Sicher sei, dass solche Partikel von Lebewesen aufgenommen werden. Das sei zwar nicht hinreichend, um toxische Effekte zu erwarten. Allerdings könnten kleinere Partikel in bestimmte Gewebe von aquatischen Organismen gelangen.
In den nächsten Jahren sei mit einer massiven Zunahme von Mikroplastik in der Umwelt zu rechnen, betonte Ivleva, die analytische Verfahren zur Identifizierung und Quantifizierung von Mikroplastik entwickelt. Ein generelles Plastik-Verbot hält sie jedoch für nicht zielführend, weil es ein vielseitig einsetzbares Material sei und viele Vorteile bringe. „Aber man muss Kunststoff richtig nutzen“, sagte sie. „Vor allem müssen wir den Eintrag von Kunststoff in die Umwelt verringern.“
Zu dem bislang geringen Kenntnisstand über die Folgen von Mikroplastik sagte die Wissenschaftlerin, bei den ersten Messungen von Mikroplastik habe man teilweise einfach optisch sortiert. Diese Methode sei sehr fehleranfällig. Ein Sandkorn und ein Plastikpartikel von weniger als einem Millimeter Durchmesser sähen sehr ähnlich aus. Daher sei die Entwicklung zuverlässiger und standardisierter Methoden wichtig, um die Messwerte vergleichbar zu machen. Ivleva nannte in diesem Zusammenhang das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „MiWa“, in dem in einer Probe aus der Elbe 3.000 Partikel chemisch analysiert wurden. Nur etwa eines von Tausend Partikeln sei tatsächlich Kunststoff gewesen.
Zur Analytik von Mikroplastik sagte Ivleva, dass zurzeit verschiedene Methoden durchgeführt würden. Thermoanalytische Methoden, gekoppelt mit Gaschromatographie und Massenspektrometrie, lieferten Werte für die Masse unterschiedlicher Plastiksorten und deren Additive in einer Probe, machten jedoch keine Aussagen über die Partikelgröße. Spektroskopische Methoden hingegen ermöglichten Informationen über die chemische Identität sowie Größe und Form von Mikroplastikpartikeln. Die Infrarot-Mikrospektroskopie sei in der Lage, Partikel bis ungefähr 20 Mikrometer automatisch zu analysieren.