Aktuelle und letztjährige Starkregenereignisse zeigten, dass in verdichteten und kompakt gebauten Städten die Gefahr von Überflutungen ständig wachse. Zudem habe eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung bestätigt, dass der Aufwärtstrend zuvor nie dagewesener Starkregen zum Anstieg der globalen Mitteltemperatur passe, die von Treibhausgasen aus dem Verbrennen von Kohle und Öl verursacht werde.
„Flüsse und Natur brauchen wieder mehr Raum, um einen effektiven Hochwasser- und Naturschutz verwirklichen zu können“, unterstrich Bottermann. Die durch Starkregen mit großen Niederschlagshöhen und schweren Überflutungen entstehenden Schäden stellten einzelne Kommunen vor große Probleme. Eine Schwierigkeit sei, dass sich lokale Starkregen räumlich und zeitlich wesentlich schwieriger vorhersagen ließen als Flusshochwasser.
Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Förderarbeit begrüßt die DBU die Entscheidung der Bundesregierung, in den nächsten drei Jahren für einen besseren Hochwasserschutz 300 Millionen Euro bereitzustellen. Auch den Wechsel weg von einer ausschließlichen Fokussierung auf den Deichbau hin zum natürlichen Hochwasserschutz bewertet die DBU positiv. „Die Struktur der Flüsse wird seit Jahrhunderten durch Landwirtschaft, Schifffahrt, Wasserkraftnutzung und Bebauung stark beeinträchtigt. In Deutschland sind mehr als die Hälfte aller Bäche und Flüsse einschließlich ihrer Auen stark oder sogar vollständig verändert“, machte Bottermann deutlich.
Grund und Boden seien mittlerweile das knappste Gut. „Es ist überfällig, dass land- und forstwirtschaftliche Flächennutzung, die Flächeninanspruchnahme durch Besiedlung und der Erhalt der Biodiversität und damit der Flächenanspruch des Naturschutzes als ein zusammenhängendes Problem bearbeitet werden. Sektorale Betrachtungen und Lösungsansätze sind nicht zielführend“, kritisierte Bottermann.
Modellhafte Projekte wie eine Deichrückverlegung an der Mittleren Oder in Polen zeigten, dass eine Revitalisierung von Auen und Renaturierung von Fließgewässersystemen wertvolle Lebensräume erhalten und wiederherstellen könnten. Gleichzeitig schützten Revitalisierungsmaßnahmen und Pflege von Überflutungsflächen vorbeugend vor Hochwasser, erklärte Bottermann. Auch der Wiederanschluss von Altarmen sei neben dem Fließgewässer- und Artenschutz ein wichtiges Instrument für einen am Naturschutz orientierten Hochwasserschutz.