Dafür verpachtet Sasol langfristig eine Fläche an die Hamburger Energiewerke, die dort bis Ende 2024 ein Biomasseheizkraftwerk errichten wollen, teilten die HEnW mit. Durch die Dampflieferung aus dem Biomasseheizkraftwerk werde Sasols Brunsbütteler Werk jährlich etwa weitere 13.000 Tonnen CO2 einsparen können.
Die Planungen wurden gemeinsam entwickelt und reichten bis in das Jahr 2018 zurück, heißt es. Sasol nutzt am Standort Brunsbüttel bereits seit 2014 Dampf aus Biomasse für die Beheizung seiner Produktionsprozesse. Dieser Dampf stammt aus dem Biomasseheizkraftwerk auf der Südseite des ChemCoast Parks Brunsbüttel, an dem die HEnW Hauptanteilseigner ist. Der Bedarf des Chemieherstellers Sasol ist allerdings deutlich höher, erklärt Holger Heß, Einkaufsleiter des Sasol Werks Brunsbüttel: „Wir freuen uns, dass wir nun einen Vertrag zur Verdoppelung der Dampflieferungen aus regenerativer Biomasse abgeschlossen haben, wobei die Bedeutung des Liefer- und Abnahmevertrages für beide Partner immens ist.“
Gärreste werden ausschließlich aus EEG-Biogasanlagen bezogen
Das Biomasseheizkraftwerk soll als erstes Großkraftwerk in Deutschland nahezu ausschließlich mit gut abgepressten beziehungsweise getrockneten Gärresten betrieben werden. Diese veredelte feste Phase der Gärrestmengen werde ausschließlich von Biogasanlagen bezogen, die „nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz testiert“ sind. Für die regionale Landwirtschaft sei die Abnahme der geplanten Gärrestmengen von großem Vorteil, da es sich hier um überschüssige Mengen handele, die die regionale Landwirtschaft nicht verwenden könne.
Ergänzend sollen im Biomasseheizkraftwerk biogene Brennstoffe eingesetzt werden, die genauso wie die Gärreste die Anforderungen an die aktuelle Biomasseverordnung erfüllen. Im Kraftwerksprozess, der in Kraft-Wärme-Kopplung erfolgt, werden die getrockneten Gärreste thermisch für die Sasol-Dampflieferung und die Stromproduktion verwertet.
Mit der geplanten Belieferung von grünem Dampf kann Sasol in Brunsbüttel die Hälfte seines Dampfverbrauchs decken. Dies entspricht einer Emissionsreduzierung von bis zu 13.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Hamburgs städtischer Energieversorger rechnet in der Folge des Ausbaus mit einer jährlichen nachhaltigen Stromproduktion von über 90 GWh und einer Dampflieferung an Sasol von jährlich mindestens 70 GWh.
90 GWh Strom und 70 GWh Dampf aus Biomasse
Energiesouveränität sei gegenwärtig das wichtigste Ziel, betont der Hamburger Umweltsenator Jens Kerstan. Auch der Klimaschutz mache vor Stadt- und Ländergrenzen keinen Halt. „Ein sehr gutes Beispiel für einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität ist das hier in Brunsbüttel geplante neue Biomasseheizkraftwerk, das CO2-neutralen Prozessdampf erzeugen wird“, sagt Kerstan. „Die vermehrte Nutzung von grünem Dampf in der Industrie ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität und mehr Energiesouveränität.“
„Biomasseheizkraftwerke verbinden Effizienz und Nachhaltigkeit, weil sie neben erneuerbarem Strom gleichzeitig CO2-neutrale Wärme produzieren und so den Energieträger Biomasse bestmöglich nutzen“, sagt Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke. Jens Straatmann, Geschäftsführer der Sasol Germany GmbH, sieht im Bau des neuen Biomasseheizkraftwerks die Fortsetzung von Sasols Nachhaltigkeitsstrategie fort. „Mit den geplanten Dampfmengen haben wir uns ganzjährig einen erheblichen Anteil der Wärmeversorgung für unseren Standort gesichert.“
Bereits seit Jahreswechsel setzt das Sasol Werk in Brunsbüttel zudem bei zugeliefertem Fremdstrom komplett auf regenerative Energiequellen und hat hier mit regionalen Partnern PPAs (Power Purchase Agreements) abgeschlossen. Durch diesen grünen Fremdstrom sei es Sasol möglich, 2022 etwa 4.000 Tonnen CO2 einzusparen.
Aktuell steht der Bau der neuen Anlage noch unter Genehmigungsvorbehalt der zuständigen Behörde und ist darüber hinaus an die erfolgreiche Teilnahme an einem Ausschreibungstermin der Bundesnetzagentur im Jahr 2023 geknüpft. Beide Projektpartner sind optimistisch, dass das Projekt in die Umsetzung und im Frühjahr 2025 in Betrieb gehen wird.