Sitzung am 10.12.2015
Als Alternative für die künftig zurückgehende landwirtschaftliche Klärschlammverwertung kommen neben der Verbrennung auch andere thermische Verfahren in Betracht, beispielsweise die Pyrolyse oder die hadrothermale Carbonisierung. In Rheinland-Pfalz gibt es dazu erste Versuchsanlagen, unter anderem das PYREG®-Modul auf der Kläranlage des AbwZwV Linz-Unkel in Unkel. Sie ist seit knapp einem halben Jahr in Betrieb.
Die nahm der Fachbeirat zum Anlass, seine letzte Sitzung des Jahres, die traditionell auswärts stattfindet, sich selbst ein Bild von dieser Anlage zu verschaffen. Geführt wurden die rund 20 Werkleiter von der Werkleiterin des AbwZwV, Frau Dagmar Stirba. Sie wurde unterstützt von Herrn Manfred Tomalla, Inhaber der gleichnamigen Ingenieurgesellschaft und Planer der Gesamtwärmekonzeption. Auskunft über den Betrieb gaben zudem Mitarbeiter der Fa. PYREG, die die Pyrolyse-Anlage entwickelte und baute.
Der ausgefaulte Klärschlamm wird zunächst schrittweise auf eine Restfeuchte von rd. 8 % entwässert bzw. getrocknet. Das daraus resultierende Klärschlammgranulat wird im daran anschließenden Pyrolysereaktor des PYREG®-Moduls bei 650° C entgast und das Gas in einem speziellen FLOX®-Brenner verheizt. Faulung, Trocknung sowie das PYREG®-Modul sind in einem Gesamt-Wärmekonzept zusammengeführt und produzieren insgesamt gesehen einen Energieüberschuss in Form von elektrischem Strom, der wieder im Kläranlagenbetrieb eingesetzt wird. Die Kohle enthält insbesondere den wichtigen Roh- und Nährstoff Phosphor; dieser ist auch pflanzenverfügbar, so dass das P-Recycling durch Einsatz als Dünger möglich wird. Sämtliche organischen Mikroschadstoffe (z.B. Arzneimittel, Mikroplastik u.ä.) werden dabei zerstört; dagegen verbleiben insbesondere die Schwermetalle in der Kohle bzw. werden durch die Rauchgaswäsche gebunden.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen vor allem Fragen zum Dauerbetrieb der Anlage, zur Verwertung der Pyrolyse-Kohle sowie zur Wirtschaftlichkeit. Viele dieser Fragen werden jedoch erst nach der einjährigen Versuchsphase im Herbst 2016 abschließend zu beantworten sein. Die Pyrolyse-Kohle jedenfalls scheint nach derzeitigem Stand die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen für den Einsatz als Düngemittel in der Landwirtschaft zu erfüllen.
Die anschließende Sitzung des Fachbeirats konnte dankenswerterweise im Ratssaal der VG-Verwaltung Linz abgehalten werden. Der Hausherr, Bm Hans-Günter Fischer, begrüßte den Fachbeirat mit einem kurzen Grußwort. Auf der Tagesordnung stand zunächst das laufende Kooperationsprojekt "Regionale Klärschlammstrategien". Die grundlegende Datenerhebung ist nahezu vollständig abgeschlossen, die Antworten einiger Betreiber stehen allerdings noch aus. Derzeit werden die Daten auf Plausibilität geprüft und ggf. nacherhoben. Ziel der Datenerhebung bzw. der sich anschließenden Auswertung und Aufbereitung ist es, den Abwasserbetrieben die für die regionalen Kooperationen notwendigen Grundlagen bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Die als Auftakt für die Bildung regionaler Initiativen vorgesehenen fünf regionalen Veranstaltungen sind derzeit in Vorbereitung und werden im Februar und März 2016 stattfinden. Die Funktion dieser Veranstaltungen war auch im projektbegleitenden Beirat beraten worden, der am Vortag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengekommen war. Die Vertreter im Fachbeirat werden das Projekt und die weiteren Schritte auch über ihre jeweiligen Kreisgruppen begleiten und nach Kräften unterstützen.
Ein weiteres Thema der Sitzung war die Fortschreibung des Vertragsmusters zur Mitbenutzung der Gemeindestraßen durch die Werke bzw. zur Straßenoberflächenentwässerung. Inhaltlich klargestellt wird vor allem, dass im Falle gemeinsamer Maßnahmen (Neubau, Ausbau) die Kosten, die beiden Beteiligten zu Gute kommen (z.B. Gutachten, SiGeKo, Beweissicherung), im Verhältnis der Auftragssummen aufgeteilt werden. Diskutiert wurden aus dem Fachbeirat kommende weitere Anregungen zur Kostentragung bei Umleitung von Buslinien und zur Reinigung der Sinkkästen.