Für Deutschland beträgt der als „gesamte Konsumentenrente“ definierte volkswirtschaftliche Mehrwert der Trinkwasserversorgung für die Jahre 2007, 2010 und 2013 im Durchschnitt 26 Milliarden Euro pro Jahr bzw. 7,30 Euro pro Kubikmeter oder 320 Euro pro Einwohner. Die Konsumentenrente war der Studie zufolge über die Zeit rückläufig, und zwar hauptsächlich aufgrund einer rückläufigen Wasserabgabe.
Große Unterschiede gebe es zwischen den beiden untersuchten Bundesländern: In Nordrhein-Westfalen ergibt sich den Angaben zufolge eine Nutzenstiftung für die Trinkwasserversorgung von 6,3 Milliarden Euro, in Sachsen von nur knapp 800 Millionen Euro. Der Unterschied sei auf die Bevölkerungszahlen, aber auch auf die deutlich verschiedenen spezifischen Wasserabgaben zurückzuführen. In Sachsen werden im Durchschnitt nur 85 Liter Wasser pro Einwohner und Tag genutzt, in NRW demgegenüber Liter pro Einwohner und Tag.
Der Schätzung der Alternativkosten liege ein Substitutionspreis von 30 Cent pro Liter oder 300 Euro pro Kubikmeter zugrunde. Davon ausgehend betragen die jährlichen Alternativkosten für Deutschland im Durchschnitt über 480 Milliarden Euro pro Jahr bzw. 5.900 Euro pro Einwohner oder 134 Euro pro Kubikmeter, heißt es in der Studie. Dieser ausgesprochen hohe Wert sei u. a. auf die empirisch ermittelte, sehr geringe Preiselastizität, auf die Annahme einer nichtlinearen Nachfragefunktion sowie auf den ca. 60-fachen Substitutionspreis für Flaschenwasser zurückzuführen.
Der Alternativkostenansatz stellt den Autoren der Studie zufolge einen methodischen Fortschritt gegenüber der Schätzung der gesamten Konsumentenrente anhand einer linearen Nachfragekurve dar, da er auf der Annahme einer konstanten Preiselastizität entlang der Nachfragekurve aufbaue und zugleich explizit auf die Möglichkeit zur Substitution der von der öffentlichen Trinkwasserversorgung genutzten Wasserressourcen verweise.
Des Weiteren heißt es in dem Projekt-Abschlussbericht, dass die Wassernutzung für die Gesellschaft dann besonders bedeutsam sei, wenn die bereitgestellten Endprodukte nicht oder nur zu hohen gesellschaftlichen Kosten substituiert werden könnten. Nicht nur die unternehmensbezogenen Effekte sind maßgeblich, sondern vor allem auch die auf die Konsumenten entfallenden Effekte vor dem Hintergrund von Alternativen.
Die Projektergebnisse könnten so dazu beitragen, in den vielfältigen Konflikten um die Gewässernutzung und den nachhaltigen Erhalt der Wasserkörper Prioritäten zu setzen. Zugleich könnten die Ergebnisse nach Auffassung der Studienautoren etwa dabei helfen, Positionen von Vertretern der wassernutzenden Sektoren anhand öffentlich zugänglicher Daten zu hinterfragen – denkbar sei es aber auch, dass deren Positionen bestätigt würden.
Die Studie, die unter anderem vom Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement der Universität Leipzig, der Aquabench GmbH, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und der Emscher Wassertechnik GmbH im Auftrag des UBA erstellt worden ist, steht auf der Homepage www.umweltbundesamt.de im Bereich Publikationen als Download zur Verfügung.