„Wiedergeburt” der Offshore-Branche auf hohem Niveau erwartet


„Die Offshore-Branche stehe nach der Ausbauflaute der letzten Jahre vor einer riesigen Herausforderung“, sagte WAB-Vorstandsvorsitzender Jens Assheuer. Die dafür notwendigen Investitionen betrachtet er gleichzeitig als riesige Chance, auch für kleine und mittelständische Firmen. Für die nun erforderliche Geschwindigkeit gehe es darum, „den Boom, den wir schon einmal hatten, nicht nur zu wiederholen, sondern zu toppen“.


Auf Einladung der WAB präsentierten vergangene Woche in einer von WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler moderierten Online-Diskussionsrunde politische Entscheidungsträger aus Norddeutschland ihre Impulse zu der Frage: „Offshore-Wind und ‚grüner’ Wasserstoff – was wird 2022 wichtig und was muss bis 2030 passieren?“. Die Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) betonte in ihrem Impulsbeitrag ebenfalls, dass sie für die Offshore-Windbranche eine „Wiedergeburt auf hohem Niveau“ erwarte. Für die Umsetzung der neuen Offshore-Wind-Ziele müsse die Offshore-Windbranche über einen Zeitraum von 20 Jahren im Schnitt 3 GW pro Jahr installieren, deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr. Jetzt sei ein „Fließbandsystem“ für den künftigen Ausbau notwendig.


Zudem müsse rasch der Verlust an Fachkräften und damit an Know-how ausgeglichen werden, der durch die Ausbaulücke der letzten Jahre entstanden sei. Die norddeutsche Zusammenarbeit in der Wasserstoffstrategie sei richtig, so Vogt weiter, auch wenn Wasserstoff zu einem großen Teil importiert werden müsse. Eine Erzeugung in Deutschland hält sie aus strategischen Gründen für unersetzlich. Nur mit einem heimischen Erzeugungsmarkt ließen sich, auch mit den notwendigen Kompetenzen im Anlagenbau, die Wasserstoffwirtschaft entwickeln und die Sektorenkopplung optimal nutzen. Wenn es gelinge, schnell die notwendige Infrastruktur zu bauen und Projekte zu starten, vor allem für die CO2-Reduzierung in der Industrie, biete die Wasserstoff-Wirtschaft eine große Wertschöpfungschance. Um schneller voranzukommen, müsse der Staat anfangs den Investitionsbedarf unterstützen.


Wie sinnvoll ist es, nach einem Raumordnungsverfahren alles im Planfeststellungsverfahren zu hinterfragen?


Für die Pläne der Bundesregierung, bis 2045 klimaneutral zu werden, könne Offshore-Windenergie einen wichtigen Beitrag leisten, sagte der niedersächsische Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD). Der dafür notwendige Netzausbau müsse intelligent geplant werden, als Netzwerk und nicht nur als Verbindung zwischen jeweils zwei Orten. Ein wichtiger Schritt sei zudem, die künftige Netzentwicklung für Strom und Wasserstoff integriert zu betrachten – auch um zu ermitteln, wo Wasserstoff idealerweise produziert werden kann. Der notwendige Leitungsausbau müsse gut erklärt werden. Für eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sollten die Energieminister prüfen, ob es sinnvoll sei, im Küstenmeer nach einem Raumordnungsverfahren im anschließenden Planfeststellungsverfahren „noch einmal alles zu hinterfragen“.


Der Kieler Energiewende-Staatssekretär Tobias Goldschmidt sprach sich dafür aus, Leitungen in „Hubs“ zu bündeln und dort Wasserstoff zu erzeugen, wo der Strom angelandet werde, um den Übertragungsbedarf zu minimieren. Wasserstofferzeugung im großen Maßstab sei vor allem ein Thema für Norddeutschland. Niemand wolle dem Süden verbieten, Wasserstoff-Elektrolyseure zu betreiben – aber das werde dort „nicht im Gigawattbereich passieren“, so Goldschmidt. Beim Offshore-Wind-Ausbau von 30 GW bis 2030 geht es für Goldschmidt vor allem um Geschwindigkeit, während der langfristige Ausbau auf 70 GW bis 2045 vor allem ein Thema der Schutzgüter sei. Die Diskussion über eine Ko-Nutzung sei wichtig, da es für den Naturschutz und die Belange der Fischerei ebenfalls sehr gute Argumente gebe. Um die Ausbauziele zu erreichen, gehe es künftig darum, das Ressortdenken zu überwinden und gute Lösungen zu finden.


„Die Weichen für den Klimaschutz und den weiteren Ausbau der Offshore-Wind Wertschöpfungskette sowie den Aufbau einer ‚grünen’ Wasserstoffwirtschaft können nur im engen Dialog der Offshore-Windbranche mit der Politik in der erforderlichen Geschwindigkeit zielführend gestellt werden“, zieht WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler ein Fazit aus der Diskussion.