„Landwirte sollten immer nach Möglichkeiten suchen, den Nährstoffkreislauf nachhaltiger zu gestalten“, sagte Umweltkommissar Karmenu Vella. Dies werde die Kosten der öffentlichen Hand für die Behandlung von verunreinigtem Wasser senken und es sicher für den Trinkwassernutzung machen, was auch im langfristigen Interesse der Landwirte selbst liege.
Grundlage für den mittlerweile dritten Bericht waren hauptsächlich von den Mitgliedstaaten für den Zeitraum 2012 bis 2015 vorgelegte Daten, teilte die Kommission mit. Diese hätten auch zur kürzlich vorgeschlagenen Überarbeitung der EU-Trinkwasserrichtlinie beigetragen (EUWID 6.2018). Dank der EU-Nitratrichtlinie seien die Nitratkonzentrationen sowohl in Oberflächengewässern als auch im Grundwasser gesunken. Die Eutrophierung sei ebenfalls zurückgegangen, während sich das nachhaltige Nährstoffmanagement in der Landwirtschaft weiter verbreitet habe.
Trotz dieses insgesamt positiven Trends bereiten die Nitratbelastung und die Eutrophierung in vielen Mitgliedstaaten weiterhin Probleme. Sie müssen ihre Anstrengungen verstärken, um die Gewässer in der EU in einen guten Zustand zu bringen, unterstreicht die Kommission. So nehme der landwirtschaftliche Druck auf die Wasserqualität in einigen Regionen weiter zu. Auch würde die Verstärkung der Gewässerüberwachung die Vergleichbarkeit der Daten zur Stickstoffbelastung verbessern und ein detaillierteres Bild der Gesamtqualität der EU-Gewässer liefern, mahnt die Kommission zudem an.
Die durchschnittliche Tierbesatzdichte in den 28 EU-Mitgliedstaaten belief sich laut Bericht im Jahr 2013 auf 0,73 Großvieheinheiten (GVE) je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LGF). Die höchsten Besatzdichten wurden in den Niederlanden (3,57), Malta (2,99) und Belgien (2,68) verzeichnet, die niedrigsten in Bulgarien (0,21), Lettland (0,26) und Litauen (0,29). Im Vergleich zu 2010 ist die durchschnittliche Besatzdichte in der EU-28 um 2,9 Prozent zurückgegangen, stellt die Kommission fest. Der stärkste relative Rückgang an Besatzdichte sei aus Griechenland (-18,9 Prozent), Malta (-17,9 Prozent) und Dänemark (-14,4 Prozent) gemeldet worden, der stärkste Zuwachs aus Österreich (+ 7,2 Prozent), Irland (+ 4,5 Prozent), Finnland (+ 3,7 Prozent) und Deutschland (+ 3,5 Prozent).
Der Bericht bezieht sich des Weiteren auf Zahlen von Eurostat, wonach in der EU im Zeitraum 2012 bis 2014 rund 9,2 Kilotonnen (kt) Stickstoff aus Tierdung ausgebracht wurden. Das sei eine Verringerung um 2,6 Prozent gegenüber dem Zeitraum 2008 bis 2011. Beim Dungphosphat liege die Menge bei 1,61 kt, was einem Rückgang von 3,1 Prozent entspreche. Der Gesamtverbrauch an mineralischen Stickstoff- und Phosphatdüngern sei zwischen den Berichtszeiträumen 2008 bis 2011 und 2012 bis 2015 hingegen um vier bzw. sechs Prozent angestiegen. Auch nahm die Stickstoff- als auch der Phosphatnettobilanz von 31,8 auf 32,5 kg N/ha bzw. von 1,8 auf 2,0 kg P/ha zu. Somit wurden EU-weit potenziell größere Stickstoff- und Phosphatmengen an die Umwelt abgegeben als im vorangegangenen Zeitraum, wenngleich es zwischen den Mitgliedstaaten große Unterschiede gebe. Für 61 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche der EU bestehe die Verpflichtung, eine ausgewogene Düngebilanz zu erreichen, da diese nitratgefährdet seien.
Zum Thema Gewässerüberwachung merkt die Kommission an, dass die Mitgliedstaaten hierbei uneinheitlich vorgehen und es eine große Menge neuer Messstellen gibt, ohne dass ein EU-weiter Trend erkennbar wäre. Tatsächlich schwanke die Überwachungsintensität, z. B. hinsichtlich der Dichte der Überwachungsnetze und der Häufigkeit der Probennahmen, zwischen den Mitgliedstaaten stark und werde der wirklichen Belastung möglicherweise nicht immer gerecht. Die Zahl der für 2012 bis 2015 gemeldeten Grundwassermessstellen beziffert die Kommission auf rund 34.900. Das entspreche in etwa dam Wert im vorangegangenen Berichtszeitraum. Demgegenüber stieg die Gesamtzahl der gemeldeten Süßwassermessstellen an Oberflächengewässern um etwa 23 Prozent auf über 33.000 Stationen an.
Zur Grundwasserqualität im Zeitraum 2012 bis 2015 heißt es im Bericht, dass 13,2 Prozent der Messstellen einen Nitratwert von über 50 mg/l und 5,7 Prozent der Messstellen Werte zwischen 40 und 50 mg/l verzeichneten, was gegenüber dem vorangegangenen Berichtszeitraum eine leichte Verbesserung darstelle. Der Anteil der belasteten Grundwassermessstellen in Malta, Deutschland und Spanien am höchsten. Hier lagen die Messwerte bei 71 Prozent, 28 Prozent bzw. 21,5 Prozent bei durchschnittlich über 50 mg Nitrat/l. In Irland, Finnland und Schweden wurden indes im Schnitt an fast keiner Grundwassermessstelle Nitratwerte von über 50 mg/l gemessen. Beim Vergleich der Ergebnisse der Grundwasserüberwachung für den Zeitraum 2012 bis 2015 mit denen für 2008 bis 2011 blieb die Wasserqualität bei 74 Prozent aller Messstellen konstant oder verbesserte sich. Bei 26 Prozent der Messstellen habe sie sich jedoch verschlechtert. Der höchste Prozentsatz von Messstellen mit positiver Entwicklung wurde in Bulgarien (40,9 Prozent), Malta (46,3 Prozent) und Portugal (43,6 Prozent) festgestellt, während die meisten Messstellen mit negativer Entwicklung aus Estland (44,4 Prozent), Malta (43,9 Prozent) und Litauen (58,5 Prozent) gemeldet wurden.
Bei den Binnengewässern verzeichneten 64,3 Prozent der Messstationen Nitratwerte von weniger als 10 mg/l, zwei Prozent Konzentrationen zwischen 40 und 50 mg/l und 1,8 Prozent Werte von über 50 mg/l, was gegenüber dem vorherigen Berichtszeitraum eine Verbesserung darstelle, so die Kommission. Der höchste Anteil an Messstellen mit Konzentrationen von 50 mg/l oder mehr wurde aus Malta gemeldet, während Schweden, Irland und Griechenland den höchsten Anteil an Messstellen mit Konzentrationswerten von weniger als 2 mg/l mitteilten. Generell seien im Vergleich zum Berichtszeitraum 2008 bis 2011 positive Entwicklungen erkennbar, denn die Jahresmittelwerte der Nitratkonzentrationen seien bei 31 Prozent aller Süßwassermessstellen rückläufig, bei neun Prozent sogar sehr deutlich. Für die Hälfte der Messstellen bleibe die Situation allerdings unverändert. Die Süßwasserqualität habe sich an 19 Prozent aller Messstellen verschlechtert, bei fünf Prozent davon erheblich.
Insgesamt habe sich die Qualität der nationalen Aktionsprogramme durch verschärfte Maßnahmen und weiterentwickelte Düngemethoden verbessert, betont die Kommission in ihrem Bericht. So nutzten einige Mitgliedstaaten innovative Technologien zur Dungaufbereitung. Allerdings bleiben Herausforderungen bestehen, wie zum Beispiel die richtige Berücksichtigung aller Nährstoffeinträge aus verschiedenen Quellen und die Vermeidung von Nährstoffverlusten an Wasser und Luft durch ein effektives Düngemanagement. Hierzu gehöre auch die Dunglagerung. Für einige Mitgliedstaaten, die das Aktionsprogramm in ihrem gesamten Hoheitsgebiet anwenden, bestehe die größte Herausforderung darin, die Maßnahmen optimal auf die verschiedenen regionalen Belastungen und Hotspots auszurichten.
Die Kommission weist darauf hin, dass seit Juli 2017 geben sieben Mitgliedstaaten acht Vertragsverletzungsverfahren wegen Nichteinhaltung der Nitratrichtlinie anhängig seien. Wegen ihrer Aktionsprogramme laufen Verfahren gegen Deutschland, Wallonien in Belgien und Bulgarien. In Frankreich werden die Ausweisung des nitratgefährdeten Gebiets, in Griechenland und Polen das nitratgefährdete Gebiet und Aktionsprogramme und in der Slowakei die Überwachung, das nitratgefährdete Gebiet und Aktionsprogramme beanstandet.
Es muss verstärkt geprüft werden, wie Forschung und Innovation dazu beitragen können, Lösungen für einige der identifizierten Herausforderungen zu finden, fordert die Kommission in ihrem Bericht. EU-Forschungsprojekte könnten zur Entwicklung einer gemeinsamen Methodik für eine einheitlichere Eutrophierungsbewertung und zur Verbesserung der Überwachung der Wasserqualität, beispielsweise mittels moderner Überwachungsinstrumente, und zur Erarbeitung wirksamer Aktionsprogramme beitragen. Darüber hinaus müssten Governance, Dialog und die mit relevanten Interessenträgern (Agrar- und Umweltbehörden, Landwirte, Wasserversorgungsunternehmen und Wassernutzer usw.) koordinierten Maßnahmen verbessert werden. Außerdem kündigte die Kommission an, im Interesse einer größeren Transparenz, einer gezielteren Berichterstattung und eines geringeren Verwaltungsaufwands die im Bericht über „Maßnahmen zur Optimierung der Umweltberichterstattung“ geforderten Maßnahmen zu treffen