Im Durchschnitt vermindere eine ökologische Bewirtschaftung in den ausgewerteten Untersuchungen die Stickstoffausträge um 28 Prozent (Median). Durch den Verzicht auf chemisch‐synthetische Pflanzenschutzmittel in der ökologischen Landwirtschaft werde der Eintrag von Wirkstoffen mit einer potenziell hohen Umwelttoxizität unterbunden. Auch bei Tierarzneimitteln könne aufgrund der Produktionsvorschriften für die ökologische Tierhaltung von deutlich geringeren Einträgen ausgegangen werden, heißt es in der Studie, die auf einer Auswertung wissenschaftlicher Veröffentlichungen basiert.
Hinsichtlich der Phosphoreinträge in Gewässer lassen die Produktionsvorschriften dem Thünen-Institut zufolge ebenfalls eine geringere Belastung erwarten. Für eine gut abgesicherte Aussage liegen dem Institut zufolge allerdings nicht genügend geeignete Studien vor, insbesondere weil vergleichende Untersuchungen zum Phosphorabtrag durch Erosion fehlten.
Zur Bewirtschaftung in Schutzgebieten zu empfehlen
Bei 71 Prozent der Vergleiche zeige die ökologische Variante im Hinblick auf den Austrag der kritischen Stoffgruppen Stickstoff und Pflanzenschutzmittel eindeutige Vorteile gegenüber der konventionellen Bewirtschaftung. Insofern könne der ökologische Landbau insbesondere auch zur Bewirtschaftung von Wasserschutzgebieten empfohlen werden. Zudem reduziere der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und die Minimierung des Einsatzes von Tierarzneimitteln das Risiko des Eintrags von Pflanzenschutzmitteln und Tierarzneimitteln in das Grundwasser.
Für den Bereich der Klimaanpassung heißt es in der Studie, dass wichtige Eigenschaften des Oberbodens, die zur Erosionsvermeidung und zum Hochwasserschutz beitragen, bei einer ökologischen gegenüber einer konventionellen Bewirtschaftung vergleichbare oder bessere Werte aufwiesen.
Vorteile bei Kohlenstoffgehalt, Aggregatstabilität und Infiltration
Der Gehalt an organischem Kohlenstoff im Boden und die Aggregatstabilität seien im Median im ökologischen Landbau 26 Prozent bzw. 15 Prozent höher; und bei der Infiltration sei ein Unterschied von 137 Prozent festgestellt worden. Da eine höhere Infiltration den Bodenabtrag und den Oberflächenabfluss reduziere, seien auch diese Werte im Median unter einer ökologischen Bewirtschaftung um 22 Prozent bzw. 26 Prozent niedriger. Dies habe vor allem am Klee- und Luzerne-Gras- Anbau gelegen.
Unterschiedliche räumliche Lösungsansätze erforderlich
Das Thünen-Institut vertritt in der Studie die Auffassung, dass die durch die Landwirtschaft verursachten Umweltprobleme jeweils durch einen spezifischen räumlichen Kontext gekennzeichnet seien und deshalb unterschiedliche räumliche Lösungsansätze erforderten. Beim Wasserschutz gehe es darum, die Belastung der Gewässer durch problematische Stoffgruppen zu minimieren, um dadurch die öffentlichen Kosten der Trinkwasseraufbereitung zu reduzieren. Wenn in einer Region beispielsweise die Stickstoffbelastung der Gewässer zu hoch sei, werde dieses Problem nur durch eine veränderte Managementpraxis wie die Düngeintensität in der betreffenden Region bzw. im jeweiligen Trinkwassereinzugsgebiet zu erreichen sein, stellt das Institut fest. Zur Problemlösung komme damit nur ein regionaler Lösungsansatz in Frage.
Grüne: Bundesregierung muss auf ihre Experten hören
Die Bundestagsfraktion der Grünen erklärte mit Bezug auf die Studie, die Bundesregierung müsse jetzt „auf ihre eignen Experten hören und auch auf nationaler Ebene zügig konkrete, schnell umsetzbare Maßnahmen vorlegen, um das riesige Öko-Potenzial und die Agrarwende einzuleiten“. Auch die Öko-Forschung muss die Bundesregierung endlich entschlossen angehen. Denn Öko-Forschung nützt allen und ist auch Voraussetzung für eine funktionierende Pestizidreduktionsstrategie. Studie festgestellt: Bio-Landwirtschaft hat enorme Vorteile für die Allgemeinheit. Die ökologische Bewirtschaftung bringt deutlich mehr Artenvielfalt, saubereres Grundwasser, höhere Bodenfruchtbarkeit und weniger Erosion. Öko-Landbau weist den Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft insgesamt. Das muss auch bei der Neuausrichtung der Europäischen Agrarpolitik (GAP) berücksichtigt werden.
Dass der ökologische Landbau als Hochwasserschutzmaßnahme gefördert werden sollte, hat die Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt (KBU) bereits 2016 in einem Positionspapier „Böden als Wasserspeicher“ empfohlen. Die Ansiedelung von Betrieben des ökologischen Landbaus oder Betriebsumstellungen auf ökologischen Landbau in Wassereinzugsgebieten, die durch Hochwasser oder Erosion gefährdet sind, sollte der KBU zufolge als Ausgleichsmaßnahme für Flächenverbrauch und Bodenversiegelung vorangebracht werden.
Die Ergebnisse der Studie wurden als Thünen-Report 65 veröffentlicht, der auf www.thuenen.de als PDF verfügbar ist.