Shell: Baustart für größte Bio-LNG-Anlage in Deutschland im Rheinland


Nach dem 2021 in Betrieb genommenen Elektrolyseur Refhyne für grünen Wasserstoff sei das neue Projekt ein weiterer Baustein der Transformation des Shell Standorts zu einer „Plattform für nachhaltige Energie- und Chemieprodukte“, heißt es von Seiten des Shell-Konzerns. In der Bio-LNG-Anlage sollen ab etwa der zweiten Jahreshälfte 2023 jährlich bis zu 100.000 Tonnen eines „CO2-neutralen verflüssigten Gemischs aus Biomethan und Erdgas“ produziert werden.


„Es macht mich stolz, dass wir bei Shell im Rheinland die größte Anlage Deutschlands zur Produktion von Bio-LNG aufbauen“, sagt Marco Richrath, General Manager des Shell Energy and Chemicals Park Rheinland. Bio-LNG berge ein großes Potenzial für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs. Die in Godorf produzierten Mengen können laut Shell den Jahres-Bedarf von etwa 4.000 bis 5.000 LNG-Lkw decken. Im Vergleich zu einem konventionellen Diesel-Lkw könnten damit jährlich bis zu einer Million Tonnen CO2 eingespart werden.


Biomethan kann aus einer Vielzahl unterschiedlicher organischer Abfälle wie landwirtschaftlichen Rückständen, Siedlungsabfällen und Gülle hergestellt werden. Die CO2-Intensität von Biomethan variiert dabei je nach Ausgangsmaterial stark und beträgt gemäß der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union II zwischen -88 gCO2/MJ und +50 gCO2/MJ. Fossiles LNG – oft als graues LNG bezeichnet – hat eine CO2-Intensität von 74g CO2/MJ. (Zum Vergleich: Diesel hat eine CO2-Intensität von 95g CO2/MJ.)


LNG-Kraftstoff mit durchschnittlicher CO2-Intensität von 0 gCO2/MJ oder weniger


Die CO2-Einsparungen will Shell im Mix zwischen Erdgas und Biomethan dadurch erreichen, dass aufbereitetes Biogas aus nachhaltigen Reststoffen wie beispielsweise Gülle und Mist verwendet wird. Die CO2-Intensität des so gewonnenen Biomethans sei negativ, da das sehr klimawirksame Gas nicht etwa auf Äckern oder aus Gruben in die Atmosphäre entweicht, sondern als Energieträger genutzt wird. Durch die Mischung von Biomethan und fossilem Methan unterschiedlicher CO2-Intensitäten sei Shell damit in der Lage, LNG-Kraftstoff mit einer durchschnittlichen CO2-Intensität von 0 gCO2/MJ oder weniger für seine Kunden im Schwerlasttransportsektor anzubieten.


Die CO2-Intensität des gesamten Biomethanportfolios stelle sicher, dass das Bio-LNG nach der Produktion bilanziert CO2-neutral ist, ergänzte Shell auf Anfrage der ContextCrew. Die Berechnungen würden unabhängig zertifiziert. Das Biomethan für die Verflüssigung stamme sowohl aus Eigenproduktion als auch durch Zukauf am Markt. Dabei könne man auf ein vielfältiges Biomethanportfolio zurückgreifen. Angaben zu Mengen und konkreten Lieferanten wollte Shell nicht machen.


Gespeist wird die Bio-LNG-Anlage künftig über die normale Gasleitung. Dies ermögliche es, große Mengen zentral zu verarbeiten und für den Markt zur Verfügung zu stellen. In der Anlage im Rheinland wird das Gas auf minus 162 Grad Celsius gekühlt und damit zu LNG verflüssigt. In Tanklastern wird es dann zu Shell LNG-Tankstellen in ganz Deutschland transportiert.


Geschäftsentwicklung im Bereich LNG-Kraftstoff „weit über unseren Erwartungen“


„Indem wir den Aufbau der gesamten Lieferkette von der Biomethanversorgung über Verflüssigung hier im Rheinland bis zum Aufbau eines LNG-Tankstellennetzes in nahezu Rekordzeit vorantreiben, eröffnen wir unseren Kunden der Transportbranche die Chance, ihren CO2-Fußabdruck zeitnah zu senken“, sagt Fabian Ziegler, Vorsitzender der Geschäftsführung von Shell in Deutschland. Die Nachfrage der Kunden sei gewährleistet. Das sehe man „sehr deutlich“ in der Geschäftsentwicklung im Bereich LNG-Kraftstoff, die „weit über unseren Erwartungen verläuft.“