Das im Oktober gestartete Verbundvorhaben werde vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen der Forschungsinitiative „mFUND“ für drei Jahre gefördert. Die Kaiserslauterer Forscher erhalten dazu rund 690.000 Euro. Projektkoordinator seien die Berliner Wasserbetriebe (BWB).
Die starken Unwetter in diesem Jahr haben es gezeigt: „Die Gefahr von Überflutungen nimmt zu. Dies gilt auch für urbane Räume“, sagte Professor Theo G. Schmitt, der an der TUK im Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft forscht und sich auch damit beschäftigt, wie Städte und Gemeinden Folgen von Starkregen vermeiden können. Ein Konsortium von Berliner Behörden und Technikunternehmen arbeite an dem neuen Sensorsystem. „Es soll unter anderem helfen, den Verkehr direkt umzuleiten und Einsatzkräfte, aber auch andere Verkehrsteilnehmer in Echtzeit über die aktuelle Lage zu informieren“, erklärte Professor Wilko Manz, der an der TUK das Institut für Mobilität und Verkehr (imove) leitet. Der Fokus liege hierbei auf stark ausgelasteten und für den Verkehr bedeutsamen Straßenabschnitten.
Messsensoren ermitteln Wetterdaten und Wasserstände in den Straßen Berlins
Wie die Hochschule näher ausführte, werden die Kaiserslauterer Forscher um Schmitt zunächst in Berlin Stadtgebiete untersuchen, in denen die Gefahr einer Überflutung erhöht ist. Zum Einsatz kommen hierbei Messsensoren, die den Forschern Daten zum Wetter und zu Wasserständen in den Straßen – im Falle von Überflutungen – aus den entsprechenden Stadtteilen senden. Diese Daten wollen sie für Computersimulationen nutzen, mit denen sie analysieren werden, wie groß das Risiko ist, dass die Straßen überflutet werden. „Dabei spielen verschiedene Faktoren wie versiegelte Oberflächen oder das unterirdische Kanalsystem eine entscheidende Rolle“, sagte Schmitt. Das Modell zeige dabei in Echtzeit an, wie schnell sich das Regenwasser etwa auf einer stark befahrenen Straße ansammeln kann.
Parallel dazu wird das Team um Professor Manz in diesen Stadtgebieten verkehrskritische Strecken und Knotenpunkte identifizieren, für die Straßen-Überflutungen besondere Verkehrsbeeinträchtigungen bedeuten würden, berichtete die TUK weiter. Darauf aufbauend entwickeln die Ingenieure Strategien, um den Verkehr bei auftretenden Überflutungen für Autos, Busse und Rettungsdienste umzulenken. Hierbei spielen unter anderem Ampelschaltungen und Wegweiser eine Rolle. Darüber hinaus sei das autonome Fahren Gegenstand der Untersuchungen, um beispielsweise Autos und Busse bei einer Überflutung einfach umzuleiten. Alle Erkenntnisse sollen in eine Sensortechnik einfließen.
Verfahren auch für andere Städte geeignet
Das Verfahren werde zunächst in Berlin erprobt, könne aber auch in anderen Städten zum Einsatz kommen, hieß es weiter. Die Arbeiten seien Teil des Verbundvorhabens „Sensorbasierte Stadtgebietsanalyse für Starkregengefährdungen zur Warnung und Resilienz Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur (Sensare)“. Am Vorhaben beteiligt sind den Angaben zufolge neben der TUK und den BWB die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR), die Stromnetz Berlin GmbH (SNB) und die Senatsverwaltung Berlin (SenUVK und SenWEB). Zudem beteilige sich der Softwareentwickler e.sigma GmbH, das Urban Software Institute, das sich um die Verwaltung kommunaler Daten kümmern wird, sowie das Technikunternehmen Smart City Solutions, das das Sensor-Netzwerk entwickeln wird, an dem Vorhaben.