Am Beispiel des Polders Ingelheim tauschten sich die Ministerinnen vor Ort unter anderem darüber aus, wie Maßnahmen zur Hochwasserrückhaltung mit der Wiedergewinnung früher vorhandener Auen kombiniert werden können, hieß es. „Gewässer und ihre Auen sind mit die dynamischsten und vielfältigsten Lebensräume, die es auf der Erde gibt. Die Wiederanbindung der Auen bedarf gerade an den großen Strömen wie Rhein und Elbe einer intensiven Abstimmung mit den dortigen vielfältigen Nutzungen. Nicht zuletzt die Sicherstellung der vorhandenen Hochwasserschutzziele bietet dabei immer wieder Anlass zur Diskussion, stellt aber auch eine große Chance dar, wie das Beispiel des Polders Ingelheim zeigt“, so Höfken.
Polder Ingelheim gutes Beispiel für Verbindung von Hochwasserschutz und Naturschutz
„Der Polder Ingelheim macht deutlich, wie Hochwasserschutz und Naturschutz Hand in Hand gehen. Mit der Anbindung der Aue wird dem Fluss wieder mehr Raum gegeben und es entsteht ein wertvoller Lebensraum für zum Teil seltene Tiere und Pflanzen. Und der Polder zeigt auch, wie die Umsetzung im Dialog mit den Menschen vor Ort so durchgeführt wurde, dass größtmögliche Akzeptanz entstehen konnte. Das kann uns in Sachsen-Anhalt Vorbild sein“, so Dalbert. „Im Hochwasserschutzprogramm ‚Flüssen mehr Raum geben’ in Sachsen-Anhalt wollen wir von den Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz profitieren. Es wird in Zukunft einen noch engeren Austausch auf der Fachebene geben.“
Da aus der Region schon früh Bedenken gegen die Planung und den Bau des Polders in der intensiv genutzten Rheinniederung zwischen Ingelheim und Mainz geäußert wurden, fand den Angaben zufolge schon zu einem frühen Zeitpunkt eine Begleitung des Projektes durch ein Moderationsverfahren statt.
Der Polder Ingelheim verbindet die beiden Ziele „Hochwasserschutz“ und „Auenrenaturierung“, da bis zu einem bestimmten Wasserstand zirka 20 Hektar der Polderfläche über ein gesondertes ökologisches Bauwerk geflutet und gemäß des Konzeptes „Pflege durch Nutzung“ – beispielsweise durch Ganzjahresbeweidung – genutzt werden, so die Ministerien.
Letzter Bauabschnitt des Rheinhauptdeiches in Rheinland-Pfalz fertig
Das rheinland-pfälzische Umweltministerium gab des Weiteren bekannt, dass der letzte Bauabschnitt des Rheinhauptdeiches in Rheinland-Pfalz fertiggestellt wurde. „Mit dem Abschluss der Bauarbeiten am Deichabschnitt zwischen der Schließe Fischsee und Mausmeer haben wir einen Meilenstein im Hochwasserschutzprogramm für die Region zwischen Worms und Mainz erreicht. Durch die Ertüchtigung der geschlossenen Rheinhauptdeichlinie wird der Schutz von rund 700.000 Menschen links und rechts des Rheins vor existenzbedrohendem Hochwasser deutlich verbessert“, sagte Umweltstaatssekretär Thomas Griese in Guntersblum anlässlich der Eröffnung des Bauabschnitts.
Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren sei die Ertüchtigung dieses Bereichs nun abgeschlossen. Die Kosten für die Deichsanierung, die unter der Federführung der SGD Süd vorgenommen wurde, beliefen sich den Angaben zufolge auf insgesamt rund 7,2 Millionen Euro.
Bei einem Versagen der Deiche am Oberrhein, wie letztmalig 1882/83 geschehen, müsse mit Schäden von 13 Milliarden Euro – davon allein sechs Milliarden Euro in Rheinland-Pfalz – gerechnet werden, so Griese weiter. „In Anbetracht dieses immensen Schadenspotenzials hat Rheinland-Pfalz ein umfassendes Maßnahmenprogramm zur Deichertüchtigung und zum Bau von Poldern aufgelegt, um den Hochwasserschutz am Oberrhein wieder auf das ursprünglich vorhandene 200-jährige Schutzniveau zu bringen“, so der Staatssekretär.
Griese erklärte, dass schon acht der zehn international vertraglich vereinbarten Rückhaltungen fertiggestellt und einsatzbereit seien. Auch das Programm zur Ertüchtigung der rund 180 Kilometer langen Rheinhauptdeichstrecke und die Sanierung der Schöpfwerke von der Grenze bei Lauterburg bis nach Bingen seien mittlerweile weit fortgeschritten. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels gehen wir aber noch einen Schritt weiter und planen am Oberrhein zwei Rückhalteräume für Extremhochwasser im Raum Hördt und hier in der Region, die dann eingesetzt werden sollen, wenn Hochwasser drohen, die die Bemessungsgrenzen der Deiche übersteigen.“