UBA: Stickstoffüberschuss der Landwirtschaft seit 20 Jahren fast unverändert zu hoch


Zuwächse gab es in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen in den Kreisen mit intensiver Tierhaltung. Die hohe Stickstoffzufuhr kommt zum einen durch die klassischen Dünger, wie Mineraldünger und Gülle, zustande. Zudem steigt die Belastung durch Gärreste aus der Biogaswirtschaft, die mittlerweile rund 15 Prozent der in der Landwirtschaft verwendeten Stickstoffmenge verursachen.   


Gegenmaßnahmen: Effizienzsteigerungund Begrenzung der Viehbesatzdichte


Als wirksamste Maßnahme zur Minderung der Stickstoffüberschüsse führt die Studie die Verbesserung der Effizienz des Stickstoffs aus der Wirtschaftsdüngung an. Werde die Effizienz von derzeit 60 Prozent auf 80 Prozent verbessert, würde der Überschuss der Nitrat-Flächenbilanz im Mittel um 15,6 kg N/ha landwirtschaftliche genutzter Fläche (LF) vermindert, in einzelnen Kreisen sogar bis zu 41 kg N/ha LF, heißt es in der Bilanz. Dafür müsse der Stickstoff in der Gülle und in den Gärresten aus Biogasanlagen so ausgebracht werden, dass er nicht als Ammoniak in die Luft entweicht und von den Pflanzen besser aufgenommen werden kann, erläuterte Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA.


Als weitere effiziente Maßnahme hätte die Begrenzung der Viehbesatzdichte auf der einzelbetrieblichen Ebene auf 3, 2,5 oder 2 Großvieheinheiten pro Hektar einen Abbau der Tierbestände zwischen 4,2 Prozent und sechs Prozent der Großvieheinheiten in Deutschland zur Folge, heißt es in der Bilanz weiter. Dort, wo hohe Nitratgehalte das Grundwasser belasten, können Krautzberger zufolge eine Begrenzung der Tierhaltung und eine Reduzierung der Stickstoffdüngung sinnvoll sein.


77 kg/ha Stickstoff verblieben überschüssig in der Umwelt


In Deutschland steht im Mittel der Jahre 2015 bis 2017 einer Zufuhr von insgesamt rund 226 Kilogramm Stickstoff pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche eine Abfuhr von rund 149 Kilogramm Stickstoff pro ha/LF und damit von 65,8 Prozent gegenüber. Damit seien 77 kg/ha Stickstoff sind überschüssig auf den Feldern und verblieben in der Umwelt. Dies entspricht 34,2 Prozent der gesamten Stickstoffzufuhr, heißt es in der Bilanz. Regional sei der Flächenbilanzüberschuss unterschiedlich verteilt; er bewege sich zwischen 51 kg N/ha LF für Brandenburg und 108 kg N/ha LF für Niedersachsen. 


 Wie es in der Bilanz weiter heißt, konnte mit den Nährstoffberichten für die Länder Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein erstmalig der Transfer von Wirtschaftsdüngern zwischen Kreisen bzw. Bundesländern in der Stickstoffbilanz berücksichtigt werden. In den Schwerpunktregionen intensiver Tierhaltung führten Gülletransporte in einigen Kreisen zu einer Verminderung der Stickstoffüberschüsse, während in den aufnehmenden Kreisen, wie in den Ackerbauregionen im östlichen Niedersachsen sowie im südlichen Nordrhein-Westfalen die Bilanzsalden erhöht würden. 


Krautzberger: Situation ist selbst verschuldet


Krautzberger erklärte, die Situation der Stickstoffüberschüsse habe Deutschland durch Untätigkeit selbst verschuldet. „Wer so lange viel zu wenig tut, darf sich nicht wundern, wenn die EU-Kommission gerichtlich auf die Einhaltung der Regeln pocht“, sagte Krautzberger. Deutschland wurde 2018 vom Europäischen Gerichtshof wegen Verstoßes gegen die Nitratrichtlinie verurteilt und zu wirksamen Minderungsmaßnahmen verpflichtet. Auch die 2017 novellierte Düngegesetzgebung wurde von der EU-Kommission nicht als ausreichend erachtet und muss daher abermals überarbeitet werden. Werde Deutschland nicht aktiv, drohten empfindliche Strafzahlungen an die EU – und es bleibe bei hohen Belastungen für Mensch und Umwelt, so Krautzberger.


Da im Übermaß ausgebrachter Stickstoff Gewässer, Klima, Luftqualität und die Biodiversität erheblich beeinträchtigt, lässt das UBA nach eigenen Angaben seit mehr als 20 Jahren den Stickstoffüberschuss in der Landwirtschaft berechnen. Für die nationale Flächenbilanz würden die Stickstoffmengen ermittelt, die mit der Düngung, mit dem Saatgut und aus der Luft auf die Äcker und Wiesen gelangen, und es werde ermittelt, wie viel Stickstoff mit der Ernte wieder entzogen wird. Die Differenz ist der Stickstoffüberschuss, der zur Gewässerbelastung beiträgt.


Aktualisierte Flächenbilanz Teilgröße der Stickstoff-Gesamtbilanz


Die nun aktualisierte Flächenbilanz auf regionaler Ebene sei neben der Stall- und Biogasbilanz eine Teilgröße der Stickstoff-Gesamtbilanz. Der Stickstoffüberschuss aus der Flächenbilanz habe im Mittel der Jahre 1995 bis 2017 zu 73 Prozent zum Gesamtüberschuss beigetragen. Die Stickstoffmenge, die im Mittel 2015 bis 2017 in die Biogasanlagen gelangte und dann als Gärrest auf die Felder ausgebracht wurde, betrug den Angaben zufolge rund 574.000 Tonnen oder 15 Prozent der in der gesamten Landwirtschaft verwendeten Stickstoffmenge. Vergleichsweise betrug 2015 bis 2017 der Anteil der Mineraldünger 46 Prozent der insgesamt verwendeten Stickstoffmenge. Erstmals systematisch erfasst wurden somit die regionalen Auswirkungen der Biogaserzeugung auf die Stickstoffflächenbilanzen in den Kreisen, so die Behörde.