Mit der Tour durch 22 Städte will die Umweltorganisation insbesondere zeigen, „dass die Probleme der intensiven Tierhaltung nicht in abgeschotteten Ställen enden“, sondern dass sie vielmehr mit der Gülle in die Umwelt gespült würden. Bei der Tierhaltung in Deutschland fallen den Angaben zufolge jedes Jahr über 140 Millionen Kubikmeter Gülle an. Überschüssige Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat gelangen in Grundwasser, Bäche und Flüsse und anschließend ins Meer. Die Algenblüte mache m Extremfall das Übermaß sichtbar.
Der Nitratgehalt an 28 Prozent der Messstellen in Gebieten mit viel Landwirtschaft liege über dem gesetzlichen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter, schreibt Greenpeace unter Verweis auf zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) (EUWID 25.2017). Ist Trinkwasser zu stark belastet, müssten Wasserwerke sauberes Wasser beimischen, und reiche das perspektivisch nicht, helfe nur eine technische Reinigung. Die hohen Kosten dafür müssten die Verbraucher tragen.
Nitrat kann im menschlichen Körper zu giftigem Nitrit werden, das besonders für Schwangere und Säuglinge gefährlich sei, erläutert die Umweltschutzorganisation.
Sorge über multiresistente Keimen in Gewässern
Anlass zur Sorge bestehe auch im Hinblick auf den Nachweis von multiresistenten Keimen in Gewässern, die ebenfalls über die Gülle in der Umwelt landen. Durch den hohen Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung bildeten sich immer mehr Keime, die gegen gängige Antibiotika resistent sind. Nach einem Report der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sterben in Europa jährlich etwa 25.000 Menschen an multiresistenten Keimen.
Von Klöckner „vernünftige Düngeverordnung“ gefordert
Greenpeace verweist auf die Verurteilung Deutschlands durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) im Juni (EUWID 26.2018), weil die Bundesregierung zu wenig für den Schutz des Wassers unternehme. Nun drohten Strafzahlungen in Milliardenhöhe. „Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner muss endlich eine vernünftige Düngeverordnung auf den Weg bringen“, sagte Dirk Zimmermann, Greenpeace-Experte für Landwirtschaft. „Betriebe müssen alle Nährstoffe bilanzieren und in einem Kataster erfassen, wie viel Gülle wohin transportiert und ausgebracht wurde.“ Letztendlich liege die Lösung all dieser Probleme in einer Reduzierung der Tierbestände, so Greenpeace.
Die Tour ist in der vergangenen Woche in Hamburg und weiteren norddeutschen Städten gestartet und soll unter anderem Bremen, Krefeld, Köln, Karlsruhe und Bayreuth berücksichtigen. Die Ergebnisse sollen Greenpeace zufolge am Ende der Tour – letzte Station ist Braunschweig am 8. September – veröffentlicht werden. Nitrat und Phosphat ließen sich mit einem Schnelltest nachweisen; bei resistenten Keimen müsse dagegen ein Labor vornehmen.