„Allerdings spiegeln die für Anfang Oktober erfassten Veränderungen noch lange nicht die noch zu erwartenden Preissteigerungen wider", so Schachinger. Zum Zeitpunkt der Preiserhebung seien von einigen Herstellern für kommende Lieferungen bereits noch deutlichere Korrekturen nach oben angekündigt worden. „Die im Oktober-Index dargestellte Preiskorrektur ist also nur der zaghafte Beginn eines Anstiegs um nicht weniger als 15 bis 20 Prozent gegenüber dem Preisniveau, welches noch vor wenigen Wochen gegen Ende des dritten Quartals Bestand hatte.“
Dies werde aber wohl die letzte Preiskorrektur sein, mit der auf Herstellerebene bis zum Ende des Jahres zu rechnen sei. Zwar könne es im Spotmarkt auf Basis von Angebot und Nachfrage nochmals Ausschläge nach oben oder unten geben. „An den Abgabepreisen der Produzenten an Projektgesellschaften und Distributoren wird sich nach dieser satten Preiserhöhung in der zweiten Oktoberhälfte wohl nichts mehr ändern“, so Schachinger weiter.
Fünf der größten chinesischen Modulhersteller – Longi, Jinko, Trina, JA Solar und Risen – hätten sich kürzlich in einem gemeinsamen Schreiben für die Störungen der Lieferketten und die damit verbundenen Verzögerungen und sonstigen Nachteile, die sich für ihre Kunden dadurch ergeben, entschuldigt. Dabei berufen sie sich unter anderem auf die „Force Majeure“, also höhere Gewalt wie staatliche Vorgaben oder Naturkatastrophen, deren Vermeidung sich ihrem Einflussbereich entzieht. „Dies geschah wohl auch schon vorsorglich, um die jetzt schrittweise vorzunehmenden Anpassungen in bestehenden Lieferverträgen vorzubereiten und zu rechtfertigen“, so Schachinger weiter. Für die Projektierer sind das weitere schlechte Nachrichten. „Wenn jetzt sicher geglaubte Liefertermine und Einkaufskonditionen wanken, steht so manches Photovoltaikprojekt auf der Kippe.“
Energieknappheit in China wirkt sich auf Lieferkette
Als Gründe für die Entwicklung werden von den Herstellern die Maßnahmen der Zentralregierung in Bezug auf die im Winter drohende Energieknappheit in China aufgeführt, die zu einer Drosselung der Produktion je nach Fertigungsbereich um bis zu 90 Prozent führen sollen. Bei manchen Zulieferern könnte also die Produktion aufgrund dieser Vorgaben, bei Modulproduzenten wegen fehlender oder überteuerter Rohstoffe bald ganz stillstehen, was zusätzlichen großen Druck auf die insgesamt noch zur Verfügung stehenden Kapazitäten ausübt.
Darüber hinaus gebe es weiterhin „horrende“ Transportpreise im Weltmarkt zu tun. Das Problem lasse sich nicht schnell lösen. Der derzeit nicht nur in Großbritannien herrschende LKW-Fahrermangel verschärfe die Lage zusätzlich. „Leere, sowie eine große Menge voller Container steht in Zwischenlagern und kann nicht gelöscht bzw. abtransportiert werden, fehlt dann natürlich in der internationalen Logistikkette.“
„Abnehmer kleiner bis mittlerer Volumina sitzen hier in der Regel am kürzeren Hebel“
Die Modulproduzenten versuchten in dieser Situation, drohende Verluste zu minimieren und ältere Lieferverträge nachzuverhandeln. Man will nicht in eine ähnlich Lage kommen, wie zum Jahreswechsel 2020/2021. Seinerzeit kam es schon einmal zu einer unerwarteten Verteuerung der Rohstoffe und einem Mangel an Frachtkapazitäten, so dass die bereits im Vorjahr ausgehandelten Konditionen in diesem Frühjahr nur noch unter Opferung der kompletten Verkaufsmarge gehalten werden konnten.
In diesem Herbst stehen nun offenbar alle Verträge auf dem Prüfstand, die vor März oder April 2021 unterzeichnet wurden. „Die Abnehmer kleiner bis mittlerer Volumina sitzen hier in der Regel am kürzeren Hebel und müssen mit kleineren oder größeren Einbußen bei den zugesagten Liefermengen rechnen, sofern sie Anfang des Jahres Konditionen verhandelt hatten, die für den Lieferanten aus heutiger Sicht unattraktiv sind.“ Größere, strategisch wichtige Kunden würden „vermutlich erst einmal verschont“.