Die weltweiten Windenergiekapazitäten sind im Jahr 2020 um 96,3 GW angestiegen, verglichen mit 60,7 GW im Vorjahr ist dies ein Anstieg um 59 Prozent. Die meisten Windenergieanlagen wurden an Land zugebaut (94 Prozent). Offshore waren es nur 6,1 GW. Gegenüber 2019 entspricht dies einem Rückgang um 19 Prozent. Das geht aus den neuesten Daten von BloombergNEF (BNEF) hervor.
Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der eingesetzten Turbinen stammten von nur vier Herstellern: General Electric (GE), Vestas, Goldwind und Envision. Diese vier Hersteller haben im vergangenen Jahr alle mehr als 10 GW in Betrieb genommen (onshore und offshore), wobei sich die Kluft zwischen den führenden Herstellern und kleineren Akteuren vergrößert hat.
Die BNEF-Daten zeigen, dass GE und Goldwind an Vestas vorbeigezogen sind. Dies liegt vor allem an einem Anstieg der Installationen in den USA und China. Vestas ist im Jahr 2020 nach vier Jahren an der Spitze auf den dritten Platz zurückgefallen. Doch Vestas nehme weniger Marktrisiko auf sich, da die Turbinen letztes Jahr in 34 Ländern in Betrieb genommen worden sind, meint Isabelle Edwards, Wind Associate bei BloombergNEF und Hauptautorin des Berichts „2020 Global Wind Turbine Market Shares”. GE und Goldwind beanspruchten die ersten beiden Plätze des diesjährigen Rankings, indem sie sich auf die größten Märkte konzentrierten, so Edwards. Diese Strategie könnte jedoch im Jahr 2021 nicht mehr so erfolgreich sein, da die Förderungen in diesen Märkten ausliefen.
Beispielloses Wachstum in China
GE steigerte seine installierte Kapazität um 6,6 GW zum Vorjahr, wobei die Installationen in den USA etwa 70 Prozent seines globalen Portfolios von 13,5 GW ausmachten. In China wurden 57,8 GW an neuen Kapazitäten zugebaut. Im Onshore-Markt war dies mehr, als 2019 weltweit in Betrieb genommen wurde. Dieser Nachfrageschub nach Turbinen in China ermöglichte es kleineren inländischen Turbinenherstellern, ihre stillgelegten Produktionskapazitäten voll auszulasten und im globalen Ranking Boden auf ihre ausländischen Konkurrenten gutzumachen, so die BNEF-Analysten.
Doch nicht nur die chinesischen Hersteller profitieren vom Wachstumsschub des Landes. „Fast jeder Turbinenhersteller verkauft jetzt Turbinen nach China“, so Edwards. Sowohl für GE als auch für Vestas war China 2020 der zweitgrößte Markt. Die auslaufenden Einspeiseprämien hätten im vergangenen Jahr dazu geführt, dass die Neuinstallationen nochmals angeheizt wurden, sagt Leo Wang, Windexperte bei BNEF in Peking. So dass nach dem Auslaufen der Förderung in diesem Jahr mit einem Nachfragerückgang zu rechnen sei, so Wang.
Der gesamte Onshorewind-Zubau im Jahr 2020 betrug in Nord- und Südamerika 19,4 GW, in Europa 12,6 GW und in Afrika und dem Nahen Osten 863 MW. Auf den asiatisch-pazifischen Raum entfielen 57,3 GW.
In den USA wurden im vergangenen Jahr 16,5 GW an neuen Windkapazitäten in Betrieb genommen. Das waren 77 Prozent mehr als 2019. GE lieferte 57 Prozent (9,4 GW) dieser neuen Kapazität und baute seinen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz aus. Der Marktanteil von Vestas sank auf 31 Prozent im Jahr 2020, obwohl der dänische Turbinenhersteller 5,1 GW in 14 US-Bundesstaaten in Betrieb genommen hat.
Offshore-Marktführer bleibt Siemens Gamesa
Marktführer im Offshore-Bereich bleibt Siemens Gamesa. Im vergangenen Jahr hat der Turbinenhersteller 1,91 GW auf See in Betrieb genommen, unter anderem 752 MW im Windpark Borssele in den Niederlanden und weitere 539 MW im Projekt East Anglia One in Großbritannien.
In dem Bestreben, sich als führender Turbinenlieferant für die Offshore-Windindustrie neu zu positionieren, hat Vestas Ende 2020 MHI Vestas Offshore Wind übernommen. Es könnte ein paar Jahre dauern, bis dieser Schritt den Markt für Turbinenlieferanten aufrüttelt, da Siemens Gamesa bereits die Offshore-Windauftragsbücher bis 2025 anführt, so die BNEF-Analysten. Aktuell liegt Vestas auf dem siebten Platz im Offshore-Windmarkt. Fünf Turbinenhersteller aus China – Shanghai Electric, Mingyang, Envision, Goldwind und CSSC – haben Vestas überholt.