„Dass dies eine sehr moderate Entwicklung ist, zeigt sich auch daran, dass zeitgleich die Investitionen der Wasserversorger in ihre Infrastruktur in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Allein im Jahr 2018 werden die Wasserversorger voraussichtlich etwa 2,7 Milliarden Euro investieren“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser in Berlin. Auch das Statistische Bundesamt entkräftigte die Aussage der Grünen, denn die genutzten Zahlen seien für einen Preisvergleich nicht geeignet.
Laut der nun umstrittenen Analyse der Grünen-Fraktion im Bundestag, die Daten des Statistischen Bundesamts ausgewertet hat, sind die Trinkwasserpreise für Verbraucher in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zwischen 2005 und 2016 legten sie um 25 Prozent zu. Für einen Haushalt von zwei Personen bedeute dies Mehrausgaben von 50 Euro. Demnach haben gerade seit 2014 die Trinkwasserpreise stark angezogen.
Die Grünen fordern schärfere Gesetze für den Einsatz von Gülle, Pestiziden und Arzneien, die Grundwasser verunreinigten. Brunnen müssten zunehmend wegen Verschmutzung durch Nitratdünger und Arzneien aufgegeben werden. Zudem sinke der Wasserverbrauch pro Kopf seit Jahren, wodurch höhere Kosten für das Spülen der Leitungen entstünden. Teils müssten auch Netze verkleinert werden. Wasserversorger legten die Kosten oft auf Verbraucher um. „Die öffentliche Hand muss dafür sorgen können, dass die Kosten für unser Trinkwasser wieder fairer und solidarischer verteilt werden, um gerade Haushalte mit geringem Einkommen zu entlasten“, so die Grünen.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) erklärte, dass es sich bei den von der Grünen Fraktion herangezogenen Angaben um Zahlen aus der Preisstatistik, sondern aus der Umweltstatistik, genauer um die Erhebung der Wasser- und Abwasserentgelte handelt. Ein Zeitvergleich zwischen den Jahren 2005 bis 2016 kann den Angaben zufolge aufgrund von methodischen Umstellungen im Berichtszeitraum nicht vorgenommen werden. So seien die Daten ab 2014 wegen konzeptioneller Änderungen in der Auswertung mit den Vorjahren nicht vergleichbar.
Die Verbraucherpreisstatistik sei für einen Preisvergleich zwischen den Jahren 2005 bis 2016 als Quelle besser geeignet. Die Aussage, Trinkwasser wird immer teurer, ist in der Form für den kompletten Zeitraum 2005 bis 2016 anhand dieser Quelle nicht haltbar, so Destatis. Im Rahmen der Verbraucherpreisstatistik werden den Angaben zufolge unter anderem auch Preise für die Wasserversorgung privater Haushalte erhoben. Die Verbraucherpreise für Wasserversorgung seien im Zeitraum 2005 bis 2016 um 17,6 Prozent gestiegen.
Der BDEW erklärte, dass es richtig sei, dass ohne einen konsequenten Schutz der Trinkwasserressourcen in Zukunft Preissteigerungen drohen. „Wenn sich die gängige Düngepraxis nicht ändert, könnten erhebliche Mehrkosten auf die Verbraucher zukommen: Trinkwasser könnte in einigen Regionen um bis zu 62 Prozent teurer werden. Denn die zunehmende Verschmutzung des Grundwassers erfordert eine immer kostenintensivere Trinkwasseraufbereitung. Das zeigt ein BDEW-Gutachten zu den Kosten der Nitratbelastung“, so Weyand.