Den Zuschlag bekommen Chemnitz (Sachsen), Duisburg (Nordrhein-Westfalen) und Pfeffenhausen (Bayern) sowie ein Konsortium in Norddeutschland, wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am 2. September mitteilte. Bis Ende 2024 stehen bis zu 290 Mio. € für die Standorte des Wasserstoffzentrums zur Verfügung.
Mit dem ITZ setzt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eine Maßnahme der Nationalen Wasserstoffstrategie von Juni 2020 um. Mit dem Wasserstoffzentrum soll eine Entwicklungs- und Testeinrichtung geschaffen werden, die Angebote vorhält die so am Markt nicht bzw. nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Eine besondere Fokussierung soll dabei auf der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Startups, Gründern sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen liegen. Im internationalen Kontext soll das ITZ zudem einen Beitrag dazu leisten, technische und ökonomische Standards zu setzen. Das ITZ soll Teil des Netzwerks des Deutschen Zentrums Mobilität der Zukunft werden.
„Damit wollen wir die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Westen, Osten, Süden und Norden unterstützen – ganzheitlich“, so Scheuer. Die unterschiedlichen Standorte sollen jeweils zu verschiedenen Schwerpunkten der Wasserstofftechnologie forschen und unterschiedliche Bedürfnisse der Industrie aufgreifen. Sämtliche Verkehrsträger wie Schiene, Schiff, Auto und Flieger werden in den Blick genommen, kündigte Scheuer an.
Forschung im Norden setzt Schwerpunkt auf Schiffsverkehr
In den Norden gehen bis zu 70 Mio. € der Fördersumme, die in ein gemeinsames Innovations- und Technologiezentrum (ITZ) Nord zur Förderung der Wasserstofftechnologie in Luft- und Schifffahrt fließen sollen. Hinzu kommen 105 Mio. € aus Mitteln der beteiligten Länder. Standorte werden Hamburg, Bremen und Bremerhaven sowie Stade in Niedersachsen.
Die norddeutschen Bundesländer haben schon 2019 eine Kooperation bei der neuartigen Wasserstoff-Technologie vereinbart. Das ITZ soll auf bereits vorhandenen Kapazitäten der Forschung und Industrie aufbauen. Dabei gehe es im Norden vor allem um neuartige Schiffsantriebe, sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). „Die Schiffstechnik ist entscheidend dafür, dass wir die Klimaziele erreichen.“
Chemnitz profitiert von bestehender Forschungsinfrastruktur
In Chemnitz profitiert das HIC – Hydrogen and Mobility Innovation Center von der Förderung. Besonders die Forschungs- und Testinfrastruktur für Brennstoffzellen und Wasserstoff-Technologien des HIC sowie sein ausgedehntes Netzwerk an starken Partnern waren ausschlaggebende Gründe für die Entscheidung des BMVI. Auf dem Technologie-Campus in direkter Nachbarschaft der TU Chemnitz, der Fraunhofer-Institute IWU und ENAS sowie Teststrecken für Straßen- und Schienenfahrzeuge kann das HIC mit Hilfe der Förderung des BMVI zukünftig die gesamte Wertschöpfungskette von der Brennstoffzelle bis zu Gesamtfahrzeugen abdecken.
Ab sofort startet in Chemnitz die nächste Phase der Umsetzung. „Gemeinsam mit der Industrie planen wir die ersten konkreten Aktivitäten“, sagte Professor Thomas von Unwerth, Vorstandsvorsitzender des koordinierenden HZwo und Direktor des Instituts für Automobilforschung an der TU Chemnitz. „Und bereits ab Herbst 2021 sprechen wir mit internationalen Unternehmen im Rahmen unserer Akquise-, Kooperations- und Standortvermarktungsaktivitäten über Formen der Zusammenarbeit bzw. konkreter Investitionen in Chemnitz“.
Pfeffenhausen in Bayern legt den Fokus auf konkrete Anwendungsmöglichkeiten
Der Fokus in Pfeffenhausen liegt auf konkreten Anwendungsmöglichkeiten für Wasserstoff-Technologien, insbesondere im Bereich Mobilität. Das sogenannte Wasserstoff-Technologie- und Anwenderzentrum (WTAZ), an dem zahlreiche Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft beteiligt sind, soll nach Worten Scheuers bis 2025 fertiggestellt werden. Den finanziellen Umfang bezifferte Söder auf 170 Mio. € – neben einem „überragenden Beitrag“ des Bundes und Eigenfinanzierungsmitteln werde der Freistaat mindestens 30 Mio. € zuschießen. „Wir glauben, dass die Zukunft dem grünen Wasserstoff gehört“, sagte er.
Auch NRW wird Hotspot der Wasserstoffforschung
Auch Duisburg wird ein Standort für ein Wasserstoff-Innovationszentrum. Das Zentrum soll Zukunftsmärkte für die Automobilzulieferbranche und die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland erschließen. Der Aufbau wird nach Angaben des nordrheinwestfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) vom Bund und vom Land NRW bis 2025 mit insgesamt bis zu 100 Mio. € gefördert.
Das Forschungszentrum Jülich soll im Rheinischen Braunkohle-Revier zudem ein Helmholtz-Cluster für Wasserstoffwirtschaft aufbauen. Der Bund unterstützt das mit 860 Mio. €. Das Bundeswirtschaftsministerium hat ferner die Unterstützung einer Konzeptstudie zur Transformation des Ruhrgebiets in eine führende Wasserstoffmodellregion zugesagt. „Wasserstoff ist das Schlüsselelement für die klimaneutrale Transformation der Industrie“, sagte Laschet. Ein Viertel der CO2-Emissionen in NRW könne allein durch Wasserstoff eingespart werden.