„Niveau der Versorgungssicherheit in RLP international nicht selbstverständlich“


Auch belege die hohe Teilnahme am Benchmarking das große Interesse der Kommunen an einer kontinuierlichen Verbesserung ihrer Leistungen bei der Daseinsvorsorge im Bereich Wasser und Abwasser, sagte Griese. Auf dieser Grundlage gelte es, Herausforderungen der Zukunft anzupacken – insbesondere die Energiewende. So sollte künftig verstärkt aus Klärschlamm Biogas erzeugt und zur Stromversorgung eingesetzt werden.

In Rheinland-Pfalz haben sich rund 134 kommunale Wasserversorger freiwillig einem Leistungsvergleich gestellt. Damit haben sich mehr als 70 Prozent der Unternehmen an mindestens einer der bislang vier durchgeführten Erhebungsrunden beteiligt. Griese wies zudem darauf hin, dass die gemeinsam mit Verbänden vereinbarte Preis- und Gebührentransparenz bundesweit vorbildlich ist. Ab sofort können die Rheinland-Pfälzer im Internet einheitliche Preis- und Tarifinformationen zur Höhe und Zusammensetzung der Wasser- und Abwasserpreise von allen teilnehmenden Unternehmen abrufen.

Mit Blick auf die Qualität der Wasserversorgung zeigte sich, dass bis auf einige wenige Ausnahmen alle Vorgaben uneingeschränkt eingehalten werden – sowohl bei den quantitativen als auch bei den noch wichtigeren qualitativen Erfüllungsgraden der Trinkwasseranalysen. Das Wasserverlustmanagement bescheinigt für den ländlichen, städtischen und großstädtischen Bereich geringe Wasserverluste. Selbst für die höchsten zehn Prozent der Unternehmen sind lediglich höchstens mittlere Wasserverluste festzustellen. Im Vergleich mit den Richtwerten für Schadensraten in Rohrnetzen handelt es sich bei allen Medianen um niedrige Schadensraten. Insgesamt kann ein überwiegend guter bis sehr guter Netzzustand festgestellt werden.

So präsentierte die Entwicklung der Leitungsschäden (Versorgung) von 2007 bis 2013 für die kontinuierlichen Teilnehmer nahezu stabile Werte von 0,06 Schäden pro Kilometer. Die Sanierungs- und Erneuerungsrate Netz bewegte sich bei den kontinuierlichen Teilnehmern um den Wert von 0,7 Prozent im 10-Jahresmittel und weist weder eine steigende noch eine fallende Tendenz auf.

Der Einsatz von Managementsystemen und insbesondere des Technischen Sicherheitsmanagements ist jedoch weiterhin ausbaufähig, heißt es im Bericht. Lediglich circa ein Fünftel der teilnehmenden Unternehmen verfügt aktuell über ein zertifiziertes Technisches Sicherheitsmanagement (TSM). Griese unterzeichnete im Rahmen der Vorstellung des Abschlussberichts eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Land und den wasserwirtschaftlichen Fachverbänden – DVGW und DWA, um das Instrument „TSM“ weiter zu verbreiten.


Hoher Entgeltbedarf bei ländlich geprägten Unternehmen verdeutlicht Bedeutung der Landesförderung


Beim Vergleich der normierten Investitionen in Neubau/Erweiterung und in den Bestand wird deutlich, dass – entgegen der Vorjahre – mittlerweile ein Mehr an Investitionen in die Bestandserhaltung gelenkt werden. Die Sanierungs- und Erneuerungsrate Netz (10-Jahres-Durchschnitt) sollte weiter auf einen durchschnittlichen Zielwert von mehr als einem Prozent pro Jahr gesteigert werden. Noch vorhandene energetische Einsparpotenziale sollten unbedingt weiter untersucht werden, heißt es in dem Abschlussbericht weiter.

Der hohe Entgeltbedarf bei den ländlich geprägten Unternehmen verdeutliche die Bedeutung der finanziellen Förderung des Landes, um vertretbare Wasserpreise zu gewährleisten. Es ist deutlich zu erkennen, dass die mittlere Kostenbelastung der Haushaltskunden mit 0,50 Prozent des verfügbaren Pro-Kopf-Einkommens außerordentlich niedrig ist. Es zeigte sich, dass die aus der Wasserversorgung resultierende Kostenbelastung der Haushalte mit zunehmender Besiedlungsdichte abnimmt. Der auf die Trinkwasserabgabe umgelegte Gesamtaufwand zeigte eine deutliche Abhängigkeit von der spezifischen Rohrnetzeinspeisung und damit der Art des Versorgungsraumes (ländlich, städtisch, großstädtisch).

In Rheinland-Pfalz zahlt ein vierköpfiger Musterhaushalt in einem Einfamilienhaus durchschnittlich 344,50 Euro pro Jahr für die Wasserversorgung. Die Spannweite für diesen Musterhaushalt reicht jedoch von circa 160 bis 525 Euro. Die Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs für Haushalts- und Kleingewerbekunden von 2007 bis 2013 zeigt einen nahezu konstanten Wert von 119 Liter pro Einwohner und Tag. Dieser Wert lasse allerdings nicht zwangsläufig auf stabile Trinkwasserabgaben schließen, sie sanken beispielsweise im Zeitraum von 2004 bis 2010 um circa sechs Prozent.

Die Ergebnisse des Leistungsvergleichs zeigen laut Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne), dass die Wasserversorgungs- und Abwasserbeseitigungsunternehmen in Rheinland-Pfalz einen hohen Umwelt- und Qualitätsstandard erreichen. Gleichzeitig werde deutlich, dass es wichtige Handlungsfelder gebe, wie die Kanalsanierung. Denn mit 77 Prozent ist der Bewertungsgrad des Kanalnetzes durchschnittlich. Da die schnelle Bewertung des Netzes unverzichtbar für eine strukturierte Kanalsanierung und für die Auswahl des Sanierungsverfahrens ist, sollten die Abwasserunternehmen durch die Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen hierin einen zukünftigen Schwerpunkt im Bereich der Eigenüberwachungsaufgaben sehen, heißt es dazu im Projektbericht.

Bei rund 13 Prozent der Kanäle besteht ein sofortiger bis kurzfristiger Sanierungsbedarf. Wie der Zeitreihenvergleich hervorbrachte, ist die kurzfristig sanierungsbedürftige Kanallängenrate von 2010 bis 2013 damit um 2 Prozentpunkte gesunken. Die kontinuierlichen Teilnehmer hätten auf die verbesserungsfähigen Werte im Bereich der sanierungsbedürftigen Kanallängenraten durch vermehrte Anstrengungen bei der mittleren jährlichen Kanalsanierungsrate reagiert.

Die ermittelte Anlagenauslastung im Bereich der Abwasserbehandlung bestätigt eine gute Entsorgungssicherheit. Vereinzelte Anlagenunter- beziehungsweise -überlastungen sollten, sofern technisch möglich, zum Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit genutzt werden.

Die Mediane aller Kläranlagen weisen mit 95 Prozent für den Chemischen Sauerstoffbedarf, für Gesamtstickstoff mit 82 Prozent und für Gesamtphosphor mit 84 Prozent sehr gute Reinigungsleistungen aus. Analog zur Wasserversorgung sollte auch im Bereich Abwasserentsorgung der Einsatz von Managementsystemen bedarfs- und größengerecht intensiviert werden – insbesondere für das Technische Sicherheitsmanagement.

Für die Abwasserentsorgung zahlt ein vierköpfiger Musterhaushalt in einem Einfamilienhaus 468,50 Euro. Die Spannweite reicht hier von 210 bis 710 Euro.                                             


Der Abschlussbericht Benchmarking Wasserwirtschaft aus Rheinland-Pfalz für das Erhebungsjahr 2013 sowie die Preis- und Tarifinformationsblätter sind auf den Internetseiten des Umweltministeriums unter www.mulewf.rlp zu finden.