Im Braunkohlegebiet der nördlichen Oberlausitz entsteht ein Windpark mit bis zu 33 Windenergieanlagen wird nahe der Gemeinde Schleife. Die Projektentwickler von enercity haben hierzu eine Kooperationsvereinbarung mit den Eigentümern der Fläche, der Firma Forst Rohne, abgeschlossen. Sterr-Kölln & Partner beriet bei der wirtschaftlichen und rechtlichen Strukturierung des Vertrages. „Am Zug ist nun der Regionale Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien, der in dem Gebiet Windenergieanlagen erlauben muss. Erst dann kann das Genehmigungsverfahren für das zweistellige Millionen-Projekt starten“, heißt es bei Sterr-Kölln & Partner.
Das Projekt im sächsischen Landkreis Görlitz umfasst zwei Bauabschnitte. Zunächst vier Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 24 MW werden auf der Hochkippe entstehen, wo die aktuelle Regionalplanung Windeignungsstandorte ausgewiesen hat. Der zweite, größere Bauabschnitt umfasst 29 Windkraftanlagen im Wald mit insgesamt 174 MW Leistung. Diese rund 900 Hektar umfassenden Flächen müssen von den regionalen Planungsbehörden noch als Windeignungsstandorte ausgewiesen werden.
„Mit dem Projekt treiben wir den Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland weiter mit Nachdruck voran“, sagt Susanna Zapreva, Vorstandsvorsitzende der enercity AG. Der Windpark kann jährlich 540 GWh Ökostrom erzeugen. Für enercity sei das Projekt der nächste Schritt zur Erreichung des Wachstumsziels, bis 2025 ein Gigawatt Windenergieleistung im Eigenbestand zu betreiben.
Ausgleichsflächen: enercity forstet ökologisch wertvollere Wälder auf
Ausgedehnte Gebiete von Nutzwäldern wie im Landkreis Görlitz eigneten sich sehr gut für Windkraftanlagen, da hier die Abstände zur Wohnbebauung in der Regel größer als in der Freifläche sind. Zudem verringere sich bei dieser Lösung die Sichtbarkeit von Windkraftanlagen in der Landschaft, heißt es bei enercity. Bei den Ausgleichsmaßnahmen zu den Projekten achte der Regionalversorger darauf, ökologisch wertvollere Wälder anzulegen, die resilienter gegenüber Klimaschwankungen sind als die bisherigen Nutzwälder. „Fast die Hälfte des 11,4 Mio. Hektar messenden deutschen Waldbestandes ist naturferner Nutzforst“, betont enercity. „Nicht einmal 1.000 Hektar davon sind derzeit mit rund 2.000 Windkraftanlagen bestückt – nur 0,008 Prozent der Gesamtwaldfläche Deutschlands. Das birgt enormes Potenzial.“
Eine Windkraftanlage mit 5 MW Leistung benötigt rund einen Hektar Waldfläche (inklusive temporärer Bau-/Zuwegungsflächen, für die Betriebszeit sind es nur 0,5 Hektar). Die Windkraftanlage erzeugt rund 16 GWh Strom. Der durchschnittliche Klimaschutzbeitrag eines Hektars Wald beläuft sich auf etwa 10,4 Tonnen CO2. Die Klimaschutzwirkung eines für Windkraft genutzten Hektars Nutzwald wird so 600 Mal höher.
Konsortium will 500 Mio. € in „Ökologisches Kraftwerk“ investieren
Der Windpark ist ein erster Baustein eines geplanten „Ökologischen Kraftwerks“ in Schleife. Im März 2022 stellte die Gemeinde die Pläne für den Aufbau eines „autarken Dorfs“ vor. In Zukunft sollen neben der Windparkerweiterung ein Holzheizkraftwerk inklusive Lebensmittelproduktion und Wärmespeicher entstehen. Ein Konsortium plant 500 Mio. € zu investieren. Durch die Investition könnten dauerhafte Arbeitsplätze im dreistelligen Bereich vor Ort geschaffen werden. Zudem könne mit den Einnahmen auch die ökologische Aufwertung des Waldes finanziert werden.
Die Politik vor Ort unterstütze das Projekt, „doch es gibt auch kritische Stimmen von Naturschützern“, berichtet Sterr-Kölln & Partner. Die Akzeptanz vor Ort erhöhen soll ein Modell zur Bürgerbeteiligung an den Gewinnen. Auch die Gemeinde Schleife würde von dem Projekt ökologisches Kraftwerk finanziell profitieren. „Wird nur der Windpark errichtet, etwas weniger, kommen die anderen Bausteine hinzu, deutlich mehr.“