Situation der Offshore-Wind-Lieferkette trotz erhöhter Ausbauziele angespannt


Der Umsatz der Branche ist seit Ende 2018 von 9,8 auf 7,4 Mrd. € zurückgegangen, zeitgleich nahm die Beschäftigung um rund 3.000 auf 21.400 Vollzeitäquivalente ab. Um die aktuellen Ausbauziele der Bundesregierung von mindestens 70 GW Offshore-Wind bis 2045 zu erreichen, bedarf es daher einer politisch flankierten Gesamtanstrengung der Branche mit einer Qualifizierungs- und Ausbildungsoffensive entlang der gesamten Wertschöpfungskette.


Zu diesen Ergebnissen kommt eine von WAB, PNE, Amprion, Tennet, Deutsche Windtechnik, Rhenus Logistics, IG Metall, Iberdrola und Buss Energy Group unterstützte aktuelle Studie des Trend- und Marktforschungsinstituts wind:research zur Wertschöpfung der Offshore-Windenergie in Deutschland.


Der Ausbau könne nur gelingen, wenn jetzt in Sachen Beschäftigung und maritime Industrie die richtigen Weichen gestellt würden, kommentiert WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler die Ergebnisse der Studie. „Es geht um Investitionen, die den ambitionierten Zielen gerecht werden.“ Im Idealfall könnten zehntausende Arbeitsplätze über ganz Deutschland verteilt geschaffen werden, wenn die Rahmenbedingungen dies ermöglichen. „Wir brauchen eine Gesamtanstrengung der Wind- und maritimen Industrie mit einer Qualifizierungs- und Ausbildungsoffensive“, so Winkler.


Der Studie zufolge sind derzeit 862 Marktteilnehmer im Bereich der Windenergie tätig, darunter 23,8 Prozent ausschließlich im Bereich Offshore-Windenergie. Während die Zahl der Marktteilnehmer angestiegen sei, habe die Spezialisierung der beteiligten Unternehmen seit 2019 um 10 Prozentpunkte abgenommen. Aktuell sei die Zulieferkette nicht mehr vollständig, hierfür fehlten die Bereiche Turm- und Plattformbau sowie Unternehmen im Bereich Installationslogistik und Spezialschiffbau. Entsprechende Engpässe in der gesamten Lieferkette müssten umgehend behoben werden, etwa in den Bereichen Sensorik und Halbleiter sowie im Bereich Installationslogistik, heißt es in dem Papier.


Wertschöpfung deutschlandweit verteilt – mit regionalen Hotspots


Ein Blick auf die regionale Verteilung der Wertschöpfung für den Bau von Offshore-Windparks zeigt, dass eine Konzentration nicht nur an küstennahen Regionen stattfindet, vielmehr ist diese deutschlandweit verteilt. Die Bereiche Transport und Montage sowie Projektentwicklung, Wartung und Instandhaltung konzentrieren sich naturgemäß überwiegend im Norden Deutschlands. Hier sitzen auch die maßgeblichen Produzenten von Offshore-Windenergieanlagen.


In den südlichen Bundesländern sind die Beschäftigten überwiegend in den Wertschöpfungsstufen Engineering sowie Forschung & Entwicklung zu finden. Regionaler Schwerpunkt liegt in diesem Bereich in Baden-Württemberg. Auch ist der Umsatz der Offshore-Branche im Bundesländervergleich hier einer der höchsten in ganz Deutschland.


Weitere regionale Schwerpunkte liegen in Niedersachsen für Transport/Montage sowie Netzanbindung/Netzbetrieb, in Mecklenburg-Vorpommern für die Anlagenfertigung, in Bremen für Wartung und Instandhaltung und in Hamburg für Projektentwicklung, Planung, Beratung und Training.


Attraktivität der Arbeitsplätze sichern


Laut WAB steigt für die Umsetzung der Pläne der Bundesregierung der Fachkräftebedarf stark an. Die Attraktivität der Arbeitsplätze, vor allem deren langfristige Sicherheit, sollte daher gestärkt werden. „Wenn die Stromerzeugung und Wasserstoffproduktion auf See sichere Beschäftigung bietet, gewinnt sie auch weiter an Akzeptanz, die durch eine für die Bevölkerung nachvollziehbare Energiewende-Roadmap noch verstärkt wird“, meint Winkler und ergänzt: „Um vor allem den zahlreichen kleineren und mittleren Unternehmen eine Grundlage für Investitionsentscheidungen zu bieten, benötigen wir ein schnelles Inkrafttreten des neuen Windenergie auf See-Gesetzes.“ Qualitative Ausschreibungskriterien im Windenergie auf See Gesetz könnten eine wertvolle Unterstützung für den Wiederaufbau der Zulieferindustrie sein“, so die WAB-Geschäftsführerin.