszenario im Mittel nur 3,7 ct/kWh als Förderbedarf ausgezahlt werden.“


Bei CFD-Laufzeiten von 15 Jahren sinke der Betrag auf einen Mittelwert von 3,3 ct/kWh. Kraftwerke mit besonders geeignetem Standort für eine Biomassezulieferung könnten bereits mit ca. 3 ct/kWh finanziert werden. Steigt der Strompreis in Zukunft stärker als in dem angenommenen Strommarktszenario, beispielsweise aufgrund ambitionierterer CO2-Preis-Ziele, könnte der Förderbedarf noch geringer ausfallen.


Recherchen zu internationalen Umstellungsbeispielen zeigten, dass beispielsweise die Kraftwerke Lynemouth und Drax in Großbritannien derzeit einen Strike-Price von 13 bis 14 ct/kWh erzielten. Dieser liege damit über den Stromgestehungskosten der in der Studie betrachteten Kraftwerke. Die dänischen Kraftwerke Avedore und Studstrup werden direkt mit 2 ct/kWh ge-fördert, sparen jedoch durch Wegfall einer Kohlesteuer ca. weitere 3 ct/kWh. Die in der Studie ermittelten Werte für die Referenzkraftwerke zeigten mithin auf, dass die Umstellung für Kraftwerksstandorte in Deutschland „aus Kostensicht international konkurrenzfähig ist.“