Im 19. und 20. Jahrhundert wurden in Deutschland rund 30.000 Kilometer Flüsse begradigt, eingetieft oder aufgestaut, so die Stiftung. Weniger als zehn Prozent davon zeigen heute noch naturnahe Strukturen. Dies habe massives Artensterben zur Folge, weil dadurch die Lebensräume für Pflanzen und Tiere verloren gegangen seien. Zudem böten die verbauten Flüsse in den Städten nur wenig Anreiz für Erholungssuchende. Mit dem Ausbau der Kläranlagen habe sich in den letzten Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts in vielen Flüssen Mitteleuropas die Wasserqualität der Flüsse verbessert, sodass heute viele Bäche und Flüsse in vielfältiger Weise genutzt und erlebt werden können.
„Mit der Verlagerung von Gewerbe und Industrie eröffnen sich Chancen für die Stadtentwicklung und die Renaturierung sowie die Revitalisierung der Flüsse. Diese müssen noch mehr als bisher genutzt werden“, forderte Binder. Es sei noch mehr Einsatz der Verantwortlichen und Bürger für mehr Natur an den Gewässern in der Stadt notwendig. Auch wenn eine „Bilderbuchrenaturierung“ hin zu einem naturnahen Fluss in den Städten aufgrund beengter Platzverhältnisse und der Vielfalt an unterschiedlichen Interessen meist nicht möglich sei, so müssten wenigstens Strukturverbesserungen vorgenommen werden, um die Lebensbedingungen für Menschen, Pflanzen- und Tiere zu verbessern und die Freizeitnutzung zu fördern. Denkbar seien etwa Uferabflachungen, die den Zugang an das Wasser erlauben, Umgehungsgerinne an Wehren und Abstürzen, die die Durchgängigkeit für Fische ermöglichen sowie die Anpflanzung von standortgerechten Bäumen und Sträuchern, die zum Uferschutz und zur Beschattung beitragen.
Es gebe bereits gelungene Beispiele wie die Umgestaltung der Isar in München, die Renaturierung der Wertach in Augsburg, der Umbau der Emscher in Nordrhein-Westfalen und als kleinere Gewässer die Isenach in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz oder der Geis im hessischen Bad Hersfeld, die zeigten, welche Chancen Gewässer in der Stadt bieten können und Vorbild für weiter Projekte sein sollten.