Klimawandel wirkt sich bereits heute auf Grundwasser in Baden-Württemberg aus


Nach einer schon zu Jahresbeginn 2017 sehr ungünstigen Ausgangssituation bewegten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen in Baden-Württemberg dem Bericht zufolge nahezu im gesamten weiteren Jahresverlauf auf unterdurchschnittlichem Niveau. Denn trotz einer über das gesamte Jahr gesehenen durchschnittlichen Niederschlagsmenge habe sich vergleichsweise weniger Grundwasser neu gebildet.


Entspannung der Situation durch regenreiches Jahresende 2017


So betrug die Sickerwasserrate 2017 dem Bericht zufolge lediglich 77 Prozent des langjährigen Mittels. Dies sei auf die Verteilung der Niederschläge im Winter- und Sommerhalbjahr zurückzuführen: Aufgrund der geringeren Lufttemperatur verdunste in den Wintermonaten deutlich weniger Niederschlag, entsprechend höher sei der versickernde Anteil. Das regenreiche Jahresende 2017 habe die Grundwasserstände ansteigen lassen und die Situation wieder entspannt. „Wie sich die aktuell andauernde Trockenheit und die Hitze der vergangenen Monate auf die Grundwasserstände auswirken wird, wird die nächste Bilanz im Jahr 2019 zeigen“, sagte Untersteller.


Kontinuierlicher Rückgang der Nitratbelastung


Nach wie vor stellt dem Bericht zufolge Nitrat die Hauptbelastung für das Grundwasser dar. Die Maßnahmen des Landes würden aber greifen. Seit 1994 habe die mittlere Nitratkonzentration landesweit von 29 Milligramm pro Liter um rund 23 Prozent auf 22,3 Milligramm pro Liter im Jahr 2017 abgenommen. Gegenüber dem Vorjahr 2016 sind die Nitratgehalte im vergangenen Jahr im landesweiten Mittel um 0,4 Milligramm pro Liter gesunken. An neun von zehn Messstellen im Land unterschreitet der Nitratgehalt den Schwellenwert der Grundwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.


20 Millionen Euro für Maßnahmen nach SchALVO


Die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) trage wesentlich dazu bei, dass wir in Baden-Württemberg die Nitratbelastung des Grundwassers Schritt für Schritt reduzieren. Seit 1988 verpflichtet die Verordnung die Landwirtinnen und Landwirte, in Wasserschutzgebieten die Flächen Grundwasser schonend zu bewirtschaften. Im Jahr 2018 stelle die Landesregierung für die mit den entsprechenden Bewirtschaftungsauflagen verbundenen höheren Kosten oder geringeren Erlöse rund 20 Millionen Euro bereit. Auch außerhalb von Wasserschutzgebieten werden freiwillige Grundwasser schonende Maßnahmen mit dem Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) unterstützt, sagte Agrarminister Peter Haue (CDU). Das Land stelle der Landwirtschaft dafür weiterhin finanzielle Mittel zur Verfügung.


Die ausgewiesenen Wasserschutzgebiete (WSG), in denen die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) gilt, nehmen den Angaben zufolge insgesamt etwas mehr als ein Viertel der Landesfläche ein. Nach SchALVO werden Wasserschutzgebiete in Abhängigkeit von der Nitratbelastung in sogenannte „Normalgebiete“ (81 Prozent der Wasserschutzgebietsflächen), „Problemgebiete“ und „Sanierungsgebiete“ (zusammen 19 Prozent der Wasserschutzgebietsflächen) eingeteilt -je nach Einstufung des Wasserschutzgebietes werden unterschiedliche Maßnahmen zur Verringerung der

Nitratbelastung umgesetzt.


Fallender Trend bei Nitratbelastung


In den hoch belasteten Sanierungsgebieten hat sich dem Bericht zufolge der seit 2001 insgesamt fallende Trend fortgesetzt: Die mittlere Nitratkonzentration habe sich seither um etwa 14 Prozent verringert. Im Jahr 2017 betrug der Wert 44,3 Milligramm pro Liter. Gegenüber dem Vorjahr sei 2017 eine Abnahme von 0,4 mg/l zu verzeichnen. In den Problemgebieten habe sich die mittlere Nitratkonzentration seit 2001 um etwa 12 Prozent auf nun 31,3 Milligramm pro Liter reduziert. Auch in den Normalgebieten seien seit dem Jahr 2001 Abnahmen von etwa 6 Prozent auf aktuell 14,1 Milligramm pro Liter zu verzeichnen.


Konzentrationen von Pflanzenschutzmitteln rückläufig


Die Konzentrationen von Pflanzenschutzmitteln seien überwiegend rückläufig. Die betroffenen Messstellen werden künftig weiter beobachtet. Die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln wird hauptsächlich durch alte Wirkstoffe und deren Abbauprodukte verursacht, die heute nicht mehr zugelassen sind, heißt es in dem Bericht. Diese Substanzen würden im Grundwasser nur sehr langsam abgebaut und werden daher noch lange nachzuweisen sein. Positive Befunde in Konzentrationen zwischen der Bestimmungsgrenze und dem Wert 0,1 μg/l liegen von sieben Stoffen vor, darunter fünf mit und zwei ohne Zulassung. Überschreitungen des Werts 0,1 μg/l werden durch 12 Stoffe verursacht, darunter vier zugelassene, fünf nicht mehr zugelassene Wirkstoffe und drei Metaboliten. Die meisten Überschreitungen treten laut Bericht bei Desethylatrazin mit rund 0,4 Prozent auf, es folgen Atrazin, Bromacil mit jeweils rund 0,3 Prozent und Hexazinon mit 0,2 Prozent. Bei den anderen Substanzen werde der Schwellenwert nur in Einzelfällen überschritten.


Wie es in dem Bericht weiter heißt,  wurden an rund der Hälfte der Messstellen Süßstoffe und an fast einem Drittel der Messstellen Benzotriazole, die als Korrosionsschutz sowie in Geschirrspülmitteln als Silberschutz zum Einsatz kommen, gefunden. Die Konzentrationen seien zwar überwiegend sehr gering, deuteten aber darauf hin, dass eine Abwasserbeeinflussung vorliege. Süßstoffe sind den Angaben zufolge in den angetroffenen Konzentrationen für den Menschen unbedenklich.


Keine kritischen PFC-Werte in Trinkwasserbrunnen


Landesweite Untersuchungen auf die in Mittelbaden und im Raum Mannheim im Boden gefundenen poly- und perfluorierte Chemikalien (PFC) zeigten, dass diese Stoffgruppe in der Umwelt überall zu finden sei. Die Grundwasseruntersuchungen im Jahr 2017 haben den Angaben zufolge ergeben, dass teilweise in bis zu 50 Prozent der 560 untersuchten Messstellen ein oder mehrere PFC-Verbindungen gefunden werden, allerdings in rund der Hälfte der Fälle in niedrigen Konzentrationen im Bereich knapp oberhalb der Bestimmungsgrenze. In keinem der 41 Rohwasserbrunnen- und -quellen der öffentlichen Wasserversorgung seien kritische Werte erreicht worden.