Sie stehen rund 40 Kilometer nördlich von Pristina in den südlichen Ausläufern des Kopaonik-Gebirges, welches das Kosovo von Serbien trennt. Die Windräder im Windpark Selac liefern Strom für mehr als 100.000 Haushalte und stellen damit bis zu zehn Prozent des kosovarischen Stromverbrauchs, heißt es. Das Kosovo war bisher fast ausschließlich auf Kohleverstromung und Stromimporte angewiesen.
Notus energy hat nach eigenen Angaben zusammen mit lokalen Partnern die Genehmigungsplanung ausgeführt, die Finanzierung unterstützt und das Projekt als Generalunternehmer umgesetzt. Das umfasst auch die Zusammenarbeit mit den Behörden und dem Übertragungsnetzbetreiber. Das Projekt wurde durch SOWI Kosovo llc. initiiert und inzwischen vom Investor Enlight Energy übernommen.
Eine besondere Herausforderung waren Transport und Errichtung der Anlagen auf bis zu 1.800 Metern Höhe in einer abgelegenen, gebirgig-kargen Landschaft mit 13 km Ausdehnung und 23 km Straßenbau. „Solch ein Projekt baut man nur einmal im Leben“, zitiert Notus Aussagen von Bauingenieuren. Am Standort in der Nähe des Ortes Bajgora hat Notus energy ein Umspannwerk mit einer Leistung von 120 MW errichtet, um den Strom des Windparks auf die 110 kV-Ebene zu transformieren. Das Umspannwerk liegt auf einer Höhe von 1.500 Metern. Von dort hat das Unternehmen eine 20 Kilometer lange 110 kV-Freileitung zum Einspeisepunkt in der Stadt Vushtrria gebaut. Das Umspannwerk in Vushtrria hat Notus energy im Zuge der Arbeiten ebenfalls saniert.
„Beispiel für die internationale Kooperation der Erneuerbare-Energien-Branche“
„Der Windpark ist ein Beispiel für die internationale Kooperation der Erneuerbare-Energien-Branche“, sagt Heiner Röger, Geschäftsführer des unabhängigen Stromerzeugers aus Potsdam. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 170 Mio. €. Dabei hat die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (European Bank for Reconstruction and Development, EBRD) ein Darlehen von 58 Mio. € gestellt. Ebenfalls eingebunden sind die Erste Bank Österreich und die slowenische Bank NLB. Etwa ein Drittel wird von den Eigentümern finanziert.
Schon aufgrund der Beteiligung der EBRD erfülle der Windpark Selac besonders hohe Ansprüche an Umweltverträglichkeit und die Einbindung der Menschen vor Ort. Insgesamt hat Notus energy Pachtverträge mit mehr als 300 kleinen Landeigentümern geschlossen. Zu Beginn des Projektes habe „kein einziger“ Anlagenhersteller ins Kosovo liefern wollen, weil das Land als Markt zu klein sei. Die Lage auf 1.800 Metern ist eine weitere Besonderheit für den Aufbau und genauso für den kommenden Betrieb der Anlagen.
Entsprechend der Regelungen im Kosovo soll der offizielle Betrieb des Windparks nach der jetzt gestarteten Phase des Probebetriebs am 30. November 2021 beginnen.