Von den sonstigen regelmäßig untersuchten 44 Stehgewässern weisen der Antwort zufolge 23 einen aktuellen Phosphorwert zur – alle fünf Jahre gemessenen – Frühjahrszirkulation auf, der über dem Orientierungswert für eine dem guten ökologischen Zustand entsprechende Ernährungsstufe liege.
Beim Phosphoreintrag in die Seen spielen die diffusen Phosphoreinträge die wichtigste Rolle, heißt es weiter. In Einzelfällen könnten auch punktuelle Quellen hinzukommen, etwa Mischwasserentlastungen in Einzugsgebieten der zuführenden Bäche. Die atmosphärische Ablagerung von Phosphor werde besonders bei großflächigen Seen als relevant erachtet. Eine landesweite Bilanzierung über Phosphoreinträge in Stehgewässer liege nicht vor.
Im Hinblick auf die Fließgewässer heißt es in der Antwort, im Jahr 2016 sei der Gesamtphosphor-Schwellenwert für 76,6 Prozent aller berechneten Jahresmittelwerte der vom Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) beprobten Fließgewässer in Rheinland-Pfalz überschritten worden. Es sei aber seit dem Jahr 2000 eine stetige, aber äußerst langsame, in Stufen fortschreitende Veränderung zu geringeren Phosphorgehalten zu verzeichnen: In dem Jahr sei der Wert noch von 95,1 der beprobten Fließgewässer überschritten worden. Dem LfU seien die Fließgewässer bekannt, deren Gesamtphosphor-Konzentrationsjahresmittelwerte den Orientierungswert nach der Oberflächengewässerverordnung für die Fließgewässerbelastung mit Gesamt-Phosphor (TP) von 0,1 Milligramm pro Liter im Jahresmittelwert überschreiten. Da das LfU aber nicht die Kapazität habe, alle Fließgewässer in Rheinland-Pfalz zu überwachen, sei eine voll umfängliche Aussage zu allen Oberflächenfließgewässern nicht möglich.
Rund 53 Prozent der Phosphor-Einträge in rheinland-pfälzische Fließgewässer stammten aus Punktquellen, heißt es im Hinblick auf die Eintragswege von Phosphor in Oberflächengewässer. Das gehe aus den aktuellen Ergebnissen des bundesweit eingeführten Stoffeintrags-Modellwerkzeugs MoRE (Modelling of Regionalized Emissions) hervor. Dabei seien alle punktförmigen Einträge aus der kommunalen und industriellen Abwasserbehandlung sowie der Siedlungsentwässerung zusammengefasst. Rund 46 Prozent der P-Einträge stammten aus diffusen Quellen, die sich durch die Landnutzung und damit überwiegend durch die landwirtschaftliche Flächennutzung ergeben. Unter den diffusen P-Eintragspfaden sind der Antwort zufolge der partikelgebundene Eintrag über Erosionsrinnen von Äckern mit 19 Prozent sowie der Zufluss über das Grundwasser mit 22 Prozent die quantitativ bedeutsamsten. Rund ein Prozent der P-Einträge erfolgten über atmosphärische Ablagerung auf Gewässeroberflächen.
Phosphor kann der Antwort zufolge wie jeder andere Wasserinhaltsstoff über das Grundwasser in Seen und Flüsse gelangen. Insbesondere in Magmatiten und Tongesteinen könne Phosphor vorkommen; daneben könne Phosphor im oberflächennahen Grundwasser mit der Infiltration abwasserführender Oberflächengewässer und mit der landwirtschaftlichen Bodennutzung in Verbindung gebracht werden. Geogene Faktoren des Auftretens von Phosphor im Grundwasser liegen der Antwort zufolge lokal begrenzt im Bereich der Quartären Magmatite in der Eifel, der Tertiären Vulkanite im Westerwald sowie des Buntsandsteins im Pfälzerwald vor. Insbesondere in Rheinhessen und der Vorderpfalz sind im oberflächennahen Grundwasser verbreitet ortho-Phosphat-Werte bis zu 0,25 Milligramm PO43-/L, lokal auch Überschreitungen des Schwellenwertes von 0,5 mg PO43-/L, anzutreffen.
Bundesweit habe der Rückgang der Phosphor- und Stickstoffeinträge in die Gewässer im Zeitraum von 1985 bis 2014 vor allem an stark gesunkenen Einleitungen aus kommunalen und industriellen Kläranlagen gelegen – um knapp 80 Prozent bei Stickstoff und über 85 Prozent bei Phosphor. Die Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft sanken in der gleichen Zeitspanne deutlich geringer um etwa 35 Prozent, die Phosphoreinträge um gut 15 Prozent, schreibt das Umweltministerium. Die wesentlichen bundesweiten Eintragspfade sind den Angaben zufolge Punktquellen, Grundwasser, urbane Gebiete und Erosion.
Auf die Frage, welche Maßnahmen für die Landwirtschaft zum Schutz des Grundwassers und von Seen und Fließgewässern aus den Erkenntnissen über den Phosphorgehalt im Boden bereits abgeleitet worden bzw. geplant sind, verweist das Landes-Umweltministerium vor allem auf die novellierte Düngeverordnung, die unter anderem die Kontrollwerte für die Differenz von Zu- und Abfuhr im Nährstoffvergleich auf nur noch zehn Kilogramm Phosphat je Hektar herabsetzt. Darüber hinaus nennt die Antwort die neuen bundeseinheitlichen Vorgaben für das Fassungsvermögen von Anlagen zur Lagerung von flüssigen Wirtschaftsdüngern und flüssigen Gärrückständen. Demnach muss Gülle generell sechs Monate gelagert werden können. Betriebe mit hohem Tierbesatz oder ohne eigene Ausbringungsflächen müssen ab 2020 mindestens neun Monate Lagerkapazität vorweisen. Zudem sind die Länder verpflichtet, in Gebieten mit hoher Nitratbelastung sowie in Gebieten, in denen stehende oder langsam fließende oberirdische Gewässer durch Phosphat, das nachweislich aus der Landwirtschaft stammt, eutrophiert sind, mindestens drei zusätzliche geeignete Maßnahmen aus einem vorgegebenen Katalog von 14 Maßnahmen zu erlassen.
„Wenn 76,6 Prozent aller Fließgewässer einen zu hohen Wert aufzeigen, haben wir noch viel Arbeit vor uns“, sagte Andreas Hartenfels, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion. In Rheinland-Pfalz seien aber schon zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um den Phosphorgehalt in den Gewässern zu senken. So wurden zahlreiche Kläranlagen unterstützt durch das Umweltministerium modernisiert worden. Etwa 95 Prozent der gesamten Abwässer in Rheinland-Pfalz würden gezielt von Phosphor gereinigt. Die Antwort des Ministeriums zeige noch viel Handlungsbedarf bei der Ursachenbehebung, unter anderem beim Eintrag durch Düngemittel. Jutta Blatzheim-Roegler, die landwirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, sagte, mit der neuen Düngemittelverordnung bestehe nun eine Möglichkeit, den Phosphoreintrag durch die Landwirtschaft in Zukunft zu verringern. Die Düngebedarfsplanung und die Abstände zu Fließgewässern bei Düngemaßnahmen werden aller Voraussicht nach zu Verbesserungen bei unseren Gewässern führen.